Hallo und guten Tag
Gesellschaft für musikalischen Machtmissbrauch

Die beste Freundin meiner Leibköchin kam zu Besuch. Genauer gesagt, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, Marlene schwebte ein. Sie ging wie auf Wolken und mit einem Lächeln im Gesicht wie von einem anderen Stern. Gleich hinter Marlene trudelte mein Kumpel Struppi ein. "Was ist denn mit Marlene geschehen", so lautete seine Frage. "Hast Du ihr außerirdisches Lächeln gesehen?" "Das fällt doch jedem auf, sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd", beantwortete ich die Fragen meines Freundes. Meine Chefin wusste nur, dass ihre Freundin in der Stadthalle der WOCHENBLATT - Hauptstadt war. Um Näheres zu erfahren hatte sie Marlene eingeladen. Am Telefon lockte sie noch mit Kirschtorte und Kaffee. Das brauchte sie nur einmal sagen, denn ihre Kirschtorten sind eine unvergleichliche Köstlichkeit. Wegen des schlechten Wetters fand das Kaffeekränzchen im Wohnzimmer statt. Um Näheres über Marlenes Seelenzustand zu erfahren (und ganz ehrlich um unsere Neugier zu stillen) trollten wir uns auch dorthin. "Welche Veranstaltung sie denn besucht habe", wollte die allerbeste Ehefrau wissen. Da sprudelte es aus der Freundin nur so heraus. Sie war beim "Fröhlichen Alltag" vom SWR. Sie musste da einfach hin, schließlich traten ihre Lieblinge auf. Auf die Musik der Flippers hat sie schon vor 35 Jahren gestanden; den Kommentar von Struppi dazu, erspare ich Ihnen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser. Dann schwärmte sie von G©raldine Olivier, die hatte wieder so schicke Klamotten an. Der Walter Möll sei auch aufgetreten und habe den OB gespielt. Dessen Erscheinen hätte sie beruhigt; denn schließlich habe der Walter auch graue Haare bekommen. Ganz im Vertrauen, was die Frauen so alles beschäftigt; der Knabe geht ganz langsam aber sicher auch auf die Sechzig zu. Marlene berichtete noch gut zwei Stunden in aller Ausführlichkeit über die Auftritte von Patrick Lindner, vom städtischen Blasorchester und vom Oberbürgermeister ohne Frau Wäber, den Chef der Maggi und den Schnupfverein zu vergessen. Meine Chefin kam überhaupt nicht mehr zu Wort; die Freundin redete wie ein Wasserfall, so begeistert war sie. Als Marlene dann endlich mal Luft holte, fragte meine Leibköchin nach dem Preis. "Das sei sehr günstig gewesen, meinte Marlene. Bei der Hauptprobe habe der Eintritt € 7,70 gekostet und am Abend dann € 8,70". Jetzt stellte mein Kumpel die Ohren. Die Preise dürften nach seiner Meinung demnächst nicht mehr zu halten sein. Wie er auf die Idee komme, wollte ich von ihm wissen. Struppi weiß, dass die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte - kurz Gema - die Abgaben für Konzertkartenverkauf bis 2014 auf 10 Prozent vom Bruttoumsatz erhöhen will. Auch die kleinste Veranstaltung mit Live-Musik soll dann mit entsprechenden Gebühren belegt werden. Struppi hat der Gema deshalb einen neuen Namen verpasst: "Gesellschaft für musikalischen Machtmissbrauch und Abzocke", das ist nach seiner Meinung auf vier Pfoten die richtige Bezeichnung dieser Firma. Mein Freund ist mal wieder sehr direkt. Doch bei längerem Überlegen muss ich ihm recht geben. Die Gema verkündet ganz lässig, dass die geplanten Erhöhungen zunächst nur die großen Konzertveranstaltungen betreffen. Dann werden diese Veranstaltungen teurer oder irre ich mich da? Wie sieht es dann zum Beispiel mit einem Konzert der Scorpions oder ähnlicher Größen auf dem Hohentwiel aus? Sind die Tickets für Normalsterbliche dann überhaupt noch zahlbar? Was geschieht dann mit kleineren Veranstaltungen? Bleiben dort die Leute weg, damit sie sich einmal ein großes Konzert leisten können? Müssen dann nicht zwangsweise auch die Eintrittspreise für die kleineren Veranstaltungen steigen? Oder fallen diese Veranstaltungen dann ganz flach? Kriegt der Walter Möll noch mehr graue Haare, wenn er daran denkt, dass die ganz Großen auf dem Hohentwiel nicht mehr finanzierbar sind? Wann zieht die Gema dann bei den "Kleinen" die Gebührenschraube weiter an? Wer - so frage ich mich - stoppt die "Gesellschaft für musikalischen Machtmissbrauch und Abzocke - kurz Gema" samt ihrer überall tätigen Spione?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.