Hallo und guten Tag
Der Chef hält alle Mitarbeiter für Kriminell

Genau zum schmutzige Dunschdig 2009 darf ich zum 400. Mal zu Ihnen kommen, meine Schnauze aufmachen und laut bellen. Sie wissen ja, liebe WOCHENBLATT -Leserinnen und - Leser, auf die allerbeste Ehefrau und Leibköchin lasse ich nichts kommen. Allerdings lässt ihre Betreuung derzeit schon etwas zu wünschen übrig; mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn beobachte ich ihr Tun. Mein Rudelführer unterstützt sie zu meinem Entsetzen auch noch. Seit Tagen schwirrt meine Chefin zwischen Nähmaschine, Spiegel, Schmink- und Frisurenprobe hin und her. Die Streicheleinheiten für mich und meine feinen Hundemenüs fallen nicht wie gewohnt aus. Und ständig kommen ihre verschiedenen Freundinnen; sie bringen was vorbei, probieren Kostüme und Masken an, holen irgend etwas ab oder haben sonst ganz wichtige Dinge mit meiner Chefin zu besprechen. Mein Leithund hatte ein Einsehen mit mir und gemeinsam ergriffen wir die Flucht. Nach einem sehr langen Spaziergang und einem Besuch bei Manfred kamen wir in unser trautes Heim zurück. Doch von wegen trautes Heim; bei uns war der Teufel los. Die Damenriege meiner Chefin probte für einen närrischen Auftritt. Das musste sehr lustig sein, denn ganze Wellen von Gelächter fluteten durch das Haus und der Gesprächsstoff ging den Mädels ganz offensichtlich nicht aus. Und erst die Einzelanprobe der Masken; die Begeisterung kannte keine Grenzen und sie waren sich ganz sicher, dass sie beim Schnurren nicht erkannt würden. Also bei aller Liebe und allem Respekt vor meiner Leibköchin, mir war das einfach zuviel. Es war ein einziges Kommen und Gehen. Kurz gesagt bei uns zu Hause ging es zu wie auf einem Bahnhof. Apropos Bahnhof; bei der Deutschen Bahn war ja wohl auch Maskerade und Geheimnistuerei angesagt. Stimmen meine Informationen fanden von1998 bis 2006 fünf geheimnisvolle Maskeraden statt. Die waren allerdings ganz und gar nicht lustig. Bei den Maskeraden wurden Daten von Mitarbeitern mit den Daten von Lieferanten abgeglichen. Namen, Adressen, Telefonnummern und Bankverbindungen waren von besonderem Interesse. Diese Maskerade verlief zunächst - wie von den unerkannten Schnüfflern geplant - ganz im Geheimen. Begründet wurde die Schnüffelei mit Ermittlungen im Kampf gegen die Korruption. Das scheint auf den ersten Blick eine plausible Erklärung zu sein. Allerdings nur auf den ersten Blick! Die Bahn beschäftigt 240 000 Mitarbeiter und alle wurden überprüft. Das muss man sich mal vorstellen. Weshalb wurde die Prüfung nicht auf den Mitarbeiterkreis beschränkt, der mit Lieferfirmen, der Vergabe von Aufträgen, usw. zu tun hat? Wo bitte soll ein einfacher Bahnarbeiter, ein Schalterbeamter oder ein Fahrdienstleiter krumme Geschäfte machen? Da hätte ich aus meiner Sicht auf vier Pfoten schon noch ein paar Fragen zur Chefetage der DB und deren Rudelführer. Ist eigentlich ein Chef, der allen - und die Betonung liegt auf allen - Mitarbeitern nur kriminelles Handeln zutraut, ein miserabler Chef? Darf man eigentlich einen Chef und seine Führungsmannschaft als miserabel bezeichnen, weil sie Datenschutz und Betriebsrat nicht interessieren? Ist der Leithund der DB miserabel, weil er jetzt auch noch in Salamitaktik Regierung, Bundestag und Öffentlichkeit informiert? Was darf sich Herr Mehdorn eigentlich noch an Skandalen erlauben bis er in die Wüste geschickt wird? Ah ja, wie steht es mit dem illegalen Datenabgleich durch andere Arbeitgeber wie zum Beispiel die Telekom oder die Landeshauptstadt Stuttgart. Ist das am Ende auch in der WOCHENBLATT - Region so?

Trotz dieser üblen Schnüfflerei wünsche ich Ihnen eine wunderschöne Fasnet und verabschiede mich mit Hoorig, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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