Hallo und guten Tag
Andere Länder haben die lässigen Kreisel

Beim letzten Treffen der Dämmerschoppenrunde berichtete Manfred von seinen Ferien in Frankreich. Als hervorragender Fotograf hatte er viele Bilder aus dem Nachbarland mitgebracht. Einige der Fotos weckten das besondere Interesse der Freunde.
»Wo hast Du denn diese Aufnahmen gemacht?«, wollte Rolf wissen. Ein Kreisverkehr mit einem richtigen Rebberg und einer mit ganz vielen Weinfässern weckten seine Neugier. Diese Aufnahmen stammen von der Ortseinfahrt der Stadt Beaune in Burgund, erzählte Manfred. Durch diese Verkehrskreisel aufmerksam geworden, beachtete er auf seiner Reise in den Süden die Überbauung der Kreisverkehre ganz besonders und er staunte nach eigenem Bekunden nicht schlecht. In der Nähe von Vienne grüßte eine echte Trutzburg vom Kreisel, unweit von Carcassonne fand sich eine Schafherde und ihr Hirte aus Metall als Zentrum des Kreisverkehrs. »Der Einfallsreichtum der Franzosen ist bewundernswert«, meinte er. »Moment mal, die Franzosen sind doch auch in der EU. Gelten für unsere Nachbarn die EU-Richtlinien nicht?«, hörte ich die Frage von Dieter auf meinem Platz unter der Eckbank. Diese Frage habe er sich während seiner Reise unzählige Male gestellt, erklärte Manfred. Da gibt es die EU-Richtlinie 2008/96/EG des Europäischen Parlaments und des Rats über ein Sicherheitsmanagement für die Straßenverkehrsinfrastruktur.
Da steht unter anderem »Das Sicherheitsniveau bestehender Straßen sollte erhöht werden, indem die Mittel gezielt in Straßenabschnitte mit der höchsten Unfallhäufigkeit und/oder dem höchsten Unfallverhütungspotenzial investiert werden. Diese Richtlinie gilt ... für Straßen, die Teil des transeuropäischen Straßennetzes sind. Die Mitgliedsstaaten können die Bestimmungen dieser Richtlinie, im Sinne einer Zusammenstellung bewährter Praktiken, auch auf nationale Straßenverkehrsinfrastruktur anwenden, die nicht Teil des transeuropäischen Straßennetzes ist und die ganz oder teilweise aus Gemeinschaftsmitteln geschaffen wurde.« Dieser Absatz mit der »Kann-Bestimmung« ist vermutlich der Grund für die Überprüfung und den Rückbau diverser Kreisel im Ländle und in unserem Landkreis. Auf jeden Fall hat das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur mit seinem Erlass zur Gestaltung von Kreisverkehrsplätzen vom 15.11.2011 eine Lawine losgetreten. Selbst vor Kreisstraßen machte die Überprüfungswut nicht halt. Nach einem Bericht
  in der Süddeutschen Zeitung entschloss man sich in vielen Ländern Europas diese Richtlinie zu ignorieren. Die Stadt Paris ließ ausrichten, dass man weder den Arc de Triomphe noch den Obelisken am Place de la Concorde abtragen werde. Auch in Deutschland mühte sich niemand sonderlich, bestehende Kreisverkehre zu überprüfen. Wurde im Musterländle das Kind mit dem Bade ausgeschüttet? Nennen die Zweibeiner das Kadavergehorsam?

 

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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