Hallo und guten Tag
Der Müll geht im Süden auf große Reise
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Mein Kumpel Lumpi, Berta und Giovanni kommen zu Besuch. Augenblicklich ist bei uns das Ausland zu Gast, genauer gesagt geben sich meine ausländischen Kollegen die Klinke in die Pfote; bei den Zweibeinern heißt das Informationsbesuch. Max der Berner Sennenhund aus Schaffhausen ist gerade da. Bei unserem Erfahrungsaustausch erzählte er mir grinsend, dass die zweibeinigen Eidgenossen einen neuen Geschäftszweig für sich entdeckt hätten. Sie machen aus Dreck Knochen - also Geld, genauer gesagt werden aus Abfall Mäuse und das nicht zu knapp. Ein Kunde ist der Landkreis Konstanz, verkündet Max weiter. Also bis jetzt hatte ich Max für einen ganz seriösen Kollegen gehalten, doch jetzt??? Max lässt sich nicht beirren und klärt mich auf. Nach den in Deutschland geltenden Regelungen können Abfälle, die nicht verwertet werden, nur noch deponiert werden, wenn sie besondere Anforderungen erfüllen. Dies ist nur erreichbar, wenn der Restabfall ab 01.06.2005 verbrannt wird. »Bunter Hund, das kannst Du unter »Die Zukunft der Abfallwirtschaft im Landkreis Konstanz« im Internet nachlesen«, fährt mein Kollege fort. Da die Abfallmengen immer weiter zurückgingen, gründeten der Bodenseekreis und der Landkreis Konstanz die ABK - GmbH. Aufgabe dieser Firma ist die Verwertung und Behandlung von Abfällen einschließlich Transportleistungen. Die ABK schaute sich nach den nächsten Müllverbrennungsanlagen um. Da bot sich die Kehrichtverbrennungsanlage (so heißt das in der Schweiz) und die Müllverbrennungsanlage in Stuttgart-Münster an. Na ja, Weinfelden ist doch wesentlich näher, also geht unser Restmüll per Bahn in den Kanton Thurgau. Das ist nach der Aussage von Max noch nicht alles. Es findet ein richtiger Mülltourismus statt. Neugierig geworden, habe ich mich ein wenig schlau gemacht. In Deutschland gab es bis 2003 61 Müllverbrennungsanlagen; es ist geplant weitere 15 Anlagen vor allem in Ostdeutschland zu bauen. Bei unseren Nachbarn in der Schweiz gibt es 28 solcher Anlagen und in Giubiasco wird derzeit eine gebaut. Fast jeder Kanton hat seine eigene Einrichtung. Im Gegensatz dazu hat Süddeutschland zu wenig Kapazitäten und so kam was kommen musste. Von München wird der Müll via Stuttgartüber 700 Kilometer per Lkw ins schöne Genf gekarrt. Der Abfall aus dem Schwarzwald und Karlsruhe reist per Autobahn nach Lausanne, der Dreck aus dem Taunus geht per Lkw-Transport nach Monthey im Waadtland und unsere Restabfälle kommen - wie bereits gesagt - per Zug nach Weinfelden. Die Importe von Siedlungsabfällen sind in der Schweiz nach meinen Informationen von 64.000 Tonnen im Jahr 2003 auf 220 000 Tonnen 2005 gestiegen. Tendenz steigend. Auch aus Italien, dem Elsass und Hochsavoien rollen die Transporte in die Schweiz. Durch die Überkapazitäten der Kehrichtverbrennungsanlagen ist offensichtlich ein knallharter Konkurrenzkampf entstanden.Der Zürcher Abfallverbund (ZAV) hat offenbar ein Riesengeschäft gemacht. Er hat einen Vertrag mit einem deutschen Abfallsammler über eine große Menge. Der ZAV hat aber nicht genügend Kapazität und deshalb rollt der Transport jetzt nach Trimmis in Graubünden. So weit so gut. Hat der Landkreis Konstanz beziehungsweise die ABK - GmbH auch so einen Vertrag über eine bestimmte Abfallmenge? Das würde doch einerseits bedeuten, dass Weinfelden die Abnahme einer bestimmten Menge garantiert und müsste dann im Umkehrschluss nicht auch eine bestimmte Müllmenge garantiert angeliefert werden (so von wegen Auslastung der Verbrennungsanlage und so) oder irre ich mich da? Ist das am Ende der Grund für die angekündigten Kontrollen der gelben Säcke? Die Frage muss schon erlaubt sein, schließlich gab es jahrelang keine Probleme mit den gelben Säcken. Die städtischen Müllwerker hätten bestimmt auch Alarm geschlagen, wären die gelben Säcke nicht vorschriftsmäßig befüllt gewesen. Welche Müllmengen muss die ABK - GmbH laut Vertrag nach Weinfelden liefern,
das fragt sich Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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