Starke Nachfrage beim Start der Bohlinger Umweltgespräche mit Prof. Dr. Johannes Steidle
Es bleibt kaum noch Zeit zum Gegensteuern

Prof. Dr. Johannes Steidle | Foto: Prof. Dr. Johannes Steidle hatte schon in den präsentierten Zahlen viel Dramatik zu bieten - und er machte auch unmissverstänlich klar, dass der Mensch mit seinem Konsumverhalten hinter den meisten Faktoren steht, die das Ökosymstem in die Knie zwingen. s
  • Prof. Dr. Johannes Steidle
  • Foto: Prof. Dr. Johannes Steidle hatte schon in den präsentierten Zahlen viel Dramatik zu bieten - und er machte auch unmissverstänlich klar, dass der Mensch mit seinem Konsumverhalten hinter den meisten Faktoren steht, die das Ökosymstem in die Knie zwingen. s
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Singen-Bohlingen. Es ist durchaus ein Thema, das auf den Nägeln brennt. So mussten zum Auftakt der »Umweltgespräche« im Gartenbaubetrieb Siegwarth am Sonntag noch jede Menge Stühle nachgestellt werden und die Zuhörer saßen dicht gedrängt in der Orangerie.
»Jeder von uns im Raum wird den Zusammenbruch der Ökosysteme noch erleben, wenn wir nicht gegensteuern«, war das Fazit des Vortrags von Prof. Dr. Johannes Steidle über Ursachen, Folgen und Hintergründe des Insektensterbens dabei. Der Leiter des Fachgebiets Tierökologie am Institut für Zoologie der Universität Hohenheim zeigte anhand von wissenschaftlichen Daten, dass es das massive Insektensterben nicht nur in den Regionen Deutschlands gibt, die von der Krefelder Studie (2017) untersucht wurden, sondern auch in Baden-Württemberg. Die Hauptursachen für den massiven Rückgang der Insekten sieht der Wissenschaftler in der intensiven Landwirtschaft. Dort müsste man deshalb auch bei den Gegenmaßnahmen ansetzen.

Bauern wollen keine Prügelknaben sein

Die Bauern, die sich natürlich in der anschließenden Diskussion zu Wort meldeten, sehen sich aber zu Unrecht als Prügelknaben und das unterstrich auch Steidle nachdrücklich:
Es sind letztlich wir alle als Konsumenten, die diese Entwicklung in Gang gesetzt haben. Schließlich werden rund 60 Prozent der Agrarfläche dafür gebraucht, um Fleisch zu produzieren und auch der größte Teil an Importen, zum Beispiel Soja, geht in die Produktion von billigem Fleisch. Die Folge solcher Industriealisierungen gelte es anzugehen, sonst tickt die Uhr unaufhaltsam weiter.
»Der Artenverlust wird zu einem Zusammenbruch der Ökosysteme führen, auf deren ›Serviceleistungen‹ wie der Bereit-stellung von sauberem Wasser oder Bestäubung wir dringend angewiesen sind«, erläuterte Steidle, der analysierte, dass die Umwelt schon jetzt spürbar in die Knie gehe.

Er fordert daher: »Es muss der Gesellschaft gelingen, die auslösenden Prozesse durch eine Umgestaltung der intensiven Landwirtschaft zu stoppen.« Dass die vorgestellten Fakten keine neuen Erkenntnisse sind, machte er zudem deutlich. Insekten werden schon seit den 1950er-Jahren gezählt und ebenso lange auch schon ein Rückgang beobachtet.
Die Veranstaltung am Sonntag bildete den Auftakt zu einer zehnteiligen Diskussions- und Vortragsreihe »Siegwarths Umweltgespräche – Mensch, Fauna und Flora«, die die drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit aufgreift: die Umweltzerstörung und den Klimawandel. Initiator der Gespräche ist Manfred Siegwarth aus Bohlingen.
Die nächste Veranstaltung findet am Sonntag, den 27. Oktober, von 11 bis 1 Uhr statt. Thema: ist das angelaufene »Volksbegehren Artenschutz – Rettet die Bienen« in Baden-Württemberg. Referent ist Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg und einer der offiziellen Sprecher des Volksbegehrens.
Die Teilnahme an den Umweltgesprächen ist kostenlos.
Anmeldung bitte im Vorfeld der Veranstaltung unter Tel. 07731/23095, info(at)siegwarth.com erbeten.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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