Gesundheit-Clowns im Tamala-Center Konstanz
Mit Humor den Menschen Zuversicht schenken
In schwierigen Situationen wie bei schweren Krankheiten oder Demenz braucht es nicht selten auch Menschen, die einem ein Lachen schenken können. Unter anderem dies ist auch die Aufgabe der beim Tamala Center in Konstanz ausgebildeten Gesundheit-Clowns.
„Es ist vor allem die Lebendigkeit, da ich den Menschen mit meinem humorvollen Spiel zeigen wollte, dass es auch ‚anders‘ geht“, erzählt Jenny Karpawitz, Mitgründerin und Ausbilderin am Tamala Clown Center über die Besonderheit des Clown-Seins. Anders bedeute in diesem Fall, dass man nicht immer ernst und streng durch die Welt laufen muss, sondern auch humorvoll mit den Situationen umgehen kann, so Karpawitz, die 1983 mit ihrem langjährigen Bühnenpartner Udo Berenbrinker die Clownschule eröffnete. Hier werden seit 2001 auch sogenannte „Gesundheit-Clowns“ ausgebildet. „Im ersten Ausbildungsjahr lernt man vor allem alle wichtigen Dinge, die es braucht, um Clown zu sein, wie zum Beispiel das Reinkommen in die Freude und die emotionale Ebene“, erläutert Jenny Karpawitz. Letzteres sei hier insofern wichtig, als dass diese emotionale Ebene authentisch, jedoch auch humorvoll sein muss, was dann emotionaler Humor genannt wird. „Uns ist wichtig, dass die SchülerInnen professionell ausgebildet sind, bevor sie sich dann für den Gesundheit-Clown entscheiden“, erzählt Karpawitz. Im zweiten Teil der Ausbildung zum Gesundheit-Clown ist die Rolle dann ganz anders, da es hier dann um viel mehr Wahrnehmung sowie ein, nicht immer, zarteres Spiel geht. Beim Gesundheit-Clown gehe es nicht um den Applaus, sondern um den Kontakt und über diesen das Gegenüber zu berühren. Nach einem Praktikum, wo jedes Clownpärchen dann in verschiedenen Bereichen wie Demenzstationen, Einrichtungen für geistig/körperlich behinderte Kinder, Rehazentren wie dem Hegau-Jugendwerk oder auch in eine Kinderklinik gehen und sich dort in Realsituationen ausprobieren, sowie einer Prüfung ist die Ausbildung dann abgeschlossen.
Zuversicht sei für Karpawitz etwas, wobei man immer in einer inneren positiven Haltung bleibe, egal wie schwer manchmal gewisse Situationen seien. „Dass wenn ich schwer krank bin oder Krisen erlebe, nicht gleich in die Traurigkeit wegsacke, sondern mich immer entscheiden kann, wie ich mit der Situation umgehe – also mir erlaube, auch mal die Perspektive zu wechseln.“
Ähnlich verhält es sich bei Rolf Stocker und Tabea Anderfuhren, die beide derzeit eine Ausbildung zum Gesundheit-Clown absolvieren. „Es ist für mich ein Blick nach vorne, bei dem man das Leben in eine positive Richtung bewegen kann“, sagt Stocker. Für Anderfuhren hat Zuversicht viel mit Resilienz zu tun, sprich mit der Gewohnheit, es schon angeboren zu haben oder die Fähigkeit, es sich durch das Leben antrainieren zu können. „Bei Menschen, die es im Leben nicht einfach haben oder vor schwierigen Situationen stehen, habe ich die Zuversicht, dass ich sie in meiner Rolle als Gesundheits-Clown in einer solchen Lage zum Lachen bringe und diese Sache dabei hilft, das Leben wieder etwas positiver zu sehen“, merkt Rolf Stocker an. „Es geht nicht darum, Menschen wieder gesund zu machen, da es bei verschiedenen Krankheitsbildern oft nicht mehr möglich ist“, so Tabea Anderfuhren. Zuversicht bedeute für sie in diesem Fall, diesen Menschen einen lebenswerten Moment zu schenken. Vor allem in ihrem Arbeitsfeld bei Menschen mit Demenz habe Anderfuhren gemerkt, dass dort so viel Humor vorhanden sei, den man gekonnt aus sich rauskitzeln könne. Die Ausbildung zum Gesundheit-Clown beinhaltet so einige anspruchsvolle, persönliche Herausforderungen, berichtet Rolf Stocker. Vor allem das Seminar ‚Der Narr und der Tod‘, in dem es darum ging, ob man trotz des ernsten Themas des Sterbeprozesses auch Freudesituationen entwickeln kann, habe ihn sehr beeindruckt. „Gerade wenn es um Themen wie Krankheiten oder Sterben geht, verstehen es die Ausbildenden sehr gut, an unsere Hemmschwellen heranzuführen und uns diese überhaupt einmal bewusst zu machen, um uns dann über diese Hemmschwellen zu führen“, ergänzt Tabea Anderfuhren. „Als Gesunheit-Clown definiere ich den Menschen nicht über seine Krankheit, sondern sehe wirklich dahinter, nehme den Menschen wahr und damit mit dessen Seele Kontakt auf und arbeite dann damit.“
Generell findet Anderfuhren, dass je mehr Leute Kontakt mit ihrem Kind, das sie einmal waren, haben, desto besser es ihnen dadurch gehe. „Ich merke oft, wie gut es einem tun kann, das „innere Kind“ wieder zu entdecken und dies unabhängig vom Alter laufen zu lassen“, ergänzt Rolf Stocker. Beide sind überzeugt davon, dass es der Welt guttun würde, den Humor in der ganzen Gesellschaft zu fördern. „Gerade in einer Zeit, wo die soziale Verrohung zunimmt, würde der Humor als Pflichtfach in der Schule diesem Trend entgegenwirken und für mehr persönliche Leichtigkeit im Leben sorgen“, verdeutlicht Stocker. Heute sei es mehr so, dass die Menschen mehr Belastung haben als Ressourcen. „Humor“, stellt er klar, „ist daher für mich in diesem Bereich eine ganz zentrale Ressource.“
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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