Von Schlange, Strauß und Serval
So leben Exoten hier im Hegau

In der Region gibt es einige tierische Exoten. | Foto: Patrik Silberling/Anja Kurz/Tobias Lange
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  • In der Region gibt es einige tierische Exoten.
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Landkreis Konstanz. Wer den Begriff „Exotische Tierwelt“ hört, denkt wahrscheinlich an Tropen oder Regenwälder. Es gibt aber auch die Möglichkeit, exotische Fauna zu sehen, ohne auf Weltreise gehen zu müssen.

Das große Krabbeln

Eine solche Gelegenheit bietet die Universität Konstanz mit ihrer biologischen Lehrsammlung. Geleitet wird diese Einrichtung von Dr. Gregor Schmitz, der von einem Tierpfleger mit „einem ganzen Team HiWis“, also wissenschaftlichen Hilfskräften, unterstützt wird.

Dr. Gregor Schmitz ist Leiter der Biologischen Lehrsammlung an der Universität Konstanz. | Foto: Tobias Lange
  • Dr. Gregor Schmitz ist Leiter der Biologischen Lehrsammlung an der Universität Konstanz.
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Die Sammlung mit ihren 23 Aquarien und 34 Terrarien, in denen Fische, Molche, Echsen, Schlangen, Insekten und noch viel mehr zu sehen sind, stelle ein gewisses Gegengewicht zur Laborbiologie dar, sagt der Biologe. Denn hier können die Studierenden lebende Tiere und ihr Verhalten beobachten. Dementsprechend sind die Räumlichkeiten primär auf die Studentenschaft ausgelegt und werden auch gerne als Lernort verwendet.

Einer der Bewohner der Lehrsammlung an der Uni Konstanz: ein schwarzer Laos-Skorpion. | Foto: Tobias Lange
  • Einer der Bewohner der Lehrsammlung an der Uni Konstanz: ein schwarzer Laos-Skorpion.
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Es handelt sich aber explizit nicht um einen geschlossenen Uni-Bereich. Besucher sind willkommen und nach Rücksprache sind auch kleine Führungen möglich, bei denen den Gästen auch das eine oder andere Tier in die Hand gegeben wird. Etwa eine ungiftige Königsnatter, die der gefährlichen Korallenotter farblich zum Verwechseln ähnlich sieht, eine Eigenschaft, die der Fachmann „Mimikry“ nennt. Oder auch Fauchschaben, die dem einen oder anderen aus dem Dschungelcamp bekannt sein könnten.

Zu den Bewohnern der Lehrsammlung gehören aber auch Gespenstschrecken, die man dank ihrer Tarnung erst einmal suchen muss und die – wie Gregor Schmitz verrät – gerne Brombeerblätter fressen, Perleidechsen, deren blaue Körperflecken UV-Licht reflektieren, was bei der Suche nach dem richtigen Partner hilfreich ist, ein Laos-Skorpion, das einzige giftige Tier in der Sammlung, und – als einzige Warmblüter – zwei Zwergwachteln. Zu entdecken gibt es zudem verschiedene molchartige Amphibien mit vier kleinen Beinen (Armmolch), zwei Beinen (Aalmolch) oder auch ohne Beine (Schwimmwühle). „Wir haben die ganze Bandbreite hier“, erklärt Gregor Schmitz.

Die Perleidechse mit ihren blauen Flecken. | Foto: Tobias Lange
  • Die Perleidechse mit ihren blauen Flecken.
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So unterschiedlich die Tiere sind, die die biologische Lehrsammlung ihr Zuhause nennen, so unterschiedlich sind auch die Habitate, die das Team für seine Schützlinge zusammengestellt hat: ein Stück Wald, in dessen Ästen sich die Königsnatter zurückziehen kann, Wüstenlandschaften für verschiedene Echsenarten, eine kleine Seenlandschaft, in der Schildkröten genug Platz zum Schwimmen finden. „Jedes Tier hat seine sehr speziellen Bedürfnisse“, sagt Gregor Schmitz. Und denen will man an der Uni Konstanz gerecht werden.

von Tobias Lange

Faszination Natur am Beispiel Vogelstrauß

Die größten Vögel der Welt - Strauße - sind hier in der Region unter anderem in Stockach-Airach beheimatet. „Als Küken sind sie putzig, als ausgewachsene Strauße imposant. Sie rennen, tanzen, machen Pirouetten und haben ein wunderschönes Gefieder. Und da die Federn nicht – wie bei anderen Vögeln – gefettet sind, können die Tiere sogar gestreichelt werden“, sagt Ingrid Frick, Mitinhaberin der Straußenfarm Hegau-Bodensee. „Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, denn die Strauße zwicken gerne“, fügt sie hinzu.

