Frauengeführte Unternehmen engagieren
Frauen ins Handwerk

Bickel HWK | Foto: „Eine gewisse Aufgeschlossenheit ist schon notwendig. Aber das wird belohnt.“ Simone Rettich-Bickel, Rettich Stahlbau GmbH. swb-Bild: HWK
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Kreis Konstanz. In gewerblich-technischen Berufen sind Frauen immer noch rar. Doch ihr Anteil steigt und könnte noch größer werden – wenn die Voraussetzungen stimmen.

Es war eine Premiere für Simone Rettich-Bickel. Seit fast 20 Jahren ist sie Geschäftsführerin der Rettich Stahlbau GmbH in Bodman (Kreis Konstanz). Jetzt hat sie erstmals eine Metallbauerin ausgebildet – und sehr gute Erfahrungen gesammelt: „Unsere Auszubildende war mit Feuereifer dabei. Sie wollte diesen Beruf unbedingt lernen.“ Mit ihrer sozialen Kompetenz und Fröhlichkeit, ihrer Motivation und Neugier sei die junge Frau eine „schöne Ergänzung fürs Team“ gewesen, sagt die Chefin: „Sie wollte überall mit, hat immer nachgefragt. Davon waren die männlichen Kollegen angetan.“ Keine Frage, dass sich das Unternehmen diese Verstärkung sichern wollte und die Auszubildende übernommen hat.

Je mehr da sind, desto mehr kommen

Eine Unternehmerin und eine weibliche Fachkraft in einer Branche, die vermeintlich fest in Männerhand liegt: Das könnte richtungsweisend für das gesamte Handwerk werden. Denn selbst, wenn die Zahlen von Frauen im gewerblich-technischen Bereich noch ziemlich mager sind (siehe Grafik): Gebraucht werden sie auch und gerade dort. „Wir müssen die Potenziale von Frauen besser nutzen“, sagt Maria Grundler vom Team für Nachwuchswerbung der Handwerkskammer Konstanz. Dass Frauen im Handwerk nach wie vor unterrepräsentiert sind, sei nicht nur den äußerst beständigen Mustern bei der Berufswahl geschuldet, sondern auch eine Frage der Willkommenskultur in den Unternehmen: „Es ist in doppeltem Sinn eine Frage der Einstellung: Je mehr sich Betriebe auf weibliche Fachkräfte einstellen und je mehr gute Beispiele es gibt, desto niedriger werden die Hürden“, so die Expertin.

Aufgaben und Zeitmodelle nach Maß

Bei der Schreinerei Flaig in Hardt (Kreis Rottweil) ist dieses Rezept aufgegangen: „Wir suchen nicht gezielt nach Frauen, sondern die Frauen kommen auf uns zu“, sagt Waltraud Flaig, die die Personalarbeit verantwortet. Fast ein Dutzend Schreinerinnen hat das Unternehmen schon ausgebildet, sechs Mitarbeiterinnen arbeiten in unterschiedlichen Bereichen der Produktion mit, von der Arbeitsvorbereitung bis zur Endfertigung und Montage.

Besonderen Wert legt die Personalchefin auf die Zusammensetzung der Teams und die individuelle Passung der Aufgaben: „In der Ausbildung durchläuft Jede und Jeder alle Bereiche, aber danach können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einen Schwerpunkt entscheiden.“

Auch in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf kommt der Betrieb der Belegschaft entgegen: „Wir haben verschiedene Teilzeitmodelle, von der jungen Mutter, die nur an zwei Vormittagen Sonderaufträge bearbeitet, bis zu 60- oder 80-Prozent-Stellen“, berichtet Waltraud Flaig.

Eine etwas andere Art des Umgangs

Wer ‚typische Männerberufe‘ für Frauen attraktiv machen will, müsse ihnen etwas bieten, findet auch Simone Bickel - und das gelte nicht nur bei arbeitsrechtlichen Voraussetzungen wie getrennten Toiletten. „Vor allem müssen der Umgangston und das Klima im Unternehmen stimmen“, so ihre Einschätzung. Bei den körperlichen Anforderungen dagegen könnten Frauen mit ein bisschen Unterstützung meist gut mithalten: „Für den Metallbau braucht man heute keinen Muskelprotz mehr. Dafür gibt es Hebekräne und notfalls eben auch mal Hilfe von den Kollegen.“ Ihr Fazit nach der Ausbildungspremiere jedenfalls fällt positiv aus: „Eine gewisse Aufgeschlossenheit ist schon notwendig. Aber das wird belohnt.“

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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