Petra Olschowski, Staatssekretärin für Kunst und Kultur, im Video-Meeting über den Re-Start von Kunst undKultur
»Ich glaube an einen Kultursommer 2021«
Landkreis Konstanz. Wie kann Kunst wieder sichtbar gemacht werden? Wie kann der Restart von Kulturveranstaltungen nach Monaten in der Corona-Schockstarre gelingen? Wie sieht die Perspektive für Kulturschaffende aus? Über diese und andere Fragen sprach Petra Olschowski, Staatssekretärin für Kunst und Kultur, mit Betroffenen.
Zum Video-Meeting hatte Dorothea Wehinger (MdL Bündnis 90 / Die Grünen) eingeladen. Sie sieht Zeichen eines Restarts für Kunst und Kultur nach der langen Corona-Durststrecke. Nun müsse man den Kulturschaffenden helfen mit neuem Schwung durchzustarten, so Wehinger. Dabei soll die Landesregierung den Weg aufzeichnen. »Wir sind dabei«, betonte Petra Olschowski. Derzeit werde angesichts der sinkenden Inzidenzzahlen mit Hochdruck an einem Öffnungskonzept gearbeitet. Doch konkrete Vorgaben könne sie angesichts der noch immer unsicheren Lage kaum geben, bedauerte die Staatssekretärin.
Sie unterstrich jedoch: »Ich glaube an einen Kultursommer 2021«. Dies sollte dank der Covid19-Impfungen und der Tests möglich sein. Als Zeitspanne für den Re-Start der Kunst- und Kulturszene hat sie Mitte Juni im Blick. Bei einer stabile Inzidenz unter 100 in einer Region könnten Kulturveranstaltungen im Freien erlaubt werden. Veranstaltungen in Innenräumen sollen dann später in kleinerer Besetzung folgen.
Besonders die notwendigen Öffnungsstrategien brennen den Beteiligten unter den Nägeln: »Wie viele Besucher werden bei Open Air-Events erlaubt«, fragte Catharina Scheufele, die Leiterin des Singener Kulturbüros. Etwaige Zahlen seien wichtig für die Planungssicherheit der Veranstalter. Doch auch bei dieser Frage gab die Staatssekretärin nur vage Angaben. »Wir hoffen auf über hundert«, so ihre Aussage. Ebenso auf das Prinzip Hoffnung setzt sie bei Perspektiven für Chorproben, die Peter Klipfel, 1. Vorstand des Madrigalchor Singen anfragte. »Wir hoffen, die Regeln für Proben der Amateure bald wieder zu erleichtern«, so Olschowski.
Im Blick hat die Politikerin zudem die Öffnung des kulturellen Bereichs für Kinder und Jugendliche, zu dem auch die Sommerferienprogramme zählen, und die Durchführung von Kunsthandwerkermärkten. Allerdings ohne genaue Zeitfenster vorlegen zu können
.Konkreter wurde der Singener Künstler Harald F. Müller. Für ihn sind die freischaffenden, bildenden Künstler das schwächste Glied in der kulturellen Kette, die abhängig von Galerien und Ausstellungen sind. »Sie haben keine Lobby«. Seit Monaten verzichten sie auf Publikum und Verdienst und verharren in Schockstarre. Müller plädiert für einen vorsichtigen Start der Kultur schaffenden um die Kunst wieder verstärkt in den Mittelpunkt zu rücken. Dafür sei aber die Verbesserung der Kommunikation als verbindendes Element nötig.
In dieselbe Kerbe schlug Victoria Graf, Künstlerin und Veranstalterin der Böhringer Ortszeit. Sie versuche, die Kulturfahne hoch zu halten und sieht großen Handlungsbedarf darin, Kunst wieder gemeinsam erlebbar zu machen - am besten ohne Abstand und Maske. Doch als Hellseherin wollte sich die die Staatssekretärin nicht vorspannen lassen: »Kein Mensch will Abstandsregeln. Wann diese nicht mehr notwendig sind, weiß ich wirklich nicht«.
Petra Olschowski sieht Kommunikation als »Riesenthema« an, das die Politik aber nicht im Alleingang angehen könne. »Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die Kommunaktion zu verbessern«, stellt sie klar. Dasselbe gelte für die Isolation der freien Künstlerszene. Aufgabe sei es, die »Lähmung« zu überwinden und sich zusammen zu tun, um wieder sichtbar zu werden.
Welch wichtige Rolle dabei die finanziellen Belastungen der KünstlerInnen spielen, unterstrich die Staatssekretärin mit den Worten: »In 2020 war die Situation besonders der Freiberufler und Soloselbständigen schwierig bis katastrophal. Es reichte oft nur zum Überleben aber nicht zum Leben«. Und dies trotz Unterstützungsprogramme und Fonds von Bund und Land. Diese seien oft kompliziert und bergen hohe bürokratische Hürden. Dennoch sei es wichtig die Hilfen zur Überbrückung der Corona-Misere zu nutzen. »Es lohnt, sich durch die Angebote des Bundes durchzukämpfen«, bestärkte Cornelia Hentschel vom Theater »Die Färbe« in Singen ihre KollegenInnen finanzielle Zuschüsse abzurufen.
Dies umso mehr, da die Kunst- und Kulturszene sicher noch im nächsten Jahr Unterstützung brauche. Angesichts angespannter Haushaltslagen und den Schwerpunktthemen Klimaschutz, Wirtschaft und Digitalisierung werde es auch in der Nach-Coronazeit schwer für die Kulturtreibenden sichtbar zu bleiben. »Dafür müssen alle Kräfte gebündelt werden«, appellierte Petra Olschowski mit Nachdruck.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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