Hallo und guten Tag
Die Landbeamten danken dem MP von Herzen

Unmittelbar vor den Feiertagen stand noch ein Besuch der Dämmerschoppenrunde auf dem Programm und der war hoch interessant. Dieter lobte die tolle Idee von Ministerpräsident Günther H. Oettinger, den Beamten in den Ballungsgebieten mehr Gehalt zu zahlen und die Finanzierungkosten neutral zu halten in dem die Bezüge für die Kollegen auf dem flachen Land gekürzt würden. Manfred, dem politischen Kopf der Runde, platzte der Kragen. Wie kannst Du so einen ausgemachten Schwachsinn auch noch loben, so lautete seine sehr direkte Frage an Dieter. Dann zog er einen Brief aus der Tasche, den ein Beamter des ländlichen Raumes an Herrn Oettinger geschrieben hatte und bat Dieter, diesen vorzulesen. Ich fand den Inhalt ausgesprochen informativ und will ihn deshalb in meiner Version an Sie weitergeben. »Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, als Beamter des ländlichen Raumes kann ich Sie voll und ganz verstehen. Die Mehrkosten, die in Ballungsgebieten entstehen, haben wir auf dem Land nicht. In vollen Zügen genießen wir den Überfluss an Nettolohn und geben diesen aus für den Unterhalt von Kraftfahrzeugen, die Fahrten zu kulturellen und sportlichen Veranstaltungen in Nachbarstädten, Fahrten zu Großveranstaltungen in Ballungszentren, Fahrten zu Unikliniken, die wir schon im Umkreis von 100 km finden und den sehr teuren Lebensunterhalt in der Bodenseeregion mit ihrem Hinterland. Behördengänge können wir spielend mit einer Ausflugsfahrt verbinden, schließlich ist das Landratsamt läppische 50 Kilometer entfernt und glänzt mit grandiosen Öffnungszeiten - geschlossen von 12.00 - 14.00 Uhr und ab 16.00 Uhr -. Das Finanzamt erreichen wir bereits nach 25 Kilometern, Kindergarten und Grundschule sind nur 3 Kilometer entfernt. Ach ja, die gekürzte Pendlerpauschale ist nicht zuvergessen. Die meisten Ziele erreichen wir Landpomeranzen mit dem öffentlichen Personennahverkehr. An- und Rückreise - einschließlich der Erledigung von Behörden- und Geschäftsgängen klappt nicht immer am gleichen Tag, aber wozu haben wir Jahresurlaub? Wir genießen das schöne Landleben, weitab von Feinstaub und Mietwucher, von wohnortnaher Versorgung und von günstig funktionierenden Verkehrsverbünden. Führungsstil und Führungsqualität bedeuten in der heutigen Zeit schnelle Entschlusskraft, was oft nichts anderes ist als besinnungsloses Entscheiden ohne die notwendigen Denkpausen. Mit Entscheidungsfreudigkeit und finanziellem Weitblick hat die Politik den Beamten in den letzten Jahren stets geholfen. Ich erinnere nur an Nullrunden, verspätete oder gekürzte Übernahme von Tarifabschlüssen, Aussetzung der Jubiläumsabgabe und Einbehalt eines Teils der Besoldungserhöhung für Pensionsrückstellungen (wo ist dieses Geld eigentlich geblieben?), Anhebung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich, Beförderungsstopp, keine Umsetzung der Leistungszulagen, usw., usw. Diese Liste ließe sich beliebig verlängern. Nur an einem, Herr Ministerpräsident, haben Sie und die anderen Mandatsträger bisher noch nicht den Rotstift angesetzt; das sind die Diäten und Aufwandsentschädigungen sowie die mit nichts zurechtfertigenden Ansprüche auf Altersversorgung. Wie wollen Sie dies einem einfachen Staatsdiener eigentlich erklären? Mit freundlichen Grüßen aus dem ländlichen Raum. Ich habe die Menschen bei Altana nicht vergessen. Doch ich denke, dass auch Beamte eine faire Behandlung verdienen und weil bekanntlich jede Medaille zwei Seiten hat, müssen auch wir von der schreibenden Zunft, die noch genauer beleuchten und hinterfragen.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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