Neuer Tarif-Rahmenvertrag für die Gebäudereiniger
Harter Kampf - guter Deal am Schluss
Kreis Konstanz. Mit harten Bandagen wurde gekämpft um den neuen Rahmentarifvertrag für die Gebäudereiniger. Immerhin: bundesweit sind in der Branche rund 650.000 Personen beschäftigt, im Landkreis rund 2.200, meist in sehr diversen Teilzeitmodellen. Nachdem auch medial der Arbeitgeberverband beziehungsweise Bundesinnungsverband und die Gewerkschaft IG Bau aneinander gerieten, herrschte nach der Einigung plakative Zufriedenheit. Vor allem die Wertung eines Urteils des Bundesarbeitsgerichts, wie regelmäßige Überstunden zu werten sind, wurde zum großen Streitthema.
Der Bundesvorsitzender der IG Bau, Robert Feiger: „Es war eine Marathonsitzung. Aber der Knoten ist durch. Die Gebäudereinigerinnen, Glas- und Industriereiniger können sich auf mehr Geld im Portemonnaie und auf mehr Urlaub freuen. Das bedeutet auch mehr Anerkennung und mehr Wertschätzung für die harte Arbeit, die sie Tag für Tag machen“, sagte IG BAU-Chef Robert Feiger, der auf Gewerkschaftsseite im Spitzengespräch die Verhandlungsführung hatte.
Anpassung von Arbeitsverträgen bei Mehrarbeit
So sollen Teilzeitbeschäftigte, die über fünf Monate hinweg kontinuierlich ein Überstundenpensum von mindestens 15 Prozent leisten, einen Anspruch darauf bekommen, dass ihr Arbeitsvertrag auf die tatsächlich geleistete, höhere Wochenstundenzahl angepasst wird. Für Überstunden wird künftig ab der neunten Arbeitsstunde ein Belastungszuschlag von 25 Prozent vom Stundenlohn bezahlt.
Insgesamt konnte die IG BAU bei den Zuschlägen in der Gebäudereinigung etliche Verbesserungen erzielen. „Wesentlich mehr Reinigungskräfte haben dadurch künftig deutlich mehr im Portemonnaie“, sagte IG BAU-Chef Robert Feiger und wertete dies als Erfolg. So hat die Gewerkschaft einen einheitlichen Nachtzuschlag von 30 Prozent durchgesetzt – das sind 5 Prozent mehr als bislang. An Sonn- und Feiertagen soll es einen Aufschlag von 80 Prozent (statt bisher 75 Prozent) geben. Für die Arbeit am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, an Neujahr und am 1. Mai werde es, so sieht es die neue Vereinbarung vor, sogar Zuschläge von 200 Prozent des Lohns geben.
Für Industriereiniger sind 75 Cent pro Stunde extra vorgesehen. Das gelte künftig auch für die Maschinenreinigung. „Dadurch profitieren künftig deutlich mehr Reinigungskräfte, die in der Industrie arbeiten, von diesem Zuschlag“, sagte Feiger.
Als wichtigen Erfolg bewertete Robert Feiger die deutlich verbesserte Urlaubsregelung: So soll es ab 2021 für alle Beschäftigten einen einheitlichen Urlaub von 30 Tagen auf Vollzeitbasis geben – egal, wie lange sie in der Branche arbeiten. Neu Eingestellte haben, so die Vereinbarung, im kommenden Jahr bereits einen Anspruch von 29 Urlaubstagen.
Arbeitgeber: »Wir haben Wort gehalten«
„Wir haben von Beginn an gesagt, dass wir uns für einen fairen und rechtssicheren Rahmentarifvertrag im Interesse unserer Unternehmen und Beschäftigten einsetzen. Und wir haben Wort gehalten. Besonders wichtig ist uns, dass wir das Urteil des Bundesarbeitsgerichts integriert haben. Alle Beschäftigten erhalten künftig einen Belastungszuschlag von 25 Prozent ab Überschreitung der 8. Arbeitsstunde am Tag. Das Weihnachtsgeld/13. Monatsgehalt wird, wie von uns seit langem vorgeschlagen, Verhandlungsgegenstand in der anstehenden Lohnrunde 2020 werden« sagte Christian Kloevekorn, Verhandlungsführer der Bundestarifkommission des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV). »Mit diesem Tarifabschluss haben die Arbeitgeber einen zukunftsfähigen Kompromiss mit dem Tarifpartner IG BAU erzielt, der die Attraktivität der beschäftigungsstärksten deutschen Handwerksbranche weiter stärkt«, so Kloevekorn weiter.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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