In dem kleinen Dorf auf den Hügeln neben Stockach haben Ingrid Frick und ihr Mann Georg ihr eigenes Straußen-Universum erschaffen. Den Hof übernahmen die beiden von Georg Fricks Vater. Nachdem Ingrid Frick ihren Job verloren hatte, beschloss die Familie, eine Straußenfarm zu gründen. 2012 starteten sie mit 18 Tieren, doch inzwischen ist der Bestand auf über 200 angewachsen. Neben den Rot- und Blauhalsstraußen gibt es auf der Farm auch noch ein Gehege mit Sikahirschen und ein Emu, der über die Tierrettung zu den Fricks kam.

Bei den Straußen wechseln sich Männchen und Weibchen mit der Brutpflege ab. Passend zur Farbe übernimmt das Männchen in der Regel die Nachtschicht. | Foto: Patrik Silberling
  • Bei den Straußen wechseln sich Männchen und Weibchen mit der Brutpflege ab. Passend zur Farbe übernimmt das Männchen in der Regel die Nachtschicht.
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2015 wurde der Hofladen eröffnet, in dem es neben Fleisch, Wurst und Eiern auch Schlupfschalen, Eierschalen zum Bemalen und Straußeneierlikör zu kaufen gibt. Daneben bieten die Fricks Führungen an und veranstalten Geburtstagsfeiern und Barbecues auf ihrer Farm. Ihr Ziel: Sauberes, gesundes Fleisch erzeugen, das frei von Schadstoffen ist. Etwa 80 Prozent von dem, was die Tiere fressen, ist das Gras auf der Weide, der Rest eine Getreidemischung.

Stolz ist Ingrid Frick auch auf die Freifläche, die sie ihren Tieren bieten können: „Sobald der Strauß ein halbes Jahr alt ist, hat er bei uns 300 Quadratmeter Freifläche für sich, so viel wie kein anderes Nutztier.“ Besonders gefällt ihr an ihrem Job das Brutgeschäft und zu sehen, wie die Tiere wachsen und größer werden. „Es ist einfach faszinierend, wie die Natur das alles eingerichtet hat“, sagt Ingrid Frick. „Durch diese Faszination empfinde ich viele meiner Tätigkeiten auch nicht als Arbeit.“ Ein Trost dafür, dass ihr nur sehr wenig Freizeit bleibe, meint Frick.

von Patrik Silberling

Wildkatzen mitten in Hohenfels

Bei der 75-jährigen Nada Lange wiederum sind Katzen zu Hause. So weit, so normal. Doch geht es dabei nicht nur um exotisch angehauchte Stubentiger, wie die Norwegische Waldkatze oder die Savannah-Katze, sondern auch um Wildkatzen: Servale und Asiatische Leopardkatzen (ALC). Insgesamt 24 Tiere leben mit ihr auf einem ehemaligen Bauernhof in der Gemeinde Hohenfels. Alle Tiere sind beim Regierungspräsidium Freiburg angemeldet. Auch das Veterinäramt in Konstanz kommt gelegentlich zu Kontrollen.

Der kleine Bao, eine Asiatische Leopardkatze, war bei dem Besuch scheu und neugierig zugleich. | Foto: Anja Kurz
  • Der kleine Bao, eine Asiatische Leopardkatze, war bei dem Besuch scheu und neugierig zugleich.
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Mehr Bilder der Wildkatzen gibt es hier:

