Hallo und guten Tag
Erste Wahl nur für die Post-Großkunden?

Struppi kommt schwanzwedelnd um die Ecke, brummt etwas von »Ich bin die Christel von der Post und bei der Post geht's nicht so schnell, ja bei der Post geht's nicht so schnell«. Mit meinem Kumpel stimmt was nicht und ich beginne mir Sorgen zu machen. Hat ihn eine Zecke gebissen und seine Gedanken durcheinander gebracht oder hatte er einen Unfall? Na ja, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser, solche Gedanken kommen eben, wenn der Freund total neben sich steht. Der Weiberheld auf vier Pfoten, diese tierische Ausgabe von Casanova, singt »ich bin die Christel von der Post«, da muss einem doch bange werden oder nicht? »Struppi bist Du krank?« »Wie kommst Du denn darauf, mir geht es blendend. Doch bei den Zweibeinern geschehen Dinge, die mich immer wieder überraschen und verwundern.« »Weshalb singst Du dann um alles in der Welt dieses Lied?« »Das bei der Post geht's nicht so schnell, hat mir so irrsinnig gut gefallen und dann lieferte die Post auch noch den Beweis mit der Postkarte, die nach 44 Jahren zugestellt wurde. Deshalb summe ich diese Melodie«. Eigentlich ist das doch ein netter Dienst am Privatkunden, wenn eine nicht ausreichend frankierte und mit falscher Postleitzahl versehene Postkarte 44 Jahre nach dem Absendetag 100 Kilometer entfernt zugestellt wird, finden Sie nicht? Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Post Großkunden bevorzugt bedient. Um mir mal ein Bild zu machen, habe ich meine Pfoten bemüht und einen Blick ins Internet geworfen. Beim Blick in den Geschäftsbericht 2005 der Deutschen Post habe ich nicht schlecht gestaunt. Unter dem Titel »Der Konzern im Überblick« ist folgendes nachzulesen: Deutsche Post WorldNet ist Ende 2005 der Weltmarktführer in der Logistik. Unsere Marken Deutsche Post, DHL und Postbank stehen für das Management und den Transport von Briefen, und noch mehr. Mehr als 500.000 Mitarbeiter in über 220 Ländern und auf allen fünf Kontinenten unterstützen unsere Kunden dabei, in ihren Märkten durch überlegene Logistikleistungen noch erfolgreicher zu sein. Die Post will nach einem der Konzernwerte ihre Kunden erfolgreich machen, deshalb sind Kundenorientierung und Qualität auch Kernziele des neuen strategischen Programms »First Choice« = »Erste Wahl«. Zu den Geschäftszahlen im Einzelnen will ich gar nichts sagen. Mein Blick geht Richtung Kundenorientierung und »Erste Wahl«. Die so genannte Infopost mit Vermerken wie »Vielleicht haben Sie schon eine monatliche Rente von 2.000 Euro gewonnen« oder ähnlich wichtige Briefe, bedeuten doch sicher, dass die Post im riesigen Stil mit Adressen handelt oder täusche ich mich da? Gibt es am Ende einen Zweibeiner, der noch keine Infopost bekommen hat? Ist es kundenorientiert, wenn Briefkästen einfach abgehängt werden? Die Postämter haben auch andere Dienstleistungen großzügig erweitert. Konnten mein Chef und die allerbeste Leibköchin früher während der Mittagszeit ihre Postgeschäfte erledigen, so ist jetzt am Mittag geschlossen. Weshalb gibt es unterschiedliche Öffnungszeiten der Postämter? Rechnen Sie ja nicht damit, dass das Postamt in der Nachbarstadt genau solange geöffnet hat wie das Heimatpostamt; die Kunden sollen sich gefälligst informieren bevor sie sich auf den Weg machen, so einfach ist das. Haben Sie sich schon einmal bewusst die Leerungszeiten der Briefkästen angeschaut? Außer sonntags gibt es zum Beispiel an der Hauptpost der WOCHENBLATT-Hauptstadt keine Vormittagsleerung. In der Stadt Engen mit mehr als 10.000 Einwohnern erlaubt sich die Postbank ihren EC-Automaten abzubauen. Die Postbankkunden müssen entweder nach Singen fahren oder die fälligen Kosten schlucken, wenn sie bei der Sparkasse oder der Volksbank in Engen Geld abheben. Ist das vielleicht Kundenfreundlich? Mein Fazit: Lieschen Maier und Hans Schmidt sind unwichtige, unrentable Privatkunden, wichtig sind nur die Großkunden, die rechnen sich. Eine Frage noch zum Schluss: Wer besitzt eigentlich die Kapitalmehrheit an der Deutschen Post?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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