Hermann Maier (Museum Art & Cars) und MdL Dorithea Wehinger (Grüne) mit ihren Argumenten
Kontrovers: Tempolimit, Raser und Poser
Gib Gas, ich will Spaß
Der Songtitel stammt noch aus den 1980er als der "Manta" oder "Ford Capri" Kult war und sich in verschiedenen Kreisen für eine besondere Sozialisation sorgte. Das Bild hat sich inzwischen gewandelt, denn immer mehr Autos sind auf den Straßen, die Reaktion sind immer mehr Forderungen nach Tempo 30 nicht nur in Wohngebieten oder verstärkte Lärmschutzmaßnahmen rund um Straßen. Wie eine Bewegung in die Umgekehrte Richtung scheinen sie Tuner, Poser oder auch die Rennfahrer sein, die sich auf Autobahnen mit Beschleunigungsrennen Duelle liefern. Der Bewegung, die seit einigen Jahren die Polizei beschäftigt angesichts Fahrten mit unzulässigen Umbauten, mit der Gefährdung anderer wie Ruhestörung, ist kein Singener Phänomen sondern in den meisten Städten präsent. Unterschiedlich ist aber der Blick auf sie.
Hermann Maier: ""
Wie schaut der Auto- und Oldtimerfan Hermann Maier, der in Singen ja mit seinen zwei Häusern des "Museum Art & Cars" (MAC) einen ganz besonderen Leuchtturm für die Leidenschaft zum Automobil gesetzt hat, auf das aktuelle Geschehen mit Tuning- und Posertreffen an den Wochenen den auf Singens Straßen und den gefährlichen Raserrennen auf den Autobahnen?
"Ich fürchte, die Menschen werden nie in ein Automuseum gehen, weil es ihnen aus meiner Sicht gar nicht ums Automobil geht, sondern einfach darum, sich selbst darzustellen", sagt er auf Anfrage des Wochenblatts.
"Da ist das Auto einfach nur ein Statussymbol, das benutzt wird und ich muss sagen dass das einfach zwei Welten sind, die wohl kaum zusammen finden können. Ich hatte schon mal überlegt, Vertreter der Szene einzuladen um über Integration zu diskutieren. Doch ich glaube, das würde nicht viel bringen. "Mein Eindruck ist einfach, dass Schnell und Laut hier eine Form von Rücksichtslosigkeit ist, die hier zum Ausdruck gebracht werden soll", sagt er.
"Wenn ich selbst zurückblicke, als ich mir vor 45 Jahren den ersten kleinen Oldtimer aus England leisten konnte, an dem ich und meine Frau noch viel schrauben mussten und meine Frau da sogar das größere Talent hatte, dann war das eine ganz andere Zeit. Es gab auch eine Szene, die sich regelmäßig traf und sich über ihre Flitzer austauschte, ein Schaulaufen brauchten wir damals nicht."
Wie sich die Zeiten gewandelt haben, merke ich heute ganz deutlich wenn die erste Frage bei uns in der Ausstellung ist, was das Auto denn kostet. Dabei hätte es viel mehr zu bieten, nämliche jede Menge technische Finessen der damaligen Zeiten, oder auch wem das Auto mal gehört hat und was es in seinem "Leben" so alles erlebte", sagt Hermann Maier. Und: "Eigentlich wäre es das Beste, die würden zum Beispiel nach Steißlingen auf die Trainingsstrecke des Fahrsicherheitszentrums gehen, um zu zeigen, wie gut sie ihre Autos im Griff haben. Oder sie könnten auf den Nürburgring gehen, wo ein Ticket zum Fahren nicht die Welt kostet."
Oliver Fiedler
Dorothea Wehinger: Nur bei uns gibt es freie Fahrt für Raser
Dorothea Wehinger sieht als Landespolitikerin derzeit nicht allzuviele Möglichkeiten, etwas gegen die Treffen der Tuningund Poserszene tun zu können, die für viel Ärger, Verdruss und schlaflose Nächte sorgen.
"Das Problem aus Landessicht ist, dass sich das zumeist ja auf örtlichen Straßen abspielt, also der aktuelle Kurs, so etwas durch die Stadt Singen zu verbieten und mit der Polizei vor Ort zu überwachen, der einzige gangbare Weg aktuell ist", sagt sie auf Anfrage des Wochenblatts. "Aber ich werde damit noch mal mit Verkehrsminister Winfried Hermann reden, was für Möglichkeiten bestehen, weil es ja inzwischen auch ein landesweites Problem ist", so Wehinger weiter. Klar sei die Lage für den Verkehrsminister ja wegen der Raser gewesen, die ihre illegalen Rennen auf der Autobahn veranstalteten; mit dem Tempolimit zwischen Engen und Geisingen und den Appellen an den Brückengeländern.
Persönlich ist ihre Position eindeutig: "Ich weiß nicht was der Gewinn solcher Auftritte sein soll, wenn man damit Ruhestörungen und Belästigungen der Anwohner begeht. Ich finde es schrecklich und einfach unsozial, dass die hier ganz bewusst Lärm machen wollen, tags wie nachts. In dieser Hinsicht habe ich genauso wenig Verständnis für die Motorradfahrer, die auch ihre Strecken haben, auf denen sie voll aufdrehen und damit ganze Landstriche verlärmen." Sie sieht da dann sogar eher die Bundespolitik gefordert, denn die "Freie Fahrt für Raser" gäbe es eben nur noch hierzulande und die Nachbarländer hätten eigentlich schon längst gezeigt, dass es auch anders gehe.
Lokal wird nach ihrer Ansicht inzwischen auch gezeigt, dass Tempolimits zum Schutz der Anwohner Wirkung zeigen. Sie gibt es ja in immer mehr Gemeinden und Städten und sie werden auch von immer mehr Anliegern gefordert. "In meiner Heimatgemeinde Steißlingen ist ja schon seit Jahren Tempo 30 in den Wohngebieten und nun seit Jahresanfang auch auf der Durchgangsstraße und das spürt man deutlich, nicht nur durch weniger Lärm. Auch wenn sich längst nicht alle daran halten wird einfach langsamer gefahren."
Oliver Fiedler
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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