Hallo und guten Tag
Gutes Benehmen la Knigge ist »In«

Mein Chef und Manfred unterhielten sich neulich über einen Adolph Freiherr Knigge. Der Mann hat mir noch nie einen Knochen spendiert und deshalb kannte ich diesen Namen überhaupt nicht. Doch die beiden hatten mich neugierig gemacht und deshalb suchte ich im Internet. Mit meinen Pfoten ist das zwar immer mühselig, aber der Reiz Neues zu erfahren, lohnt die Mühe. Freiherr Adolph Knigge war laut Internet ein deutscher Aufklärer und Schriftsteller. Über seine Familie, Kindheit, Jugend und Ausbildung können Sie, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser alles im Internet nachlesen. Mit den guten Manieren muss der Freiherr - habe ich das richtig verstanden - allerdings ein wenig auf  Kriegsfuß gelebt haben. 1771 bekam er eine Stelle als Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkammer beim Landgrafen Friedrich II zu Hessen - Kassel. Den Job wurde er allerdings schnell wieder los, weil er sich durch amtliche und gesellige Misshelligkeiten unmöglich gemacht hatte. Für seine Heirat mit der Hofdame Henriette von Baumbach sorgte die Landgräfin von Brandenburg - Schwedt. Adolph Knigge hatte sich wohl einen Spaß erlaubt und der Hofdame einen Schuh geklaut. Nach Auffassung der Landgräfin hatte er Fräulein von Baumbach damit bei Hofe bloß gestellt und deshalb ging es zum Standesamt. Am Hof von Herzog Carl August von Sachsen - Weimar erwarb er sich den Ruf als gern gesehener Kurzweilmacher. In dem satirischen Roman »Geschichte Peter Clausens« machte er seine wahre Meinung über die »erbärmlichsten Hofschranzen« und das »Hofgeschmeiße« bekannt. Die erste Ausgabe seines bekanntesten Werkes »Über den Umgang mit Menschen« wurde 1788 veröffentlicht. Eine Aufklärungsschrift für Taktgefühl und Höflichkeit mit den Generationen, Berufen und Charaktere sollte diese Schrift sein. Fälschlicherweise wurde dieses Buch später als Benimmbuch verstanden. Nicht unschuldig daran ist der Verlag, der nach Adolph Knigges Tod die Benimmregeln zufügte. Daraus wurde der Knigge. Zwischenzeitlich feiert Adolph Knigge fröhliche Urständ. Überall und immer wieder ist nach zulesen wie wichtig gutes Benehmen, höfliche Umgangsformen, feine Manieren und ein gepflegter Umgangston sind. Ob Geschäfts- oder Privatbriefe, Bewerbung oder Beruf, ob Wellness, Sauna, Handy, Boule oder Essen, für alles und jedes gibt es heute einen Knigge. Benimm-Seminare haben landauf landab Hochkonjunktur. Seriöse Zeitschriften weisen fast täglich auf die wichtige Rolle von Knigge hin. Nach meinen Bobachtungen gibt es allerdings Zeitgenossen an denen Knigge in der heutigen Form wohl spurlos vorbeigegangen ist. Soll ich Ihnen ein Beispiel nennen? Da wird eine ältere Dame in die Notfallambulanz des Singener Krankenhauses gebracht. Noch am gleichen Tag verschickt der »Gesundheitsverbund HBH-Kliniken - Nah bei Ihnen« eine schriftliche Zahlungsaufforderung. Ich zitiere wörtlich aus diesem Schreiben des Finanz- und Rechnungswesens ...«sind Sie gemäß ..... verpflichtet, diese unverzüglich, spätestens innerhalb von10 Tagen, nachzuentrichten.« Für den Fall, dass die Frist nicht eingehalten wird, werden im nächsten Absatz bereits die Folgen angedroht. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Natürlich muss bezahlt werden, aber kann man das vielleicht ein wenig freundlicher formulieren? Oder ist das zuviel verlangt? Sind die HBH-Kliniken wirklich so »nah bei den Patienten«, dass die Verwaltung keine Zeit hat  Briefe mit einem etwas moderateren Umgangston zu verschicken? Oder geht das nach dem Motto »unsere Kundschaft ist sicher«? Nächstes Beispiel: An der Kasse eines Supermarktes sucht eine Seniorin nach Kleingeld. Die Kassiererin ist ihr behilflich. Einer der wartenden Zweibeiner macht aus seiner Meinung keinen Hehl. »Die Alte soll mal vorwärts machen«, das ist nicht unbedingt gutes Benehmen oder irre ich mich da? Mit ein wenig mehr Höflichkeit und Rücksichtnahme könnten sich die Zweibeiner das Leben einfacher machen oder etwa nicht?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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