Hallo und guten Tag
Ein Maulkorberlass für ausdauernde Spürnasen?
»Also, bei der diesjährigen Verleihung der Grimme-Preise war der Wurm drin. Ein Preisträger erschien nicht (der hatte den Herrn in Ankara beleidigt) und gegen den zweiten ermittelt die Staatsanwaltschaft. Das ist doch eigenartig oder nicht?«, so Struppis Frage. Bei so schwierigen Dingen kann nur Bruno helfen; gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Kaum angekommen platzte er mit seiner Frage heraus. »Also, der Reihe nach«, brummte der Professor. »Das Grimme-Institut in Marl gehört zu einem kleinen Kreis von Forschungseinrichtungen in Europa, die sich mit Medienkultur befassen. Das Institut trägt den Namen des Kulturpolitikers und ersten deutschen Generaldirektors des Nordwestdeutschen Rundfunks Adolf Grimme. Der Grimme-Preis ist der wichtigste deutsche Fernsehpreis und wurde dieses Jahr zum 52. Mal verliehen. Er wird in den Kategorien Fiktion, Unterhaltung, Information, Kultur und erstmals für Kinder- und Jugendproduktionen vergeben. Es gibt kein Preisgeld; es werden Fernsehsendungen gewürdigt, die vorbildlich und modellhaft sind. Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann erhielt die Auszeichnung für seinen satirischen Beitrag über den früheren griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis. Er war aus bekannten Gründen nicht anwesend. Daniel Harrich wurde für seinen Beitrag »Tödliche Exporte – Wie das G-36 nach Mexiko kam« zum Thema illegaler Waffenhandel und seine besondere journalistische Leistung geehrt. Der Film beschreibt unter anderem, wie mit den illegal gelieferten Waffen bei Unruhen Menschen getötet werden. Seine Recherchen verarbeitete Harrich außerdem in dem Spielfilm »Der Meister des Todes« und in dem Buch »Netzwerk des Todes – Die kriminellen Verflechtungen von Waffenindustrie und Behörden«. Der Journalist und seine Mitautoren beschäftigten sich intensiv mit der Lieferung von Gewehren aus Oberndorf nach Mexiko. Genauer gesagt lieferte Heckler & Koch in mexikanische Bundesstaaten für die keine Genehmigung vorlag. Interne Schreiben des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) und des Bundesausfuhramtes (Bafa), die eine fragwürdige Kooperation der beiden Behörden mit den Waffenschmieden vom Neckar aufzeigten, wurden ebenfalls veröffentlicht. Interessanterweise hat die Staatsanwaltschaft mehr als fünf Jahre gebraucht, um Anklage gegen den Waffenbauer zu erheben. Damit es überhaupt soweit kam, hat Daniel Harrich den Ermittlern einen großen Teil seiner Unterlagen zur Verfügung gestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen ihn und seine Kollegen wegen des Verdachts verbotener Mitteilungen aus einem Verfahren«, so unser Dicker. Kann es wirklich sein, dass die Staatsanwaltschaft gegen Journalisten ermittelt, die Ihnen viele Informationen geliefert haben? Nach dem Motto »Maulkorberlass für Journalisten zum Schutz von illegalen Waffenexporten«, kann das wirklich sein?
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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