Hallo und guten Tag
Diebstahl oder doch nur Mundraub
Ganz empört und mit einem für ihn ungewöhnlich hohen Tempo kam Bruno Bernhardiner bei mir an. Er war völlig außer Atem und aus dem Häuschen. So kannte ich diesen gutmütigen Hunderiesen doch gar nicht. Er ist doch sonst die Ruhe in Person, sozusagen der vierbeinige Fels in der Brandung. Aber heute?» Komm rein Bruno und erzähle. Was um alles in der Welt ist passiert, dass Du so außer Puste hier einläufst?« »Lass'mich bitte erst mal Luft holen, dann erzähle ich Dir alles«. Nach einer (dem Bernhardiner angemessenen) Verschnaufpause kam sein Bericht. Bei ihm um die Ecke gibt es neue Nachbarn und zwar zwei- und vierbeinige. Die Hundekollegen wären erschreckend dünn und groß. Wahrscheinlich sind die Kollegen Windhunde, die sind ja sehr schlank und groß. »Na ja, brummt Bruno, schlank ist eine Sache und dünn eine andere. Die kriegen bestimmt zu wenig zum Fressen.« Also Bruno, jeder Zweibeiner, der seinen Hund mag, gibt ihm ausreichend Futter und sorgt für genügend Auslauf. Wenn die wirklich genug kriegen würden, warum klauen unsere Kollegen dann wie die Raben? Stell' Dir vor, die haben in meinem Garten meine Knochen ausgebuddelt und sind damit abgezogen. Dabei hatten die dann eine solche Geschwindigkeit drauf, dass ich sie nicht lange verfolgen konnte und meine schönen Knochen waren weg. Warte nur, Dein Kumpel Struppi gehört auch zu den Opfern der beiden. Seinen Fressnapf haben sie gemeinschaftlich erobert und leer gemacht. Lady's Frauchen ließ leichtsinnigerweise die Küchentüre auf und weg war das ganze Futter. Das hört sich ja richtig dramatisch an; da müssen die beiden Neuen ja tatsächlich fast ausgehungert sein. Bruno Bernhardiner da hilft alles nichts, mit den beiden müssen wir teilen. Bruno stimmte mir zu; gemeinsam mit Lady und Struppi richteten wir sozusagen einen Hilfsfond ein. Jeder von uns verlangte von seinen Zweibeinern mehr Futter und das bekamen dann die Windhunde. Meine allerbeste Leibköchin hat den Braten allerdings ganz schnell gerochen und so finden sich die schnellen Vierbeiner ganz pünktlich zur Futterzeit bei uns ein. Die Zweibeiner von Lady, Bruno Bernhardiner und Struppi beteiligen sich an den Kosten für das rasante Gespann. Also, wenn einer vor lauter Kohldampf etwas nimmt, was ihm nicht gehört, kann ich das ja noch verstehen. Doch bei den Zweibeinern gibt es da ganz andere Geschichten. Lady’s Alpharüde warneulich einkaufen. Als er seinen Einkauf im Korb verstaute, stellte er eine Packung Haushaltsrollen auf der Bank nach der Kasse ab; er verließ das Geschäft, bemerkte die fehlenden Haushaltsrollen und drehte sofort um. Er sah wie ein sportlich gekleideter Mann den vergessenen Einkauf an sich nahm. Der Typ gab den gefundenen Artikel aber nicht bei der Kassiererin ab, sondern verließ - sich blendend unterhalten - das Geschäft. Es war zwar nur ein Paket Haushaltsrollen, dennoch war das Diebstahl. Lady kann den »feinen« Herrn übrigens genau beschreiben. Haarschnitt, Haarfarbe, Alter, Größe, Kleidung (eine Jacke hatte er an), das gäbe ein perfektes Fahndungsfoto. Ein WOCHENBLATT -Leser hat mir in Sachen Diebstahl auch noch eine Information geschickt, die ich Ihnen zum gleichen Thema nicht vorenthalten will. Am 19. November 2004 teilte er einem anderen Zweibeiner mit, dass seine Wiesengrundstücke ab dem Wirtschaftsjahr 2004/2005 nicht mehr zur Nutzung zur Verfügung stehen. Die Mitteilung wurde aber nicht zur Kenntnis genommen. Im Gegenteil, das Grünfutter wurde weiterhin geholt und zwar mehrfach. Dazu fällt mir nichts mehr ein. Meine Kollegen haben vor lauter Hunger Mundraub begangen, das ist für mich ja verständlich. Doch was sind Zweibeiner, die gefundene Gegenstände nicht abgeben oder Grünfutter ernten, das ihnen nicht gehört? Darf man diese als Diebe bezeichnen? Ich hoffe, dass Ihnen die Begegnung mit solchen Zweibeinern erspart bleibt und wünsche einen besinnlichen zweiten Advent.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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