HSG unterliegt nach furioser Aufholfjagt durch Lattenschuss
Eine Halbzeit lang "Mist" in Eisenach
Konstanz. Wer hätte das gedacht! Nach einem Sieben-Tore-Rückstand zur Halbzeit startete die HSG Konstanz bei Bundesliga-Absteiger Eisenach vor 1679 Zuschauern – trotz Ferienbeginn in Thüringen – eine beeindruckende Aufholjagd, saugte sich Tor für Tor an den großen Favoriten heran und hatte nach dem 21:21-Ausgleich bei einem Siebenmeter in Unterzahl die große Chance zur Führung (54.), doch Paul Kaletsch scheiterte an der Latte und Eisenach erspielte sich in den letzten Minuten routiniert über ihre erfahrenen Haudegen einen letztlich zu hohen 26:22 (15:8)-Sieg.
Trotzdem wirkte HSG-Cheftrainer Daniel Eblen direkt nach der Partie aufgebracht und zunächst völlig unzufrieden. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir in der ersten Hälfte so einen Mist spielen. Das war genau die Abwehrarbeit und Intensität vom Abschlusstraining, die mir gar nicht gefallen haben. Es wurde viel zu wenig mit und ohne Ball gearbeitet.“ Dabei hatte schon vor der Abfahrt nach Eisenach getrübte Stimmung sowohl im Lager des Bundesliga-Absteigers aus Thüringen als auch bei den Gästen vom Bodensee geherrscht. Nicht nur, dass der ThSV unter der Woche die Nachricht vom schweren Verkehrsunfall seines Spielmachers Marcel Schliedermann verkraften musste, dazu kamen einige weitere Ausfälle und auch Konstanz hatte enorme Verletzungssorgen zu beklagen. Ganze sieben Akteure und damit eine komplette Handball-Mannschaft musste Daniel Eblen in den Langzeitverletzten Stefan Hanemann, Sebastian Bösing, Manuel Both und Alexander Lauber sowie den berufsbedingten Ausfällen von Simon Flockerzie und Matthias Stocker ersetzen. Dazu kam in Chris Berchtenbreiter der vierte, aufgrund einer Schulterverletzung nicht einsetzbare Kreisläufer, sodass Marius Oßwald aus dem Oberliga-Perspektivteam die Last am Kreis zusammen mit der Geheimwaffe Michael Oehler, sonst Abwehrchef und Rückraumschütze, alleine tragen musste.
Halbzeit eins ließ dann auch wenig von dem erkennen, was die HSG bislang so stark gemacht hatte. Viele technische Fehler prägten das Spiel der Konstanzer, die sich zudem viele Fehlpässe leisteten und ihre Außen kaum einmal erfolgreich in das Spiel einbinden konnten. Gerade das sonst gefürchtete Tempospiel der Bodensee-Handballer fand überhaupt nicht statt, während Eisenach immer wieder über die erste und zweite Welle zum Erfolg kam. Besserung brachte da auch keine frühe Auszeit von Daniel Eblen und viele Wechsel, sodass ab der 17. Minute für Marius Oßwald Michael Oehler an den Kreis beordert wurde. Nach dem 4:3, alle HSG-Tore bis dahin erzielt von Mathias Riedel, setzte sich Eisenach mit einer Umstellung auf eine 5:1-Abwehr bis auf 13:5 (20.) ab.
„Wir haben eine komplette Halbzeit gebraucht, um wach zu werden“, ärgerte sich Daniel Eblen. In Hälfte zwei hingegen zeigte sich seine junge und verletzungsgebeulte Mannschaft wieder in Hochform. Tor um Tor kämpfte sich Konstanz mit Tim Jud als vorgezogenem Spieler in der Deckung und Patrick Glatt ab der 40. Minute zwischen den Pfosten zurück. Plötzlich waren sie wieder da, die Gegenstöße, die Emotionen und der feste Glaube an die eigene Stärke. Dabei spielte Rechtsaußen Gregor Thomann groß auf, traf mehrmals aus ganz spitzem Winkel und ebnete den Weg zum 21:21 durch den kaum zu haltenden Mathias Riedel. Noch waren sieben Minuten zu spielen und die HSG hatte nur eine Zeigerumdrehung später den Führungswechsel in der Hand. Siebenmeter in eigener Unterzahl – und nachdem Gregor Thomann bereits einmal gescheitert war, versuchte sich Paul Kaletsch und hatte wieder Riesenpech. Statt der 22:21-Führung prallte der Ball an die Latte und Eisenach machte bald den Sack über ihre Leistungsträger Matthias Gerlich, Nicolai Hansen und Duje Miljak zu.
„Die zweite Hälfte war gut“, lobte auch der HSG-Coach, „mit viel Druck und Zug zum Tor. Verwandeln wir diese Siebenmeter, haben wir eine sehr große Chance hier auch zu gewinnen.“ Schmerzlich vermisst hatte er vier seiner etatmäßigen Kreisläufer „Uns hat heute einfach die Durchschlagskraft am Kreis gefehlt, das war ein großes Problem. Aber mit der zweiten Hälfte können wir zufrieden sein, obwohl es schade ist, dass wir uns nicht dafür belohnt haben. Vielleicht hat die Aufholjagd letztlich auch etwas zu viel Kraft gekostet.“
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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