Nabu-Vorsitzender Johannes Enssle bei Siegwarths-Umweltgesprächen
Notwendige Polarisierung für den Naturschutz

Nabu Bienen Enssle | Foto: Johannes Enssle als NaBu-Landesvorsitzender machte beim „Umweltgespräch“ im Gartenbauunternehmen Siegwarth eindrücklich deutlich, das in Sachen Umweltschutz schnellstens im gemeinsamen Konsens gehandelt werden müsste. swb-Bild: of
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Bohlingen. Das Thema „Rettet die Bienen“ mit dem im September gestarteten Volksentscheid der Naturschutzverbände als Initiatoren hat polarisiert. Das zeigte das enorme Interesse am Vortrag vom Johannes Enssle als Vorsitzender des NaBu Baden-Württemberg im Rahmen von „Siegwarths Umweltgesprächen“, wo alles was an Stühlen vorhanden war, in der Orangerie des Gartenbauunternehmens in Bohlingen zusammengetragen werden musste, um die Schar der Zuhörer zu fassen, die sich hier eine spannende Diskussion lieferten.

Für den Initiator der Umweltgespräche, Manfred Siegwarth, kommt diese Polarisierung schon fast zu spät. Seit 25 Jahren habe sich die jetzige Katastrophe den Insektensterbens als ein Indikator angekündigt. Jetzt hätten die Menschen aber genug von Sonntagsreden der Politiker und es sei gut dass nun Druck von der Basis komme um Veränderungen zu schaffen.

Johannes Enssle freilich bekannte, dass es nicht unbedingt die Absicht gewesen sei, hier so zu polarisieren und vor allem die Landwirtschaft so die die Ecke der Verursacher zu stellen. Das Volksbegehren sei vielleicht auch in einigen Punkten nicht richtig kommuniziert worden, zum Beispiel was das Thema Pflanzenschutz in Landschafts- und Naturschutzgebieten beträfe, wo es natürlich begründete Ausnahmen geben müsste und auch die Definition von Landschaftsschutz eine besondere Rolle spiele. Aber immerhin habe diese Polarisierung inzwischen bewirkt, dass sich die Landesregierung bewegt habe und ihrerseits ein Eckpunktepapier entwickelte, das in vielen Details auf die Forderungen aus dem Volksbegehren eingehe. Jetzt könne man dazu auch in einen Dialog eintreten, mit dem Ziel hier auch zu konkreten Ergebnissen zu kommen, zeigte er sich zufrieden. Die Landesregierung habe ja bereits schon vor zwei Jahren ein Programm aufgelegt angesichts des Insektensterbens, das sei freilich noch viel zu gering ausgestattet gewesen.

Enssle zeigte in seinem sehr detaillierten Vortrag nochmals die Notwendigkeit auf, hier tiefer in die Ursachen zu gehen. Der Rückgang von Insektenarten im Zusammenhang mit ihren Wirtspflanzen sei alarmierend. Da gehe es natürlich am wenigsten um die Honigbiene, als vielmehr um die vielen Insekten, die als Spezialisten eine Symbiose mit bestimmten Pflanzen bildeten. Das sei letzten Endes eine Folge des Lebensstils der Menschen, der eine Industrialisierung der Landwirtschaft in Gang setzte. Dabei seien viele mögliche Ursachen nicht mal untersucht, wie zum Beispiel die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlungen. Auch habe man nie kontrolliert, was zum Beispiel die Neonikotinoide als höchst wirksames Insektizid im Boden bewirkten, wo sie meist mit dem Saatgut ausgebracht würden. Hier sein zum Beispiel ein Insektizid-Monitoring nötig, um die Wirkungen gesamthaft unter die Lupe zu nehmen. Dass sie Zeit enorm drängt, machte Enssle dabei immer wieder deutlich: „Wir sind einfach derzeit zu langsam, so dass uns die Arten unter dem Hintern wegsterben“.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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