Michael Klinger startet in den Wahlkampf
Als Kopfmensch mit beiden Beinen fest auf dem Boden
Gottmadingen. Er will es wieder wissen und startet in den Wahlkampf: Dr. Michael Klinger strebt seine
dritte Amtszeit als Bürgermeister der Gemeinde Gottmadingen an und stellt sich am 11. Oktober erneut zur Wahl.
Er ist ein Kopfmensch, der gerne mit den Händen schafft. Ein bodenständiger Realist, den Ideen motivieren und ein Klassikmusikliebhaber, der die KSV-Ringer anfeuert. Für Michael Klinger sind Gegensätze keine Widersprüche, sondern ergänzende Vielfalt.
Die Balance in einer bunten Vielfalt zu finden ist auch wichtiger Teil seines Berufs. Als Bürgermeister strebt er den Konsens in seiner Gemeinde an. Gemeinsam mit den Bürgern, denn ohne sie geht’s nicht, weiß Klinger. Für diese Erkenntnis musste der 47-Jährige Lehrgeld zahlen. Damals, als die geplante Sanierung des alten Rathauses durch einen Bürgerentscheid abgeschmettert wurde. »Das ist nicht am Vorhaben gescheitert sondern an der Methode«, erinnert sich Klinger. Die logische Erkenntnis des Kopfmenschen Klinger: Reflexion der eigenen Wahrnehmung.
Das Ergebnis daraus hat sich bis heute bewährt – Informationen und Bürgerbeteiligungen sind bedeutende Pfunde bei der Umsetzung wichtiger Projekte in der Gemeinde. Wie die Sanierung des Höhenfreibads, das Spielplatzkonzept, die Entwicklung des Wohnquartiers 2020 und natürlich das Jahrhundertprojekt, der Neubau der Eichendorff Realschule für rund 30 Millionen Euro – der den Standort Gottmadingen stärkt und eine große Strahlkraft birgt. »Bürgerbeteiligungen sind anstrengend, aber sie bringen Verständnis, Akzeptanz und sorgen für mehr Frieden im Ort«, fasst Klinger zusammen, der in Gottmadingen aufgewachsen ist und heute mit seiner Partnerin Kyra von Lienen in seinem selbst renovierten Haus unweit der Kirche lebt.
Beim gemeinsamen Ringen um die beste Lösung sind Kompromisse gefragt, nicht aber das Durchsetzen der persönlichen Interessen. »Nicht wer am lautesten schreit hat recht«, so der promovierte Biologe. Seine und die Aufgabe des Gemeinderats sei es, die Vielfalt der Meinungen, Ansprüche, Wünsche und Forderungen richtig zu werten.
Für ein Update seines eigenen Bildes für die nächsten acht Jahre führte er in den letzten Wochen viele Gespräche mit dem Seniorenbeirat, dem Sozialkreis, Landwirten, Vereinsvorständen, dem Gewerbeverein aber auch mit allen Gemeinderatsfraktionen an einem Tisch, tauschte Ideen aus und möchte die vielfältigen Erkenntnisse daraus in die Weiterentwicklung des Ortes einfließen lassen.
Neben der Bürgernähe orientiert sich der Hobbyläufer an weiteren Leitlinien für seine Aufgaben: Solide Finanzen, klare Prioritäten und sinnvolle Investitionen. »Nur dieser konsequente Umgang mit dem Geld und die richtige Schwerpunktsetzung in konjunkturell guten Zeiten hat es uns ermöglicht, Großprojekte wie das Höhenfreibad und den Schulneubau anzugehen«, fasst der Bürgermeister zusammen.
Trotz Wahlkampf will er aber nicht verschweigen, dass man künftig in der Hegau-Gemeinde kleinere Brötchen backen muss, um die Schulden des Schulprojekts abzubauen. »Da werden wir das bitter Notwendige vom Wünschenswerten unterscheiden«, kündigte Klinger an. »Man kann einen Euro nur ein Mal ausgeben« - und das will wohlüberlegt sein. Was wiederum eine gesunde Diskussionskultur erfordern wird.
In den nächsten acht Jahren warten einige Herausforderungen auf den Rathauschef. Als ein Zukunftsthema steht neben Digitalisierung, Kinderbetreuung und sozialen Aufgaben bezahlbarer Wohnraum ganz oben auf der Agenda. Dafür kann die Gemeinde die Rahmenbedingungen setzen, weiß Klinger und führt Projekte der Wohnbaugenossenschaft Gottmadingen und der Anneliese-Bilger-Stiftung an. Beim Klimaschutz möchte die Gemeinde weniger Zwang ausüben sondern mit gutem Beispiel voran gehen. Fast alle kommunalen Bauvorhaben werden in Passivhausstandard gebaut, es werden ökologische Baustoffe verwendet und die Gemeindemitarbeiter fahren mit E-Autos und E-Bikes durch den Ort. Klinger selbst ist seit kurzem stolzer Besitzer eines E-Scooters, den er über seine Photovoltaikanlage auflädt. Aufreger Nummer eins in diesem Bereich ist der Verkehr mit Staus, Lärm und schlechter Luft. Deshalb soll das Radnetz und der Öffentliche Nahverkehr verbessert werden. Allerdings werfe die Bahn bei letzterem immer wieder Knüppel zwischen die Beine, bedauert der Bürgermeister. Auch die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Gottmadingen ist wichtiger Teil der Agenda, denn die Corona-Pandemie habe die Abhängigkeit von der globalen Wirtschaft deutlich gemacht.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ist in den letzten acht Jahren um 900 auf 3.300 gestiegen, zeigte Michael Klinger auf und verwies auch auf die Investitionssumme von 53 Millionen Euro im gleichen Zeitraum. Um all dies passend für die Gemeinde umzusetzen müsse man aufmerksam bleiben um schnell reagieren zu können, erklärt der 47-Jährige. »Denn ganz ehrlich: ich lebe gerne hier - diesem liebens- und lebenswerten Dorf, nah an der Stadt, mit seiner großen industriellen Vergangenheit und hoffentlich auch Zukunft«.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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