Damit sollte auch das Homeoffice erreicht werden am Bodensee
IG Metall mit erstem digitalem Warnstreik

Warnstreik | Foto: Den ersten digitalen Warnstreik veranstaltete die IG Metall am Freitag – und konnte damit auch die Mitglieder im Homeoffice erreichen. swb-Bild: of/Archiv
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  • Foto: Den ersten digitalen Warnstreik veranstaltete die IG Metall am Freitag – und konnte damit auch die Mitglieder im Homeoffice erreichen. swb-Bild: of/Archiv
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Singen/Friedrichshafen. Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Und da eine Tarifrunde in Corona-Zeiten anders aussieht, veranstalteten die Geschäftsstellen der IG Metall Singen und der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben in Zusammenarbeit mit der IG Metall Baden-Württemberg ihren ersten digitalen Warnstreik!

Zum Warm-up der Bodenseeregion begrüßte Christina Stobwasser die digitalen Warnstreikenden mit der Botschaft: „Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, zusammen für unsere Forderungen einzustehen, gemeinsam Druck zu machen. Und alleine die Reaktionen des Arbeitgeberverbands im Vorfeld zeigen, dass dieses Format gewaltigen Druck entfaltet hat.“

Warum die Forderungen der IG Metall insbesondere für die Beschäftigten in der Region wichtig sind, unterstrichen die Statements unserer betrieblichen Kollegen. Uwe Wiedenbach, Betriebsratsvorsitzender von Siemens Logistics, berichtete: „Für unseren Standort in Konstanz brauchen wir das Instrument der Zukunftstarifverträge, um konkret vereinbaren zu können, wie sich unser Standort in den kommenden Jahren entwickeln soll. Unser Steckenpferd, die Briefverteilmaschinen, werden an Umsatz verlieren. Gleichzeitig erlebt das Paketgeschäft einen Auftrieb. Hier brauchen wir fixe Investitionszusagen am Standort und wir wollen Mitsprache beim Entwicklungsbudget. Das zeigt: Transformation und Zukunftstarifverträge sind nicht nur ein Thema für die Automobilindustrie.“

Nickels Witte, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung von Airbus Space & Defence in Immenstaad stellte die Forderungen von jungen Beschäftigten vor: „Dual Studierende fallen bisher nicht unter die Geltung der Tarifverträge. Für die dual Studierenden ist es ein Unding, wie Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden. Wer Zukunft will, muss die junge Generation mitnehmen.“

Für Achim Zinser, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der mtu in Friedrichshafen ist klar: „Wer den Konsum stärken will, muss mit guten Entgelten dafür sorgen, dass die Beschäftigten nach der Corona-Krise auch die Mittel haben, den Einzelhandel zu stärken. Viele Betriebe der Metall- und Elektroindustrie sind gut durch die Krise gekommen und haben hohe Dividenden an ihre Anteilseigner ausgeschüttet. Unsere Forderung nach vier Prozent höheren Entgelten ist deshalb angemessen. Und in Betrieben, denen es nicht gut geht, kann das Volumen zur Beschäftigungssicherung verwendet werden.“

„Alle Befragungen zeigen, dass die Sicherung ihres Arbeitsplatzes bei den Beschäftigen den höchsten Stellenwert genießt. Der Flächentarifvertrag kann dazu den Beitrag leisten, Instrumente bereitzuhalten, wie zur Überbrückung von schlechten Zeiten die Arbeitszeit kollektiv abgesenkt und so Beschäftigung gehalten werden kann. Bei der ZF haben wir solche Instrumente bereits vereinbart. Warum das in der Fläche nicht gehen soll, erschließt sich mir nicht“, kommentierte Achim Dietrich, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der ZF, die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber angesichts der Forderung der IG Metall nach Instrumenten zur Arbeitszeitabsenkung mit Teilentgeltausgleich.

Helene Sommer, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben und Singen, zeigte sich zufrieden über den ersten digitalen Warnstreik: „Die Arbeitgeber dachten, die IG Metall ist nicht handlungsfähig, weil die Menschen sich im Homeoffice befinden. Der heutige Tag hat das Gegenteil bewiesen. Die IG Metall hat eine Forderung gestellt, die allen Belangen gerecht wird. Für diejenigen Betriebe, die Probleme haben, sichern wir die Beschäftigung, für diejenigen Betriebe, in denen es gut läuft, steigern wir das Entgelt, aber gemeinsam kämpfen wir darum, dass bereits tariflich erreichte Standards nicht von den Arbeitgebern unterminiert werden.“

Die IG Metall fordert in der laufenden Tarifrunde für Betriebe, in denen Beschäftigungsabbau droht, die Möglichkeit zu schaffen, die Wochenarbeitszeit mit einem Teillohnausgleich zu verkürzen, um Kündigungen zu verhindern. Zudem sollen mit so genannten Zukunftstarifverträgen auf betrieblicher Ebene Vereinbarungen zu Investitionen, Qualifizierung sowie Standort- und Beschäftigungssicherung getroffen werden können. Monetär fordert die IG Metall vier Prozent mehr Entgelt auf eine Laufzeit von zwölf Monaten. Teile dieser Entgelterhöhung sollen allerdings auch zur Beschäftigungssicherung verwendet werden können.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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