Hallo und guten Tag
Als der Schinkenduft am morgen plötzlich fehlte

Am Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen und die allerbeste Ehefrau und Leibköchin hat ein »Aktiv-Fasten-Programm« entwickelt. Das präsentierte sie eben am vergangenen Mittwoch meinem Chef und mir als morgendliche Frühstücksüberraschung. Als ich morgens in die Küche trollte, ahnte ich nichts Böses. Nur den verführerischen Duft von gekochtem Schinken vermisste ich sofort. Ich kratzte mich mit meinen Vorderpfoten verdutzt hinter den Ohren. Da fehlte doch auch der Ziegenkäse und wo bitte ist der Schafskäse geblieben? Dessen unvergleichlicher Geruch fehlte ebenfalls. Sehnlichst erwartete ich meinen Leithund; der brauchte wieder eine halbe Ewigkeit im Bad. Eeeendlich erschien er; ich hoffte auf sofortige Abhilfe durch meinen Alpharüden. Die ganzen Köstlichkeiten würden gleich auf dem Tisch stehen. Doch offenbar war mein Chef genau so unangenehm überrascht wie ich. Die Frage nach Schinken und Co. beantwortete die allerbeste Ehefrau mit dem Hinweis auf die Fastenzeit. Liebevoll, aber an Deutlichkeit nicht zu überbieten, folgte dann der Hinweis auf unseren angefutterten Winterspeck. Da sie uns sehr gern habe, sei sie um unsere Gesundheit besorgt und deshalb würde jetzt eben bis Ostern gefastet, basta. Dafür habe sie ein Aktiv-Fasten-Programm ganz speziell für uns zusammengestellt. Na, ich sage Ihnen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser, von dieser Seite kannte ich meine Leibköchin gar nicht. Mein Leithund bekam zunächst einen ganz speziellen Kräutertee und Magerquark mit Kräutern. »Igitt«, hörte ich ihn murren, der zieht einem ja die Zähne zusammen. Ich kam leider auch nicht ungeschoren davon. Fettarme Kost war für mich angesagt. Danach schickte sie uns unerbittlich auf Tour. Wieder zu Hause ging es zur Waage. Naja, ganz ehrlich, nötig hatten wir die Fastenkur schon. Doch bis Ostern auf all die Köstlichkeiten aus ihrer Küche verzichten? Das grenzt meiner Meinung nach an Tierquälerei. Um 9 Uhr morgens knurrte der Magen meines Alpharüden und der meine unüberhörbar um die Wette. Der Leithund schlich in die Küche, dicht gefolgt von meiner Wenigkeit. Nur den Anschluss nicht verlieren, vielleicht hat sie ja irgendwas im Kühlschrank liegen lassen und wir können eine Notration ergattern. Doch, Fehlanzeige. Nicht ein Hauch von Schinken oder Käse war zu finden. Die allerbeste Ehefrau und Leibköchin kannte ihre Pappenheimer und hatte vorgesorgt. Das würde ein schrecklicher Tag, davon war ich überzeugt. Kurze Zeit später, hörte ich sie in der Küche hantieren. Hoffnung keimte in mir auf; sie hat sicher eingesehen, dass sie uns nicht verhungern lassen darf. Ich folgte ihr in die Küche. Was sage ich Ihnen, Zwischenmahlzeit war angesagt. Mein Zweibeiner bekam einen Geflügelsalat mit frischen Früchten und für mich gab’s auch eine Kleinigkeit. Aber immerhin, der allergrößte Hunger war erst einmal gestillt. Das Mittagsmenü war auch nicht von schlechten Eltern; die Gute gab sich wirklich alle Mühe uns das Fasten schmackhaft zu machen. Sie fastet sogar mit uns, obwohl sie das wirklich gar nicht nötig hat. Fasten reinigt den ganzen Körper, das ist ihre Überzeugung und das tut jedem und jeder - egal ob Zwei- oder Vierbeiner -  gut. Ich verstehe das ja nicht so ganz, doch bleibt die Qualität der Fastenküche auf dem Niveau des ersten Tages, dann könnten wir auch glatt nach Ostern noch weiter machen.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine schöne Fastenzeit, Ihr bunter Hund

Autor:

Redaktion aus Singen

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