Hallo und guten Tag
Eine klassische Fehlinformation

Liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser vor einigen Wochen habe ich Ihnen ein Gedicht vorgestellt, das mir beim Schmökern im Internet in die Pfoten fiel. Zur Erinnerung kommt es hier noch einmal:

Wenn die Börsenkurse fallen, regt sich Kummer fast bei allen, aber manche blühen auf: Ihr Rezept heißt Leerverkauf. Keck verhökern diese Knaben, Dinge, die sie gar nicht haben, treten selbst den Absturz los, den sie brauchen - echt famos! Leichter noch bei solchen Taten, tun sie sich mit Derivaten: Wenn Papier den Wert frisiert, wird die Wirkung potenziert. Wenn in Folge Banken krachen, haben Sparer nichts zu lachen, und die Hypothek aufs Haus heißt, Bewohner müssen raus. Trifft•s hingegen große Banken, kommt die ganze Welt ins Wanken - auch die Spekulantenbrut zittert jetzt um Hab und Gut! Soll man das System gefährden? Da muß eingeschritten werden: Der Gewinn, der bleibt privat, die Verluste kauft der Staat. Dazu braucht der Staat Kredite, und das bringt erneut Profite, hat man doch in jenem Land die Regierung in der Hand. Für die Zeche dieser Frechen hat der kleine Mann zu blechen und - das ist das Feine ja - nicht nur in Amerika! Und wenn die Kurse wieder steigen, fängt von vorne an der Reigen- Ist halt Umverteilung pur, stets in eine Richtung nur. Aber sollten sich die Massen das mal nicht mehr bieten lassen, ist der Ausweg längst bedacht: Dann wird ein bißchen Krieg gemacht.

Laut bellend habe ich verkündet, daß dieses Gedicht vor über 80 Jahren - im Jahr 1930 - von keinem Geringeren als Kurt Tucholsky verfaßt wurde. Meine Nase mahnte mich schon damals zur Vorsicht; doch habe ich darauf nicht reagiert, obwohl ich mich doch auf mein ausgezeichnetes Riechorgan verlassen kann. Tatsächlich wurde das Gedicht wurde von Richard G. Kerschhofer verfaßt. Unter dem Pseudonym "Pannonicus" schreibt er jede Woche für die Preußische Allgemeine Zeitung. Die Verse wurden erstmals am 27. September 2008 in genau dieser Zeitung abgedruckt. Für den Nachweis einer Veröffentlichung des Gedichts vor dem 27.09.2008 bot der Autor 500 Euro. Konrad Badenheuer, Chefredakteur der Preußischen Allgemeinen Zeitung verdoppelte den Betrag dann auf 1.000 Euro Die Herren sind sich ihrer Sache also sehr sicher.

So, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, bin ich einer Fehlinformation aufgesessen und auf die Schnauze gefallen. Da ich als Vierbeiner keinen Verstand besitze, werde ich mich künftig doch wieder auf meine Nase verlassen. Denn mein Riechorgan ist unbestechlich und um ein vielfaches besser als die Nase der Zweibeiner. Dem Autor Richard G. Kerschhofer und der Preußischen Allgemeinen Zeitung belle ich ein "Entschuldigung" und hoffe, daß diese im fernen Hamburg ankommt.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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