Anonyme Alkoholiker helfen beim Ausstieg mit ehrlichen Gesprächen - Online-Meetings wegen Corona-Beschränkungen
Raus aus dem Teufelskreis

Anonyme Alkoholiker Lkr KN | Foto: AdobeStock
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Landkreis Konstanz. Alleine hätte sie es nie geschafft, ist Antje überzeugt. Ihre Rettung war eine Gruppe von Leidensgenossen: Bei den »Anonymen Alkoholikern« schaffte die heute 74-Jährige den Ausstieg aus dem Teufelskreis der Alkoholsucht und ist seit 46 Jahren »trocken«. »Das war Rettung in letzter Minute - ein halbes Jahr später wäre ich verreckt«, sagt sie heute.

Wie wichtig die regelmäßigen Treffen im anonymen Kreis sind, zeigt sich gerade in der Zeit von coronabedingtem Social Distancing. »Das ist für neue Mitglieder ganz schwierig«, weiß René. Er ist Ansprechpartner für die derzeit so wichtigen Online- Meetings, die eher als Ergänzung gedacht waren und die den persönlichen Kontakt in der Gruppe nicht ersetzen können.
»Wir leiden sehr darunter, dass wir uns nicht treffen können, das ist eine schwere Zeit«, gibt auch Antje zu. Sie tut am Notfalltelefon ihr Möglichstes, damit die Mitglieder, die sich teilweise schon lange Jahre kennen und zu Freunden wurden, auch zu Corona-Zeiten in Kontakt bleiben, um mögliche Rückfälle gerade in dieser Zeit der Isolation zu vermeiden. Denn das Gespräch und der persönliche Austausch sind für alkoholkranke Menschen eine wichtige Methode, um aus dem Teufelskreis der Alkoholabhängigkeit herauszufinden. »Bei jeder Leidensgeschichte scheint man in den Spiegel zu schauen«, fasst Antje zusammen.

Sie hat es geschafft, weiß aber, dass ein Alkoholkranker nie auf der sicheren Seite ist. »Wenn ich nicht zum Treffen gehe, besteht die Gefahr, dass ich wieder trinke«, so die 74-Jährige. Und das wäre der »worst case« für sie, denn: »Ich habe die Gnade, dass ich aufhören konnte.« Und dies möchte sie auch anderen ermöglichen, denn eines hat sie gelernt: »Mit Alkohol ist noch kein Problem gelöst worden.«
Im Landkreis Konstanz gibt es fünf Gruppen der »AA«, die sich wöchentlich zu Meetinggesprächen treffen.

Daraus schöpfen die Teilnehmer immer wieder aufs Neue Erfahrung, Kraft und Hoffnung für ihr eigenes Leben, das sie in Selbstverantwortung und Zufriedenheit führen wollen, heißt es in der Präambel. Durch ihr Beispiel im Meeting und im täglichen Leben zeigen sie noch leidenden Alkoholikern einen Weg aus dem Alkoholismus. Dabei versetzt die Gemeinschaft Alkoholiker in die Lage, sich selbst zu helfen. Und dies unabhängig und ohne Standesdünkel. »Wir sind überwiegend unter uns. Denn wer kennt sich besser mit unserem Problem aus als wir - wir haben es erlebt«, weiß Antje.
Jeder Betroffene muss seine Genesung – ein Leben ohne Alkohol – selbst in Angriff nehmen. Die Gemeinschaft »AA«, die Gruppen, die Genesenen zeigen nur die Lösungsmöglichkeit auf, doch jeder Einzelne muss den Weg gehen.

In den geschlossenen Meetings spricht jeder nur für sich und über sich selbst – seine eigenen Gefühle. Nachnamen sollen nicht genannt, Kritik soll nicht geübt und Ratschläge nicht erteilt werden. In den geschlossenen Meetings kann der Alkoholiker die Fähigkeit entwickeln – durch die Offenheit und das ehrliche Bekenntnis der anderen – sich selber zu erkennen. Er lernt, seine eigenen Schwächen, Fehler und Handlungsweisen selbstkritisch zu betrachten und sie schließlich zu offenbaren.
Um den Schritt zu den »Anonymen Alkoholikern« zu machen, muss der Leidensdruck sehr groß sein, weiß Antje. »Ein Alki darf es nicht schön haben«, betont sie. Aber der Schritt lohnt sich, wie sie aus eigener Erfahrung weiß: »Ich bin unsagbar dankbar, dass ich nie wieder trinken muss.«
Mehr Information unter www.anonyme-alkoholiker.de

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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