Challenge-League Profi will wieder der Heimat wirken / Trainingsstart am 12. Juli
Gianluca Frontino wird neuer Trainer beim FC Diessehofen
Diessenhofen. Wenig hätte am letzten Sonntag gefehlt und für Gianluca Frontino wäre wohl in Aarau ein Denkmal gebaut worden. Im Barragespiel wurde er in der 84. Minute eingewechselt, nachdem es Xamax Neuchatel gelungen war, den 0:4 Rückstand aus dem Hinspiel zu egalisieren. In der ersten Minute der Verlängerung wäre es beinahe zum Geniestreich von Gianluca Frontino gekommen, als er den Ball aus rund 20 Metern Entfernung an den Pfosten zirkelte. Der Rest ist bekannt, Aarau verlor das Penaltyschiessen und verbleibt in der Challenge League.
Endgültiger Abschied vom Profifussball
Der Stachel der Enttäuschung sitzt bei Gianluca Frontino, der nur zu gern Aarau den Aufstieg zum Abschied geschenkt hätte, noch am Montag tief. Er wurde an diesem Tag danach, offiziell als Trainer des FC Diessenhofen ab der kommenden Saison vorgestellt. Am gleichen Abend flog er mit seiner Freundin in die USA und hat nun genügend Zeit den Kopf zu lüften und sich auf die künftige Aufgabe vorzubereiten. Für viele überraschend gab der Aarau Captain vor zwei Monaten seinen Rücktritt vom professionellen Fussballsport bekannt, dies im besten Fussballeralter von 29 Jahren. In weiser Voraussicht will Gianluca Frontino beruflich in seiner heimatlichen Region Fuss fassen. Die Nähe zur Familie ist etwas, was ihn durch seine ganze Fussballkarriere begleitete. Dazu Distanz zu haben fiel ihm nicht immer leicht.
FC Diessenhofen – eine Herzensangelegenheit
Wenn er nun am 12. Juli zum ersten Training bittet, wird Gianluca Frontino auf viele Freunde und ehemalige Weggefährten treffen. Mit Ausnahme von Thomas Gnädinger, der seine Fussballkarriere bei seinem Heimclub Ramsen abschliessen will und Ian Scheiwiler, der in den USA studieren wird, bleibt die ganze Mannschaft zusammen. Da Frontino als Spieltrainer auf dem Feld agieren will, kommen dem bisherigen Assistenten Urs „Fidel“ Weilenmann sowie Goalitrainer Peter Vögele, die dem neuen Trainer erhalten bleiben, wichtige Bedeutung in der Betreuung von der Bank aus zu. Von Cholfirst United stossen Benny Waldvogel und von Thayngen Goali Roland Brühwiler zur Mannschaft. Diessenhofen wird weiterhin zweimal wöchentlich trainieren und auch in seiner vierten Saison versuchen, sich möglichst mit einem vorderen Mittelfeldrang in der obersten regionalen Liga im Raum Zürich zu halten. Gianluca Frontino hat einen Vertrag für zwei Jahre unterzeichnet.
Karriere mit Hoch und Tiefs
Der neue FCD-Spielertrainer gehörte schon in frühem Juniorenalter zu den besten Fussballern seines Jahrgangs. Sein Talent machte ihn zu einem erfolgreichen Fussballspieler. Er hatte einen Stammplatz im Nachwuchsteam der Grasshoppers und spielte für die Schweizer Junioren-Nati. Man sah ihn bereits für GC in der Super League und später im Ausland bei einem Topverein. Doch bald merkte Gianluca Frontino: Talent allein reicht nicht für den erfolgreichen Einstieg als Berufsfussballer. GC half ihm nicht weiter. In einem Spiel mit der U-18-Nati gegen Italien überzeugte er so, dass er ein Angebot des italienischen Vereins US Lecce erhielt. Frontino zögert nicht und spielte in der höchsten Juniorenliga auf Top-Niveau. Er trainierte sogar gelegentlich mit der Serie-A-Mannschaft und entwickelte sich mental und körperlich weiter.
Wegen der Profitgier seines Beraters kam nach einem Jahr jedoch keine Einigung mit dem italienischen Verein zustande. Sein Traum nahm ein enttäuschendes Ende. Dieses «Drecksgeschäft» widerte ihn an und er wechselte zum FC Schaffhausen. Doch seine Freude und Lockerheit waren weg. Seine Karriere schien zu scheitern und er begann bei einer Versicherung zu arbeiten. Bei der SV Schaffhausen in der 2. Liga wollte er noch etwas kicken. Aber er war definitiv zu gut für diese Stufe. Doch Frontino hatte seine Lockerheit wieder. Zurück beim FC Schaffhausen bildete er mit Patrick Rossini ein geniales Duo. In drei Saisons erzielte er über 60 Tore. Trotz Angebote von grossen Clubs wechselte er 2014 zum kleineren FC Thun. Unter den Trainern Urs Fischer und Ciriaco Sforza spielt Frontino oft. Dann kommt Jeff Saibene und setzte mit seinem System nicht mehr auf ihn. So kam er Anfang 2016 zurück zum FC Schaffhausen. Es lief der Mannschaft nicht. Murat Yakin war mit Frontino als Führungsspieler nicht zufrieden. Unter kaum zu erklärenden Umständen kam er zum FC Winterthur. Dort war alles in Ordnung. Allerdings fehlten die Perspektiven und er suchte eine Mannschaft mit sportlichen Ambitionen.
Sportchef Sandro Burki holte Gianluca Frontino als kreatives Element zum FC Aarau. Hier schloss sich nach dem letzten Wochenende der Karrierekreis des Berufsfussballers Gianluca Frontino. In Aarau durfte er nochmals den Spassfussballer ausleben, wurde jedoch leider auch von Verletzungen gebremst. Ein emotionaler Abschied in Aarau geht nun in Freude für seine Heimat Diessenhofen über, wo er Kindheit und Jugend verbrachte und seine Familie interessierte Zuschauer am Spielfeldrand sein wird.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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