Aufbruchsstimmung für mehr Jugendbeteiligung im Landkreis
»Jugendliche müssen mitreden können«
Landkreis Konstanz. Über 50 Bürgermeister, Gemeinderäte, Fachkräfte aus Jugendarbeit und Verwaltung - vorrangig aus dem Landkreis Konstanz, aber auch aus Ministerien und Landesbehörden in Stuttgart sowie aus anderen Regionen Deutschlands - begrüßte Landrat Zeno Danner beim digitalen Fachgespräch Kinder- und Jugendbeteiligung am vergangenen Dienstag.
Die Veranstalter, das Kreisjugendreferat des Landkreises Konstanz, der Kreisjugendring Konstanz e. V. sowie der Verein für Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Bodensee e. V., luden damit zum offiziellen Auftakt von gleich zwei mit Landesmitteln geförderten Projekten ein, die im Landkreis Konstanz die Kinder- und Jugendbeteiligung in den Gemeinden vorantreiben wollen. In einer Live-Außenschaltung wurde das Dialogmobil Frieda präsentiert. Das auffällige historische Feuerwehrfahrzeug wurde mit Mitteln des KVJS Baden-Württemberg und der Jugendstiftung Baden-Württemberg gefördert und tourt – sobald das pandemiebedingt wieder möglich ist – ausgestattet mit modernen digitalen Geräten inklusive Beteiligungssoftware in die Gemeinden des Landkreises, um dort Kinder und Jugendliche vor Ort aufzusuchen und zu ihren Bedürfnissen und Ideen zu befragen.
Das Projekt „Jugendliche und Erwachsene miteinander in Dialog bringen“, das beim Ideenwettbewerb „Gemeinsam:Schaffen“ des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde, ergänzt dieses Angebot, indem es für vier ländlich geprägte Gemeinden maßgeschneiderte Beteiligungsformate entwickelt und umsetzt. Die Gemeinden Gailingen am Hochrhein, Hilzingen, Tengen und Volkertshausen hatten sich um eine Teilnahme beworben und werden nun bis 2022 vom Projektteam begleitet und gecoacht.
Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist keine freiwillige Entscheidung für Kommunen, sondern in der Gemeindeordnung Baden-Württemberg gesetzlich verankert: Die Gemeinde soll Kinder und muss Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, in angemessener Weise beteiligen. Dafür sind von der Gemeinde geeignete Beteiligungsverfahren zu entwickeln (§ 41 a GemO BW). Dieses Thema führte der Hauptreferent Prof. Dr. Jürgen Fleckenstein von der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl in seinem Vortrag aus: „Jugendliche müssen immer dort mitreden können, wo ihre Interessen von kommunalen Entscheidungen berührt werden“, so Fleckenstein. Das könne beispielsweise die Schulwegeplanung betreffen oder die Beschaffung von Möbeln für die Grundschule aber auch die personelle Ausstattung des Jugendtreffs. Wichtig sei, dass die Gemeinden dafür „angemessene Formen“ der Beteiligung entwickeln. Wie diese aussehen könnten, stellten im Anschluss Praktikerinnen aus dem Landkreis vor.
So wurden in Impulsgesprächen das kürzlich vom Gemeinderat beschlossene Jugendkomitee der Stadt Singen präsentiert sowie die Schulthementage in Konstanz oder die Ortsteildetektive in Rielasingen-Worblingen. Die Teilnehmenden konnten damit zahlreiche Umsetzungsideen für ihre Arbeit vor Ort mitnehmen. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Waldkircher Beteiligungsexperten Udo Wenzl. Die neue Jugendhilfeplanerin des Landkreises, Maike Krause, verabschiedete die Teilnehmenden und stellte die fachliche Unterstützung des Landkreises bei Beteiligungsprojekten von Kommunen in Aussicht.
Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Waltraud Weber, Landratsamt Konstanz – Amt für Kinder, Jugend und Familie, unter der Telefonnummer 07531 800-2070 oder per E-Mail an Waltraud.Weber@LRAKN.de.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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