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Das Phantom der Alpen
Kennen Sie das Phantom der Alpen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser? Oder sind Ihnen Herr Mauracher oder Herr Kagel schon einmal begegnet? Nein, Sie hatten das Vergnügen noch nicht. Dann schätzen Sie sich glücklich und freuen Sie sich. Nach meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten handelt es sich bei diesen Zweibeinern um Glücksritter erster Klasse. Am 11. November vergangenen Jahres fuhr das Phantom der Alpen zum zweiten Mal in der Flussmitte den Rheinfall hinunter. Schon am 12. November traten zwei weitere Irre diese verbotene und deshalb sensationelle Kanufahrt an. Das wiederum war der Kick für das Phantom der Alpen. Am 19. November schoss er mit seinem Kanu beim Känzeli auf der linken Zürcher Seite Europas größten Wasserfall hinunter. Nach meinen Informationen aus dem Internet reichte das den Spaßvögeln aber immer noch nicht und so paddelten die Herren am 13. Januar 2007 erneut den Rheinfall hinunter; einer wählte die Flussmitte, der andere die rechte Seite. Falls Sie mir nicht glauben wollen, schauen Sie mal ins Internet. Unter dem Titel »Historie der Rheinfall Befahrungen« erfährt der Leser, dass dies keinesfalls die ersten Bezwinger des Wasserfalls waren. Großartig wird weiter getönt, dass atemberaubende Aufnahmen gemacht wurden. Ein Originalzitat aus dieser Internetmeldung will ich Ihnen nicht vorenthalten: »Die bei idealen Bedingungen - gutem Wetter, keinerlei Polizei, zahlreichen Videokameras vom Ufer und zwei Helmkameras entstandenen Aufnahmen - wird es beim 10. internationalen Kayak Filmfestival zu sehen geben«. Ganz nebenbei wird noch mitgeteilt, dass alle Rheinfallbezwinger (bis auf den tschechischen Erstbefahrer Joze Hanulikden) am Start sein werden und Rede und Antwort stehen. Sie, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, kennen ja mein Problem mit der Intelligenz der Zweibeiner. Gemeinsam mit meiner Regierung war ich ja schon des öfteren am Rheinfall. Allein bei dem Gedanken, da mit einem Boot runter zu müssen, wird mir schlecht. Außerdem frage ich mich wer denn diese Extremkanuten - wie sie sich selbst nennen -, rausholt, wenn es brenzlig wird. Schließlich gab es ja auch bei der letzten Tour Schwierigkeiten und nur mit viel Glück ist es nicht zu einer Katastrophe gekommen. Müssen eigentlich Taucher, Rettungsschwimmer, Feuerwehrleute und Polizisten Kopf und Kragen riskieren, weil ein paar wild gewordene Zweibeiner ihr Mütchen kühlen wollen? Oder wird ein Unfall in einem solchen Fall einfach auf dem Konto persönliches Risiko abgebucht? Wenn es nach mir ginge, würde niemand zur Rettung solcher Herrschaften sein Leben riskieren. Da gibt es noch zwei weitere Dinge, die ich nicht verstehe. Diese Typen kriegen - stimmen die Meldungen im Internet - auch noch Fernsehauftritte; selbst ein Günter Jauch ist sich dem Vernehmen nach nicht zu schade diese Kranken in seiner Sendung auftreten zu lassen. Da wurde mir natürlich auch klar, weshalb die Jungs die jeweils 500,- Franken Bußgeld gerne bezahlt haben. Es würde mich nur interessieren wie viel Geld der Fernsehsender für diesen Schwachsinn springen lässt. Jeder Zweibeiner, der in unserem Nachbarland schon zu schnell gefahren ist, kennt die exorbitante Höhe schweizerischer Bußgelder. Ich frage mich allerdings, weshalb die Beiden nur je 500,- Franken zahlen mussten, obwohl auch eine Buße von 5.000,- Franken möglich gewesen wäre. Gab es da vielleicht einen heimlichen Bewunderer?
Zweibeiner, die den alternativen Kick brauchen und ihr Leben riskieren, dürfen nicht auf die Hilfe der Gesellschaft hoffen, das meint Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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