Hallo und guten Tag
Der Diesel-Skandal ist nur die Spitze eines Eisbergs

Der Skandal um die Fipronil-Eier, die schrecklichen Bilder vom Terror in Spanien, die total aus dem Ruder gelaufene Baustelle der Deutschen Bahn in Rastatt, der Bergsturz in Bondo: eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten dürfte es einige Zweibeiner geben, die über diese Nachrichtenflut ganz froh sind. Schließlich verschwanden sie und ihre Negativ-Berichte aus den Medien. »Da haben die Autokonzerne jahrelang Verbraucher und Öffentlichkeit betrogen und belogen, gegen Gesetze verstoßen, die Luft verdreckt und Menschen krank gemacht – und die Bundesregierung lädt die Unternehmer zum freundlichen Gespräch«, treffender als in dem Kommentar zum Thema »Dieselgipfel: Sieg der Autolobby« kann man den Sachverhalt nicht auf den Punkt bringen. Nachzulesen unter https://www.lobbycontrol.de. Als Vierbeiner ohne Verstand habe ich in den letzten Tagen nichts mehr über den Diesel-Skandal gelesen oder gehört. Oder ist mir da am Ende etwas entgangen oder habe ich etwas übersehen, liebe WOCHENBLATT- Leserinnen und -Leser? Dabei war das Ergebnis dieses Gipfels schon mehr als bemerkenswert. Nach den Aussagen aus den Chefetagen der Autokonzerne genügen einfache Software-Updates um die Dieselautos sauberer zu machen. Die Nachrüstung mit einer deutlich teureren technischen Abgasreinigung ist damit vorerst vom Tisch. Da können sich die Autobauer freuen; sie haben bei der Kanzlerin Verständnis gefunden und sind einmal mehr billig davongekommen. Große Freude auch bei den Börsianern, denn schließlich legten die Aktienkurse von Daimler und Co. nach dem Gipfeltreffen wieder zu. Toll oder? Wie schrieb »Die Zeit«: Für die einen (das sind alle normalen Zweibeiner) gelten Gesetze, für die anderen (in diesem Fall für die Bosse der Autokonzerne) werden Gipfel veranstaltet. Haben Konzernlenker und Politiker von heute andere Wertvorstellungen? Diese Frage habe ich mir gestellt, nachdem ich ein Interview mit Matthias Weik und Marc Friedrich gelesen hatte. Nach deren Aussage wurden in den letzten Jahrzehnten auf der Wohlstandsleiter viele Dinge geopfert, die für das Zusammenleben der Gesellschaft unendlich wichtig sind. Moral, Anstand und weitere Werte wurden beiseite geschoben um hemmungsloser Gier, Egoismus und neuesten Handys Platz zu machen. Es kann nach Meinung der beiden Autoren nicht sein, dass der Nachtwächter eines Autokonzerns trotz Vollzeitjob seinen Lohn mit Hartz IV aufstocken muss, während der Konzern Milliarden und die Chefetage Millionen verdienen, Subventionen kassiert und möglichst wenig Steuern bezahlt werden. Besorgt frage ich mich, ob Anstand und Moral zu einem großen Teil verloren gingen? In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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