Milchbauern bangen um ihre Existenz
»Wir laufen offenen Auges ins Messer«
Kreis Konstanz/ Rielasingen (of). Die Meldung ging in der letzten Woche wie ein Lauffeuer durch die Medien: Erstmals bekamen Milchbauern weniger als 20 Cent für einen Liter Milch von den Molkereien. Überrascht hat das die Bauern allerdings eher weniger, denn sie kämpfen schon seit vielen Jahren gegen den sich ständig fortsetzenden Verfall der Milchpreise, nur ohne wirklichen Erfolg.
Clemens Schlatter vom Buchhalderhof beim Rosenegg in Rielasingen, der im Landesvorstand des Verbands der Milchbauern sitzt, sagte dem Wochenblatt: »Auf diesen Punkt sind wir in den letzten sieben bis acht Jahren zugesteuert. Als vor einem Jahr die Quotenbindung abgeschafft wurde, auf der anderen Seite aber für neue Ställe und Anlagen weiter Subventionen bezahlt werden, haben viele Vollgas gegeben, mit dem Ergebnis, dass der Markt mit Milch überschwemmt wird«, ist seine Analyse.
Er selbst hat rund 80 Kühe, die im Jahr etwa 650.000 Liter Milch geben. Zwar bekommt er noch mehr als die 20 Cent, weil im Süden Deutschland einfach noch mehr bezahlt wird, wegen der kleineren Höfe, doch wie bei vielen anderen Bauern liegt der Gestehungspreis bei rund 35 Cent. »Derzeit müssen wir die Milch, die wir an eine Berliner Milchliefergesellschaft verkaufen, welche ihn dann zur Käseproduktion ins Allgäu bringt, mit unseren eigenen Hofladen subventionieren«, sagt Clemens Schlatter im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.
Die Preise können nur über eine Reduzierung des Angebots wieder so angehoben werden »damit wir nicht nur die Unkosten decken, sondern vielleicht auch davon leben können«, unterstreicht er. »Jeder Betrieb könnte als Beitrag seine Produktion um bis zu fünf Prozent senken, ergänzt seine Frau Heidi Schlatter, die einen gravierenden Strukturwandel kommen sieht, wenn nicht bald politisch gegengesteuert wird. Immer mehr Höfe müssten da einfach aussteigen. »Wir laufen momentan sehenden Auges ins Messer«, ist die derzeitige Einschätzung der Milchbauern.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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