Hallo und guten Tag
Die Großbanken sind eine Zeitbombe

Kaum ist das neue Jahr ein paar Tage alt, gibt es schon wieder Krieg. In diesem Krieg fallen keine Bomben, explodieren keine Handgranaten, es wird nicht mit scharfer Munition geschossen und die Kriegsteilnehmer tragen keine Tarnanzüge. Es gibt keine zerstörten Häuser, Schulen oder überfüllte Krankenhäuser. Auch Tote, Verstümmelte oder Verletzte sucht man auf diesem Kriegsschauplatz vergeblich. Die Kriegsteilnehmer tragen elegante Krawatten, schicke Schuhe, sind Gentleman im feinen Zwirn; die Kriegsschauplätze liegen in klimatisierten Direktionsetagen und - büros; auch die Aufsichtsräte beteiligen sich in ihren Sitzungen an den Kriegshandlungen. Als Waffe wird das gesprochene und das geschriebene Wort und das Stimmrecht im Aufsichtsrat genutzt. Entschuldigen Sie, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, doch aus meiner Sicht auf vier Pfoten spielt sich da schon ein Krieg ab bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank. Ursprünglich sollte - stimmen meine Informationen - die Commerzbank zum Januar 2009 mit 60 Prozent bei Dresdner Bank einsteigen. Doch offenbar ging das der bisherigen Eigentümerin Allianz nicht schnell genug und so hat man sich eben schnell Ende November 2008 über die vollständige Übernahme zum 1. Januar 2009 verständigt (so sagen die Zweibeiner). Martin Blessing, seines Zeichens Chef der Commerzbank, sollte im Schnellwaschgang mit zwei weiteren Vertretern des neuen Besitzers, vorzeitig zu neuen Vorständen bestellt werden. Damit - so die offizielle Begründung - wollte man die Integration beschleunigen. Ganz nebenbei wurde der Kaufpreis, den die Commerzbank an die Allianz zu berappen hat, von 9,8 Milliarden € auf 5,1 Milliarden € runter gefahren. Jetzt überlege ich mir natürlich weshalb die Allianz auf 4,7 Milliarden € verzichtet. Gab es da vielleicht irgendwelche "Leichen" im Keller der Dresdner Bank von denen die andere Seite wusste? Na ja, der künftige Chef Martin Blessing hat ja immerhin seine Lehre bei der Dresdner Bank gemacht und vielleicht gab oder gibt es da noch informelle Verbindungen oder sehe ich das völlig falsch? Doch andererseits verzichtet ein Unternehmen wie die Allianz freiwillig und ohne Not auf 4,7 Milliarden Euro. Ich bin nur ein Vierbeiner ohne Verstand, doch das glaube ich einfach nicht. Der Kauf scheint für die Commerzbank ein echtes Schnäppchen zu werden. Neben den eingesparten Milliarden will der künftige Boss ganz nebenbei 9000 Stellen abbauen und die "Dresdner" sollen - nach meinen Informationen - wie neu eingestellte Mitarbeiter übernommen werden. Das ginge voll zu Lasten der Beschäftigten und wieder nur in die Kasse der Commerzbank. Also, zwischen Struppi und mir wäre das der Streit um den größten Knochen. Der Gewinner wäre eindeutig der Platzhirsch und würde alles bestimmen. Vielleicht gibt es da zu den Zweibeinern ja gar nicht viel Unterschied. In den Gremien, die die Eingliederung vorbereiten sollten, gibt es dem Verneh-men atmosphärische Störungen. Wundern darf das ja nicht. 50 Projektteams arbeiten an Vorschlägen für die Organisation der neuen Bank; doch wird eine Regelung der Dresdner Bank zur Übernahme vorgeschlagen, so wird das Ganze abgebügelt. Habe ich das alles richtig verstanden, geht es nicht um eine einvernehmliche Lösung sondern es geht nach dem Motto "Wer zahlt, regiert" oder wie die Zweibeiner sagen "Es handelt sich um eine feindliche Übernahme". Vielleicht war ja deshalb Krieg im Aufsichtsrat und vielleicht hat es Herr Blessing ja deshalb nicht geschafft im ersten Anlauf auch Chef der "Dresdner" zu werden. Doch das wird ihm egal sein; bei der zweiten Abstimmung kann der Aufsichtsratschef von seinem doppelten Stimmrecht Gebrauch machen und dann ist die Welt für diese Herrschaften wieder in Ordnung. Wie es den kleinen Bankangestellten geht, interessiert in diesen feinen Kreisen nicht.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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