Umstiegsprämie von 4.000 Franken aufgelegt
Thurgau will Elektromobilität in Schwung bringen

Elektromobil TG | Foto: Walter Schönholzer, Hans Peter Schmid und Andrea Paoli mit dem neuen Elektrofahrzeug des Amts für Bevölkerungsschutz und Armee. swb-Bild: TG.ch
  • Elektromobil TG
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Frauenfeld. Wieso erachtet der Kanton Thurgau die Elektromobilität als förderungswürdig? Regierungsrat Walter Schönholzer legte an der Medienkonferenz am Montag zusammen mit weiteren Energiefachleuten dar: Elektrofahrzeuge mit erneuerbarem Strom getankt bieten nicht nur die Chance auf CO2-armen, effizienten und leiseren motorisierten Individualverkehr. Sie sind auch ein Mosaikstein der Energiepolitik, der bei einer nachhaltigen, sicheren Energieversorgung die regionale Wertschöpfung zum Ziel hat.

Die Förderung ist die erste einer Reihe von Maßnahmen zur schnelleren Marktdurchdringung der Elektromobilität im Kanton Thurgau. Sie geht auf die Erkenntnisse aus dem Bericht «Chancen der Elektromobilität für den Kanton Thurgau» zurück, den die Regierung aufgrund eines Vorstosses aus dem Grossen Rat erstellen liess und im Juni 2018 veröffentlicht hat. Als wichtigste Chancen lokalisiert der Bericht nach Ausführungen von Regierungsrat Walter Schönholzer die Reduktion des Verbrauchs fossiler Energie und des CO2-Ausstosses, die Verbesserung der Luftqualität und die Verminderung von Lärmbelastung.

Eingebettete Massnahmen

Diese Wirkung der Elektromobilität deckt sich mit den Zielen der kantonalen Energiepolitik für eine volkswirtschaftlich optimale und sichere Energieversorgung. Der Elektromotor mit einem bis zu vier- bis fünfmal höheren Wirkungsgrad und der über den ganzen Lebenszyklus betrachteten besseren Umweltbilanz als der Verbrennungsmotor ist effizient und produziert keine CO2-Emissionen im Betrieb. Durch gesteuertes Laden kann der lokal produzierte Strom besser im Netz eingebunden werden und begünstigt damit die Wertschöpfung im Kanton. Doch stehen den Chancen auch Risiken gegenüber – sei es die Verlagerung der Schadstoffemissionen ins Ausland, die vermehrte Belastung des Stromnetzes oder Mehrverkehr durch den Rebound-Effekt. Gelten Fahrzeuge als effizient und umweltfreundlich, besteht auch die Gefahr, dass mehr gefahren wird. Entsprechend berücksichtigen die geplanten Massnahmen sowohl die Produktion des Stroms als auch die Ladeinfrastruktur und das Strom-Lasten-Management.

Nur mit erneuerbarem Strom

Auch der Förderbereich Elektromobilität bildet diese Strategie ab. Wie Andrea Paoli, Leiter der Abteilung Energie, erläuterte, handelt es sich bei der Umstiegsprämie um einen Anreiz. Sie soll vorübergehend das Hemmnis der höheren Anschaffungskosten der Elektrofahrzeuge gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor mindern helfen und wird wieder zurückgefahren, sobald sich die Technologie am Markt etabliert hat. Die Umstiegsprämie von 4 000 Franken gilt für rein elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Neufahrzeuge und ist an Bedingungen geknüpft. Eine Halterin oder ein Halter hat nur dann Anspruch, wenn sie oder er – sofern bereits im Besitz – ein Fahrzeug der gleichen Kategorie ausser Verkehr setzt und 100 Prozent erneuerbaren Strom bezieht. Wer im Zuge der Anschaffung eine Solarstromanlage neu installiert, profitiert ergänzend von einem Beitrag durch den Kanton.

Bei der Anfang 2019 lancierten Umstiegsprämie sind nach Ausführungen von Paoli erste Gesuche eingegangen, hauptsächlich für den Ersatz von Personenwagen. 25 Prozent stammen aus dem Gewerbe. Das Interesse zeigt, dass es sich im Kanton Thurgau mit seiner eher ländlichen Struktur, wo der motorisierte Individualverkehr weiterhin eine grosse Rolle spielen wird, lohnt, einen finanziellen Anreiz zu setzen. Damit kann das freiwillige Handeln zur Reduktion der negativen Umweltauswirkungen der Mobilität angestossen werden.

Eine weitere Massnahme betrifft die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in bestehenden Mehrfamilienhäusern. Der Kanton beteiligt sich an den Erschliessungskosten der Grundinstallation ohne Ladestation mit einem Beitrag pro Parkplatz. Gian Güler, Fachgesellschaft e’mobile, präsentierte die verschiedenen Möglichkeiten über Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern mit deren Kosten sowie spezifischen Vor- und Nachteilen. Gerade Neu- und Umbauten bieten die Möglichkeit, in vorausschauender Planung die Infrastruktur vorzubereiten. Eine Erschiessung der Parkplätze zuhause ist für die Marktdurchdringung der Elektromobilität massgebend, denn 90 Prozent der Ladevorgänge des Elektrofahrzeugs erfolgen zuhause oder am Arbeitsplatz. So sieht die Regierung im Rahmen der Massnahmenumsetzung auch vor, eine Informationsbroschüre für Neu- und Umbauten zu erstellen.

Die Verwaltung geht voraus

Darüber hinaus geht der Kanton Thurgau bei der Nutzung von Elektrofahrzeugen mit gutem Beispiel voran. Hans Peter Schmid, Chef Amt für Bevölkerungsschutz und Armee, ist überzeugt, dass die Vorbildrolle der Verwaltung ein wichtiger Aspekt für die Verbreitung einer noch jungen Technologie bildet. Im Rahmen der Medienkonferenz konnte er den Schlüssel für das neue Elektrofahrzeug seines Amts entgegennehmen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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