Hallo und guten Tag
Bankfilialen sterben vor der älteren Generation
Ja, es ist eine Tatsache, ich bin in die Jahre gekommen, liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser. Die allerbeste Ehefrau und Leibköchin ist eine gute Beobachterin, so hat sie ganz still und leise meinen Speiseplan umgestellt. Mein fortgeschrittenes Alter macht sich auch in puncto Bewegungsdrang bemerkbar. Manchmal bin ich dann »lustlos«, wenn es um ausgiebige Touren mit meinem Chef geht. Doch mein Alpharüde nimmt sehr viel Rücksicht und je nach meiner »Tagesform« kommt dann ein »Bunter Hund, heute machen wir es gemütlich und nehmen die kurze Runde«. Ich habe es schon oft gebellt und belle es gerne wieder: Meine Regierung ist absolut Spitze. Bei den Zweibeinern nimmt die Zahl der älteren Semester ja auch ständig zu. Das habe ich immer wieder gehört, wenn es um die leidige Rentendiskussion ging. In anderen Branchen hat man von der Zunahme der älteren Herrschaften wohl noch nichts mitgekriegt. Stimmen meine Informationen, dann wurde in der Bundesrepublik in den letzten 16 Jahren ungefähr jede vierte Bankfiliale geschlossen. Allein 2014 und 2015 wurden insgesamt 2.200 Filialen dicht gemacht, zumindest nach Auskunft der KfW. Das Filialensterben hat nochmals Fahrt aufgenommen, so das Ergebnis einer Untersuchung der Universität Siegen und der KfW. Kostendruck, Digitalisierung und viele andere Gründe führen zu dieser Entwicklung. Denken die Verantwortlichen denn auch an ihre Kunden? Vor allem auch an die zunehmende Zahl von Senioren? Da gibt es zum einen viele, die nicht zu Unrecht dem Online-Banking und anderen »Segnungen« kritisch gegenüberstehen. Zum anderen gibt es genügend Zweibeiner, die nicht mehr über einen fahrbaren Untersatz verfügen; die Entfernung zur nächsten Filiale ist eine wichtige Frage. Das scheint in den Chefetagen der Banken niemanden zu interessieren. Hauptsache der Rubel rollt. Darf die älter gewordene Kundschaft keine Rücksichtnahme erwarten? Oder ist das zu viel verlangt? Offensichtlich, wie ließe sich sonst erklären, dass in Städten mit fast 50.000 Einwohnern, Filialen in der Innenstadt nur noch tageweise besetzt sind? Zur Einzahlung von Münzen wird der »geschätzte Kunde« genötigt sich in die Hauptstelle zu bewegen; die ist allerdings nur mit dem Auto erreichbar! Kundenfreundlich? Ein weiteres Beispiel gefällig? Geldautomaten werden selbst in größeren Kommunen abgebaut. Versteht man das unter Kundenfreundlichkeit? In Frankreich und Portugal ticken die Uhren wohl anders; denn dort wurde in Sachen Filialen um jeweils fast 50 Prozent aufgerüstet. Leben die Banken in Frankreich und Portugal am Ende vom Drauflegen? Wohl kaum. In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare