Notfallseelsorger helfen Angehörigen nach schweren Verlusten
Erste Hilfe für die Seele

Notfallseelsorge Landkreis Konstanz | Foto: swb-Bild: AdobeStock
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Landkreis Konstanz. Sie leisten »Erste Hilfe für die Seele«, wenn Menschen in tiefe Krisen stürzen. Bei tödlichen Unfällen, Suiziden oder plötzlichen Todesfällen sind die Notfallseelsorger da, um Angehörigen in ihrer Verzweiflung und in ihrem Schmerz zur Seite zu stehen.
Marion Aicheler ist seit 2009 als Notfallseelsorgerin im Landkreis Konstanz im Einsatz. Die gelernte Heilerzieherin erlebte das Flugzeugunglück von Überlingen mit 71 Opfern in unmittelbarer Nähe. Damals erkannte sie, wie schwer es ist, nach einer schrecklichen Katastrophe in den Alltag zurück zu finden. »Da wollte ich etwas tun, wollte helfen«.
Sie ließ sich zur Notfallseelsorgerin ausbilden, absolvierte zusätzlich eine Trauma-Ausbildung und begleitete anfangs einen erfahrenen Kollegen auf Einsätze. Mittlerweile, sagt sie, »habe ich alles Schicksalhafte erlebt und versuche, den Menschen etwas Halt zu geben, wenn ihnen plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird«.
Ihre Kraftquelle für diese belastende Einsätze findet Marion Aicheler in ihrer Familie und in ihrem Freundeskreis. Zudem sind Notfallseelsorger regelmäßig unter Supervision und können sich mit Kollegen austauschen. »Und wenn es ganz arg schlimm ist, dann gibt’s eine große Tüte Haribo«, verrät die Notfallseelsorgerin.

50 Mal war Marion Aicheler im vergangenen Jahr im Einsatz. Um den seelsorgerischen Beistand gut leisten zu können brauche es schon eine gewisse Lebenserfahrung ist sie überzeugt. »Man sollte mit beiden Beinen im Leben stehen«, fügt sie hinzu. Sie ist - wie ihre 14 Kollegen und Kolleginnen - mit dem DRK einer Rettungsorganisation angeschlossen und weiß wie es ist, mit Blaulicht zum Einsatzort zu fahren.
Wenn die Unterstützung von Notfallseelsorgern gewünscht wird, informiert sie die Rettungsleitstelle des Landkreises Konstanz. Meistens sind sie zu zweit im Einsatz, überbringen Todesnachrichten, spenden den Betroffenen Trost und Beistand nach einem plötzlichen Verlust und geben ihnen auch Kontaktadressen von Organisationen wie Selbsthilfegruppen oder Trauerbegleitung zur weitere Bewältigung des persönlichen Traumas.
In einer fundierten Ausbildung bekommen die Notfallseelsorgern das notwendige Rüstzeug für ihre anspruchsvolle Aufgabe. Voraussetzung dafür ist eine kirchliche Anbindung, denn die Notfallseelsorge ist ein ökumenisches Angebot der Kirchen. In enger Zusammenarbeit mit Rettungs- und Hilfsdiensten ist sie seelsorgliche Akuthilfe für die ersten Stunden nach einem belastenden Ereignis. Die Notfallseelsorge fragt dabei nicht nach Kirchenzugehörigkeit, Nationalität oder Weltanschauung - sie will nicht missionieren.
Aber auch die MitarbeiterInnen der Rettungs- und Hilfsdienste, der Feuerwehren und der Polizei brauchen nach schweren und belastenden Einsätzen Hilfe. Im Landkreis Konstanz steht über das »Einsatzkräfte-Nachsorge-Team« (ENT) der Notfallseelsorge eine Hilfe für Einsatzkräfte aller Hilfsorganisationen zur Verfügung, die auch Präventionsaufgaben durchführt.
Weitere Informationen unter www.nfs-kn.de

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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