Einblick in das Wildkatzen-Rudel bei Nada Lange

Den Start machte Nada Lange mit einem „normalen“ Tigerkater, dann kamen zwei Savannah-Katzen, ehe sie ihre Liebe zu Servalen entdeckte und zwei Exemplare von einem Züchter aus den USA kaufte. Später dann stießen drei ALCs hinzu. Bei beiden Arten kam es zu Nachwuchs, den sie mit dem Fläschchen aufzog. Heute will sie lieber Tiere aus schlechter Haltung aufnehmen, als selbst Jungtiere großzuziehen. Zucht und Verkauf wären zwar lukrativ, kommen für Nada Lange aber keinesfalls infrage. Seit einiger Zeit leben bei ihr Servale, die gerettet wurden: Sammy etwa wurde in einer Werkstatt gehalten und war dort in einem Käfig eingesperrt. Dass diese und andere Wildkatzen unter so schlechten Bedingungen leben, „das will ich unbedingt ändern“, hat sich Nada Lange vorgenommen. „Wir können auch einen Gepard aufnehmen, ich habe die Genehmigung.“

Mit Bällen oder Schläuchen als Spielzeuge ist für die Aktivität der Wildtiere gesorgt. Mit Armani (im Bild) und den anderen Katzen zu spielen, grenzt dabei an einen Vollzeitjob. | Foto: Anja Kurz
  • Mit Bällen oder Schläuchen als Spielzeuge ist für die Aktivität der Wildtiere gesorgt. Mit Armani (im Bild) und den anderen Katzen zu spielen, grenzt dabei an einen Vollzeitjob.
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Lange bietet zusammen mit einigen HelferInnen den Tieren in Hohenfels ein Zuhause, so artgerecht wie möglich. In der Wildnis würden sie vermutlich nicht überleben können: Sie sind an das Leben beim Menschen gewöhnt, haben nie gelernt zu jagen. Gefüttert werden sie zweimal täglich mit rohem Fleisch, das den Katzen hygienisch auf Tellern „serviert“ wird. Pro Monat brauche sie bis zu 250 Kilogramm Fleisch.

Fütterzeit ist Mitternacht

Im Gespräch wird spürbar, wie wichtig Nada Lange das Wohl der Tiere ist und wie sehr sie diese Aufgabe erfüllt. Dabei kann sie zum Teil auf Fähigkeiten aus ihrer jahrelangen Erfahrung als Pflegeheimleitung bauen, etwa eine gute Beobachtungsgabe, ob etwas nicht stimmt – egal ob mit Tier oder Mensch. Zu den Tieren hat sie eine sehr enge Bindung aufgebaut: „Manche darf ich anfassen, aber wild ist wild.“

Auch Wildkatzen mögen es zu Kuscheln: Hier bekommt Serval Ayomi eine Kraul-Einheit von Nada Lange. | Foto: Anja Kurz
  • Auch Wildkatzen mögen es zu Kuscheln: Hier bekommt Serval Ayomi eine Kraul-Einheit von Nada Lange.
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Für die Haltung mancher Tiere, wie den Servalen, gibt es gesetzliche Vorgaben, etwa zur Größe der Gehege und dass es Rückzugsmöglichkeiten geben muss. „Wenn sie schon in Gefangenschaft sind, soll es ihnen gut gehen, sollen sie Platz haben, um zu laufen.“ Bei Lange in Hohenfels leben die Katzen in beheizbaren Hütten, fast alle einzeln in durch Gitter und Türen abgegrenzten Zimmern. Zu ihrem eigenen Freigehege haben sie immer Zutritt. Nur die Norwegischen Waldkatzen – alle Geschwister - leben wie ein Rudel zusammen und die Serval-Katze Ayomi hat einen Hauskater als Kumpel bei sich.

Aus ganz Deutschland erreichen Nada Lange Anfragen, ob sie weitere Katzen unterbringen könne. Dazu habe sie allerdings nicht genug Platz. Also noch nicht: Der Bauernhof und das zugehörige Grundstück bieten massig Platz und der Bau weiterer Gehege stehe quasi kurz bevor.

Außerdem will sie eine gemeinnützige Stiftung aufbauen, die den Schutz und die Versorgung der Tiere auf dem Grundstück langfristig sichern soll. Einbringen können sich Privatpersonen oder Unternehmen durch (finanzielle) Unterstützung. Auch für die Zukunft will sie vorsorgen: „Ich suche nach einem Nachfolger, der zu 100 Prozent Tierfreund ist.“

von Anja Kurz

Autor:

Redaktion aus Singen

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