Hallo und guten Tag
Die Katastrophen sind hausgemacht

Letzte Woche habe ich Höllenqualen gelitten, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser. Schuld daran war Kyrill. Schon einen Tag bevor der Sturm die WOCHENBLATT-Region erreichte, war ich nervös. Eigentlich musste ich Gassi gehen, aber mein Instinkt warnte zur Vorsicht. Nur widerwillig zog ich mit meinem Chef los. Als der Orkan dann lostobte, bekam ich richtiggehend Panik. Meine Lieblingsecke im Wohnzimmer war mir nicht sicher genug. Im ganzen Haus suchte ich nach einem Platz an dem sich die stürmischen Tage verbringen ließen. Endlich im Heizungskeller fühlte ich mich einigermaßen wohl. Die Betonung liegt auf einigermaßen wohl. Denn schließlich war das Heulen des Windes auch hier nicht zu überhören. Mein Alpharüde hatte unser ganzes Haus so gut es ging gegen das Unwetter gesichert. Mein Seelenzustand bei dieser Wetterlage war ihm auch bestens bekannt. Die stündliche Nachrichtensendung und die Meldungen im Internet ließ er sich nicht entgehen; nur so konnte er in etwa feststellen zu welcher Zeit wir das Haus überhaupt verlassen konnten. Diese Mühe hätte er sich allerdings sparen können; mit aufrechter Rute habe ich ihm an der Haustür signalisiert »Junge es ist alles in Ordnung, wir können jetzt starten«. Am Mittag ging das alles noch gut, obwohl mein Zweibeiner sich schon mächtig gegen den Wind stemmen musste. Auf vier Pfoten und etwas niederer gebaut, gab es keine Probleme. Nach dem Ausflug ein wenig beruhigt, nahm ich meinen gewohnten Platz im Wohnzimmer wieder ein. Von Stunde zu Stunde wurden die Orkanböen heftiger; der Wind peitschte um unser Haus und mit Entsetzen musste ich feststellen, dass ich ganz allein war. So machte ich mich auf die Suche nach meiner Regierung. Im Keller wurde ich fündig; sie hatten noch schnell die Mülleimer herein geholt. Das hätten sie mir ja sagen können, ich wollte bei so einem Wetter einfach nicht allein sein. Die allerbeste Leibköchin ging in die Küche; vorkochen war angesagt, Kerzen, Streichhölzer und den Gaskocher richten, falls der Strom ausfiele. Mein Leithund präparierte das Kofferradio mit einer Batterie und so gerüstet harrten wir der Dinge. In immer kürzeren Abständen zerrte der Sturm an den Rollläden; durch die kleinste Ritze war dieser scheußliche Wind zu spüren, irgend ein Gegenstand wurde von einer Böe durch die Straße getrieben. Es war alles furchterregend. Das Martinshorn war von weitem zu hören; die armen Zweibeiner, die jetzt noch raus und arbeiten mussten. Ich suchte Sicherheit bei meinen Zweibeinern und fand sie zunächst bei meiner Chefin in der Küche; als ich der allerbesten Leibköchin dann allerdings vor dem Herd auf den Pfoten - Pardon auf den Füßen - saß, komplimentierte sie mich unter die Eckbank. Der Platz war gar nicht so schlecht und doch, ich war einfach nicht nah genug an den Beiden dran. Mein Boss vertrieb sich mit irgendwelchen Arbeiten in der Werkstatt die Zeit. Zu seinen Füßen unter der Werkbank verbrachte ich die nächsten Stunden. An die gewohnte Abendtour war nicht zu denken, so heftig hatte Kyrill jetzt aufgedreht. Es war mir auch völlig egal, Hauptsache bei meinem Leithund im warmen und sicheren Keller. Was habe ich da in den Nachrichten gehört? Die Stürme sind hausgemacht von den Zweibeinern und werden an Heftigkeit und Häufigkeit noch zunehmen, das wäre ja schrecklich. Müssten die Zweibeiner und zwar alle - Industrie und Privatleute - nicht einmal ernsthaft in Sachen Klimaschutz handeln und nicht nur darüber nachdenken?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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