Hallo und guten Tag
Gebrauchsanleitung für das Mikroskop
Wie Sie wissen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser, hat es uns (unsere Regierungen, Struppi und meine Wenigkeit) über die Feiertage wieder einmal in den Süden gezogen. Weit südlich von Neapel schlugen wir bei Berta, Giovanni und Lumpi unsere Zelte auf. Zur Beruhigung der Tierschützer will ich gleich sagen, dass unsere Regierungen auf der Reise für genügend Auslauf und Bewegung sorgten; deshalb dauerten Hin- und Rückreise auch jeweils zwei Tage. Doch zurück zu unseren Gastgebern. Wir fühlten uns gleich wieder wie daheim. Sofort nahmen wir Vierbeiner den Garten in Beschlag; hier konnten wir wie immer herrlich spielen und zu dritt war das besonders reizvoll. Silvester wurde natürlich vorbereitet, aber mit südländischer Gelassenheit. »Was wir vergessen haben, wird auch nicht gebraucht«, so lautete das Motto von Berta. Ehrlich gesagt, das fand ich genial. Wie viel Aufregung könnte man sich vor Festtagen mit diesem Motto auch nördlich der Alpen sparen, gell? ! Im Garten tranken die Zweibeiner einen Aperitif. Wie das Getränk hieß, weiß ich bis heute nicht. Doch Berta hatte es hausgemacht und alle lobtenden seinen Geschmack. Eigene Oliven und getrocknete Tomaten aus eigener Produktion ergänzten das Ganze. Meine Leibköchin, Struppis Chefin und Berta wollten sich für den Abend noch besonders hübsch machen. Das hieß im Klartext, die Damen zogen sich zwecks Verschönerung zurück. Wir Vierbeiner haben die Prozedur eine Weile beobachtet und davon will ich Ihnen kurz berichten. Gesichtspflege mit Maske und allem Trallala stand zuerst an. Marianne (gehört zu Struppi) hatte kurz vor der Abreise noch eine neue Gesichtsmaske entdeckt, diese sofort gekauft und mitgebracht. Alle drei wollten die Wunderwaffe ausprobieren und hier begann der Ärger. Berta hielt sich die Tube direkt vor die Nase, dann streckte sie - immer die Tube in der Hand - den Arm ganz weit von sich weg und war so schlau wie vorher.»Lass mich es mal versuchen«, kam dieAufforderung von Marianne. Erst probierte sie die Methode »angewinkelter Arm - gestreckter Arm« nach dem Beispiel von Berta. Dann schob sie ihre Brille ganz nach unten auf die Nasenspitze; das half auch nicht weiter. Meine Leibköchin probierte die Methode »Vergrößerung durch die Gleitsichtbrille« erfolglos aus. Lasst uns im PC nachschauen. Da müssten wir doch eine Produktinformation finden oder nicht. Wie die drei Musketiere sind sie gemeinsam an den PC geeilt. Nach einer halben Stunde ergebnisloser Suche entfernte sich Berta um die Haare zu waschen und die Pflegespülung einwirken zu lassen. Die allerbeste Ehefrau und Marianne suchten tapfer weiter. Plötzlich stand Berta wieder da. »Kann mir eine von Euch sagen, ob ich die Spülung auswaschen muss oder nicht«, so lautete die Frage. Die Antwort stand auf der Rückseite. Dummerweise war sie nicht lesbar. Nein, nein, die Anwendungshinweise waren weder in chinesisch noch in einer anderen fremden Sprache geschrieben. Die Schriftzeichen waren einfach so klein, dass sie nicht lesbar waren. Berta hatte jetzt genug und mit südländischem Temperament bat sie Giovanni die Lupe zu bringen. Endlich unter Zuhilfenahme der Lupe wurden die Texte lesbar und die drei Damen konnten ihr Schönheitsprogramm zu Ende bringen. Beim gemeinsamen Silvesteressen kam das Gespräch noch einmal auf die unlesbaren Anwendungshinweise. Zu meinem großen Erstaunen erzählten die Männer, dass auch sehr viele Gebrauchsanweisungen für Werkzeuge unleserlich, weil zu klein geschrieben sind. In den letzten Wochen und Monaten habe ich doch immer wieder gelesen, gehört und gesehen, dass Hersteller und Werbebranche die »jungen Alten« als interessanten, weil zahlungskräftigen Kundenkreis entdeckt hätten. Ist es eigentlich kundenfreundlich, wenn Anwendungshinweise oder Gebrauchsanweisungen nur mit der Lupe zu entziffern sind? Übrigens: Diese Minischriften sind nicht nur für junge Alte und Senioren ein Problem, auch junge Zweibeiner haben damit Schwierigkeiten.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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