Hallo und guten Tag
Ein harter Kampf um das Olivenölfläschchen
Von der EU-Kommission hört man selten etwas Gutes. Vor kurzer Zeit hatte der EU-Agrar-Kommissar in Brüssel eine »zündende« Idee. Dacian Ciolos wollte die offenen Karaffen mit Olivenöl in den Restaurants verbieten lassen. Ab Januar 2014 hätten die Restaurants nur noch Einwegflaschen mit Etiketten zu Herkunft und Qualität anbieten dürfen. »Zum besseren Schutz der Verbraucher vor Etiketten-schwindel und minderwertiger Qualität«, lautete die offizielle Begründung. Doch Dacian Ciolos hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht; das Echo kam postwendend. Es gab ein Donnerwetter von Europa-Parlamentariern. Karl-Heinz Florenz (CDU-EVP) berichtete, dass ein Ausschuss diesen Irrsinn – ohne Beteiligung des EU-Parlaments – auf den Weg gebracht hat. Zahlreiche EU-Abgeordnete – darunter Karl-Heinz Florenz – haben gemeinsam einen offenen Brief an den Kommissionspräsidenten Jose-Manuel Barroso und die zuständigen Kommissare gesandt. Die Abgeordneten hatten Erfolg und die Ölkännchen dürfen vorerst bleiben. Vom Tisch ist die Sache allerdings nicht, denn der rumänische EU-Kommissar will neue Vorschläge präsentieren. Nach meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten stecken die kleinen Olivenbauern aus dem Süden nicht hinter dieser Schnapsidee. Einwegfläschchen und ein zusätzlicher Herkunfts- und Qualitätsnachweis sind mit zusätzlichen Kosten verbunden, daran haben die Kleinbetriebe und Genossenschaften sicher kein Interesse. Oder täusche ich mich da? Mit der Verordnung 61/2011 vom 24.01.2011 zur Änderung der Verordnung EWG 2568/91 über die Merkmale von Olivenölen und Oliventresterölen öffnete Brüssel pikanterweise den europäischen Markt für Ölmischungen zweifelhafter Qualität. Das ist doch toll oder ist das eher ein Tollhaus? Zumal die Olivenbauern den Olivenölanbietern bezüglich der Preise mehr oder weniger ausgeliefert sind. Könnte es sein, dass die Lobbyisten der Großanbieter dieser Branche den EU-Kommissar und seine Berater besuchten? Könnte es sein, dass sie Vorschläge unterbreitet haben? Werden diese Herrschaften Herrn Dacia Ciolos bei der Ausarbeitung neuer Vorschläge beratend zur Seite stehen? Oder liegen die geänderten Vorschläge bereits in den Schreibtischen der Olivenölgiganten? Die größten Olivenöllieferanten sitzen in Spanien. So hat die spanische Grupo SOS die italienische Firma Bertolli und damit auch die Marken Dante, Maya, Sasso, Carapelli und San Giorgio aufgekauft; die Marke Dante wurde nur ein Jahr später wieder nach Italien zurückgekauft. Weshalb wundern sich Politiker aller Fraktionen eigentlich noch über die kritische Haltung ihrer Bürger gegenüber der EU? Wann werden die EU-Kommissare endlich entmachtet? Wann erfolgt der längst überfällige Rauswurf der Lobbyisten? Schließlich dienen sie gegen gute Bezahlung nur ihren Auftraggebern und deren Gewinnmaximierung. Keinesfalls dienen sie der Allgemeinheit.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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