Hallo und guten Tag
Die Tücken der Sprachenvielfalt

Gestern durfte ich meinen Chef wieder einmal zur Dämmerschoppenrunde begleiten. Was soll ich Ihnen sagen, liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser, es wurde etwas später und ich wollte länger schlafen. Doch meine gefiederten Freunde von der fliegenden Abteilung waren putzmunter; um 4.15 Uhr begann die Amsel in unserem Garten mit ihrem Morgenkonzert. Die Antwort aus der Nachbarschaft ließ nicht lange auf sich warten. Auch die weniger guten Sänger stimmten in das morgendliche Chorkonzert ein. Endgültig vorbei war es mit der Morgenruhe als sich die Krähen meldeten und die Klopfzeichen des Spechts unüberhörbar wurden. Unglaublich, was die sich alles zu erzählen haben. Doch ich will nicht ungerecht sein; schließlich können wir Hunde ganz gut mithalten. Wenn uns einer dumm kommt, dann knurren wir böse. Laut Bellen, leise und leidend winseln, kläffen, schnauben, laut stöhnen oder heulen wie ein Wolf, das ist unser Repertoire; allerdings fangen wir nicht um kurz nach 4.00 Uhr an – Ausnahme Gefahr in Verzug: dann schlagen wir Alarm, um unsere Familien zu warnen!  Sie fragen sich sicher was ich damit sagen will; nun, wir Tiere haben unsere ganz eigene Sprache. Selbst die Wale in den Tiefen des Ozeans reden miteinander. Die Sprachen der Zweibeiner sind natürlich viel feiner, ausgefeilter und vielfältiger. Sage und schreibe 7.106 Sprachen gibt es laut linguistischem Sammelwerk »Ethnologue«, allerdings spricht die Hälfte der Weltbevölkerung eine von 24 Sprachen. Gibt es einen Zweibeiner, der diese 24 Sprachen beherrscht? Diese Frage stelle ich mir schon. Kann es bei so vielen unterschiedlichen Sprachen nicht zu Missverständnissen kommen? Ich denke da – nur als Beispiel – an Großbritannien. Der britische Premier will mit der EU einen besseren Deal aushandeln. Habe ich das richtig verstanden, dann will David Cameron die anderen Mitglieder zu Reformen zwingen. Falls das nicht klappt – so die Drohung von der Insel – werde die Volksabstimmung über den Verbleib in der EU scheitern. Nennt man das Erpressung? Oder darf man das nicht so deutlich sagen? Herr Cameron will Migranten aus den anderen EU-Mitgliedsstaaten von Sozialleistungen ausschließen. Gefährdet er damit die Freizügigkeit und damit einen ganz wichtigen Punkt der EU? Er will – so wie z. B. Polen – auch keine Flüchtlinge aufnehmen; versteht er das unter Solidarität? Alle Vorteile für sich reklamieren, aber keine Nachteile in Kauf nehmen, ist das sein Ziel? Oder ist alles ein Missverständnis – bedingt durch die vielen Sprachen Europas?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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