Umsatzeinbruch durch schwächelnde Autoindustrie / Piping Systems als Zukunftsmodell
Georg Fischer will weitere Eisengiessereien in Europa verkaufen

Georg Fischer | Foto: Der neue CEO von Georg Fischer, Andreas Müller, steht derzeit durch die Marktverschiebungen in Europa vor großen Herausforderungen. swb-Bild: GF
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Schaffhausen. Das wirtschaftliche Umfeld im ersten Halbjahr 2019 wurde durch geopolitische Unsicherheiten wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China, der Situation im Mittleren Osten sowie dem anstehenden Brexit in Europa negativ beeinflusst. Der Umsatz des Georg-Fischer-Konzerns sank im ersten Halbjahr 2019 organisch um 5,5 Prozent. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr auf 1’915 Millionen Franken (–20%) basiert im Wesentlichen auf der Devestition Ende 2018 von zwei Eisengiessereien in Deutschland mit einem Umsatz von rund 350 Millionen Franken. Das operative Ergebnis verringerte sich gegenüber der Vorjahresperiode um 26,4 Prozent auf 153 Millionen Franken was einer EBIT-Marge von 8,0 Prozent entspricht (Vorjahr: 8,7%) bzw. 7,3% unter Berücksichtigung von Einmaleffekten von 14 Millionen Franken. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROIC) erreichte 13,8% gegenüber 21,2% im ersten Halbjahr 2018. Das Konzernergebnis nach Minderheitsanteilen und Sondereffekten belief sich auf 101 Millionen Franken gegenüber 150 Millionen im ersten Semester 2018.

GF Piping Systems steigerte ihre Profitabilität trotz anspruchsvolleren Rahmenbedingungen erneut. Die meisten Produktionswerke waren im ersten Halbjahr 2019 gut ausgelastet. Zum Ergebnis trug auch die laufende Fokussierung auf höherwertigere Produkte und Lösungen bei. Die Division profitiert weiterhin vom globalen Trend zu nachhaltigen und sicheren Lösungen für den Transport von Flüssigkeiten, insbesondere auch Trinkwasser.

Der starke Umsatz des ersten Halbjahres 2018 konnte – korrigiert um Währungseffekte – gehalten werden und belief sich auf CHF 921 Mio. Das operative Ergebnis von CHF 117 Mio. übertraf dasjenige des Vorjahres. Die Division konnte die EBIT-Marge gegenüber der Vorjahresperiode um 60 Basispunkte auf 12,7% steigern. Die gute Dynamik hielt vor allem in den US- und europäischen Märkten an. Gedämpft zeigte sich die Stimmung bei den chinesischen Kunden angesichts der aktuellen Handelsspannungen mit den USA.

Das Geschäft von GF Casting Solutions war im ersten Halbjahr 2019 belastet von stark rückläufigen Produktionszahlen der westeuropäischen und chinesischen Automobilindustrie sowie von Verschiebungen innerhalb der Sortimente bei wichtigen Kunden. Aufgrund der bedeutenden Devestition zweier grosser Eisengiessereien in Deutschland Ende 2018 reduzierte sich der Umsatz um 43,6% (organisch –11,1%) auf CHF 521 Mio. Die organische Umsatzentwicklung entspricht somit dem Rückgang der Hauptmärkte China und Westeuropa, welcher zu einer Reduktion der Kapazitätsauslastung in mehreren Produktionsstätten geführt hat.

Das Betriebsergebnis vor Einmaleffekten sank von CHF 60 Mio. auf CHF 20 Mio., was einer EBIT-Marge vor Einmaleffekten von 3,9% entspricht (1,2% nach Einmaleffekten).

Das neue Leichtmetall-Druckgusswerk in Mills River (USA) hat seinen operativen Betrieb aufgenommen. Der Anlauf neuer Aufträge belastete das Halbjahresergebnis mit CHF 8 Mio. Die grosse Anzahl neuer Aufträge erforderte bereits die Erweiterung des Standorts.

GF ergreift umgehend Massnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu sichern. In den kommenden Monaten sollen rund 300 Arbeitsplätze vom Standort Werdohl (Deutschland) nach Rumänien und Österreich verlagert werden. Die Leichtmetallgiesserei litt in den vergangenen Monaten unter den sich verändernden Marktbedingungen und Produktsortiment-Verschiebungen auf Kundenseite. Für die betroffenen Mitarbeitenden in Werdohl wird zusammen mit der Arbeitnehmervertretung nach sozialverträglichen Lösungen gesucht.

Strategiekonform plant GF nach dem Verkauf der Werke in Singen und Mettmann (Deutschland) auch die Devestition der Eisengiesserei in Herzogenburg (Österreich). Es ist vorgesehen, die Transaktion im zweiten Halbjahr 2019 abzuschliessen. Nicht betroffen von dieser geplanten Massnahme ist die Leichtmetallgiesserei am gleichen Standort. Mit dieser Devestition wird der im Dezember 2018 begonnene strategische Rückzug aus dem Eisenguss im Automobilbereich in Europa abgeschlossen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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