Hallo und guten Tag
Das verlorene Christkind weint vor der Schule
Nur noch ein Tag, dann ist Heiligabend und mein Wunschzettel ist immer noch nicht fertig. Nein, nein, nicht was Sie denken, liebe WOCHENBLATT – Leserinnen und – Leser; es geht nicht um Knochen für meine Wenigkeit oder gar um ein neues Hundehalsband. Schon einige Zeit trage ich meine geheimen Wünsche in meinem Hundeherzen spazieren, doch wie soll ich das alles nur ausdrücken? Schwierig, sehr schwierig. Ob es was bringt, wenn ich – so wie Tausende von Kindern – dem Christkind einen Brief schreibe und ihm von meinen Wünschen und Träumen erzähle? Ich werde es einfach versuchen. Vielleicht geht ja der eine Wunsch oder der andere Traum in Erfüllung. Eine Leserin hat mir folgendes mitgeteilt: Sie wollte vor einiger Zeit mit ihrer Mutter, die in der Nähe der Schillerschule wohnt, einkaufen gehen. Als sie in ihr Auto einsteigen wollten, hörten sie jemanden ganz schrecklich weinen und plötzlich kam ein kleines Mädchen auf sie zugerannt. »Mein Papa hat mich vergessen oder er wartet am Bahnhof auf mich. Auf Nachfrage erklärte die Kleine, dass sie kein Telefon haben. Unsere Informantin fuhr mit dem Mädchen zum Bahnhof, doch auch dort wartete weder der Papa noch der Bus. Das kleine Mädchen war sieben Jahre alt(!), kommt ursprünglich aus Nigeria, wohnt jetzt in Weiterdingen und muss mittwochs nach der Grundschule mit dem Bus nach Singen, am Bahnhof umsteigen und dann in die Südstadt fahren. Dort hat sie Deutschunterricht bis 16 Uhr und muss dann entweder mit dem Bus zurück oder der Papa holt sie ab. Das ging an diesem Tag gründlich daneben. Das kleine Ding hatte Glück im Unglück, denn unsere WOCHENBLATT – Leserin zeigte Nächstenliebe und Verantwortungsbewusstsein und fuhr das Mädchen nach Weiterdingen. Ein siebenjähriges Kind mit dem Bus durch die Gegend schicken und nach dem Unterricht bleibt es einfach stehen. Kein Lehrer kümmert sich darum, ob das Kind wirklich heim kommt. Es kann ja sein, dass der Vater eine Panne hatte oder sonstige Probleme. Gibt es keine Möglichkeit, die kleinen Kinder, die aus den verstreuten Dörfern nach Singen zum Unterricht müssen, so zu versorgen, dass sie über die Schulzeit hinaus betreut werden und dafür Sorge getragen wird, dass sie sicher nach Hause kommen? Diese Frage ist aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten völlig berechtigt. Ich wünsche mir, dass das Christkind für Abhilfe sorgt und unsere Leserin einen Extra-Knochen, äh ein Extra-Geschenk unter dem Christbaum findet.
In diesem Sinn, frohe Weihnachten, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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