Hegner Schwester verabschieden sich mit Eintrag ins Goldene Buch vom Hegau-Klinikum
"Sie haben Würde in dieses Haus getragen"
Singen. In einer kleinen Feierstunde wurden die letzten drei Hegner Schwestern am Klinikum Singen durch GLKN-Geschäftsführer Peter Fischer, den Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler, den stellvertretenden Ärztlichen Direktor Prof. Andreas Trotter, die stellvertretende Pflegedirektorin am HBK Singen Martina Feldhaus, und im Namen der ökumenischen Klinikseelsorge Christoph Labuhn verabschiedet. Man merkte allen Beteiligten an, dass der Abschied schwer fiel. Kein Wunder, prägten doch die Hegner Schwestern über Jahrzehnte hinweg im positiven Sinne den Alltag im Singener Klinikum mit, wie Peter Fischer in seiner Abschiedsrede ausführte.
Mit dem Abschied gehe eine lange, erfolgreiche und fruchtbare Ära in der Geschichte der Stadt Singen und des Klinikums Singen zu Ende. 140 Jahre lang hatten sich Schwestern vom Kloster Hegne um die Kranken in der Hohentwielstadt gekümmert. Sie waren die Pionierinnen im Gesundheitswesen der Stadt Singen. Ohne sie wäre die Entwicklung des Singener Krankenhauses so nicht möglich gewesen, resümierte der Geschäftsführer. Gemäß ihres sozialkaritativen Auftrags hatten die Nonnen Menschen gepflegt und begleitet, gesund gemacht oder sind ihnen beigestanden, wenn das Leben zu Ende ging, sie hatten tatkräftig mit angepackt und Trost gespendet bei Tag und bei Nacht. Die Schwestern waren immer im Dienst, sie kannten keinen Feierabend, erinnerte Fischer.
Jetzt zieht sich der Orden aus verständlichen Gründen aus dem Singener Klinikum zurück. Und damit verlassen Schwester Francis, seit 63 Jahren in Singen und bis zur Berentung im Wirtschaftsbereich (Küche) tätig, Schwester Karlena, seit 54 Jahren in Singen und bis zur Berentung in der Krankenpflege und seitdem ehrenamtlich in der Seelsorge und Sterbebegleitung im Klinikum tätig, sowie als „jüngste“ Schwester Mary Margret - zwar erst seit sieben Jahren in Singen, aber davor lange im Klinikum Radolfzell und viele Jahre im neu errichteten Vincentius Krankenhaus in Konstanz tätig, das Haus.
Fischer warf einen Blick zurück in die Geschichte: 1880 fand die Berufung von Schwestern für die im städtischen Armenhaus errichtete Krankenstation statt. Diese Schwestern besorgten das Altersheim, die Krankenstation und die Privatkrankenpflege. Außer der damaligen Oberin wirkten noch drei Schwestern mit. In den weiteren Jahren nahm die Zahl der Kranken ständig zu und das Wirken der Schwestern entwickelte sich so gut, dass 1895 ein Krankenhaus mit 25 Betten für 2571 Einwohner errichtet werden musste. Besonders erwähnte Fischer, dass die Hegner Schwestern 1919 die Krankenpflegeschule in der Trägerschaft des Provinzhauses Hegne errichteten - deren Nachfolger es heute noch gibt. Insgesamt hatten von 1880 bis heute 222 Schwestern im Klinikum Singen gewirkt.
Sie alle hätten ihren Dienst mit großer Hingabe zum Wohle der Patienten ausgeübt. Sie seien in all der langen Zeit ihres Wirkens für viele Menschen auch ein Vorbild im Glauben gewesen. Für ihre wertvolle Arbeit und das Engagement des Ordens dankte Fischer herzlich. Als Geschenk gab es die neue Singener Krankenhaus- und Stadtchronik mit je einer persönlichen Widmung des Autors und einen kleinen Blumenstrauß.
Bevor sich die Runde gemeinsam an die festlich gedeckte Tafel niederließ, würdigte auch Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler das Wirken der Hegner Schwestern zum Wohle der Stadt Singen. Er dankte herzlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn man könne sich die Stadt und das Klinikum Singen ohne die Schwestern gar nicht vorstellen. Die Bedeutung, welche die Stadt dem Ereignis beimaß, zeigte das Goldene Buch der Stadt, das OB Häusler im Gepäck hatte und in dem alle wichtigen Ereignisse der Stadtgeschichte dokumentiert sind. In dieses trug sich die kleine Festgemeinde ein.
Provinzoberin Schwester Benedicta-Maria dankte für die vielen guten Worte und die Wertschätzung, das gute Begleiten durch all die vielen Jahre und das Wohlwollen, das den Hegner Nonnen im Singener Klinikum entgegen gebracht worden war. Sie selbst hatte auch in Singen Krankenpflege gelernt und dort gearbeitet. Auch ihr fiel deshalb der Abschied von Singen schwer, denn Singen sei für alle Schwestern, die hier am Klinikum gewirkt hatten, zur lieb gewonnen Heimat geworden. Doch es sei Gottes Wille, das Bedürfnis der Zeit zu erkennen. Die Singener Schwestern haben alle ein stolzes Alter und der Wohnraum werde für andere Mitarbeiter des Klinikums gebraucht, so sei der Entschluss gereift, die Schwestern ins Provinzhaus zu holen, wo sie ihren Lebensabend verbringen. Die Provinzoberin wünschte dem Klinikum und seinen Mitarbeitern alles Gute.
Für die Klinikseelsorge, die mit den Schwestern zusammen gearbeitet hatte, dankte Christoph Labuhn. "Sie haben Würde in dieses Haus getragen", lobte er, und weiter: "Sie hatten die Menschen mit ihren Nöten im Blick, sie haben sich ihnen zugewendet und sie hatten Zeit für sie". Das sei etwas ganz besonderes gewesen. Dem evangelischen Seelsorger war vor allem die katholische Schwester Karlena zur Vertrauten geworden. Sie wiederum bekräftigte auch im Namen ihrer Mitschwestern wie gerne sie am Singener Klinikum gewesen sei, wie gerne sie ihre Arbeit getan habe und wie erfüllend die Arbeit in der Krankenpflege sei.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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