Aber: Gewaltige Belastung für die Träger und Mitarbeiter der Einrichtungen
Die Teststrategie hält die Pflegeheime »offen«

Symbolbild Schnelltest | Foto: Symbolbild Schnelltest Malteser
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Hegau. Schnelltests sollen das Corona-Virus im Zaum halten, denn dadurch sollen die Fälle aus dem »Dunkeln« geholt werden, bei denen die Betroffenen oft gar nichts davon merken, dass sie sich infiziert haben. Die Testmöglichkeiten gibt es inzwischen in jeder Gemeinde. Die längste Erfahrung haben damit inzwischen die Pflegeheime, die aber deutlich machen, welche Belastung damit
verbunden ist.
Rahmen dafür ist durch das Land über Besucherregeln gesetzt, die ermöglichen sollen, dass sich das Drama des ersten Lockdowns vor einem Jahr nicht wiederholt, als die Pflegeheime von Angehörigen nur noch in Ausnahmesituationen besucht werden durften und »dicht« machen mussten.
Derzeit muss jeder Besucher je nach Pflegeheim direkt vor Ort einen Schnelltest machen, oder aber einen Nachweis über einen Test mit negativem Ergebnis mitbringen, der nicht älter ist als 24 Stunden. Kurios dabei: für die Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen sind nur drei solche Schnelltests pro Arbeitswoche vorgesehen.
Da kommen in den Pflegeeinrichtungen enorme Zahlen zusammen. Im Pflegeheim St. Verena in Rielasingen-Arlen, wird die Zahl der monatlichen Tests mit rund 2.500 bis 2.800 angegeben, für Besucher gibt es sie an fünf Tagen dort durch Mitarbeitende des Pflegeheims, die zusätzlich im Einsatz sind. Aber bislang ging das Konzept auch auf: denn seit einigen Infektionen Ende letzten Jahres habe man »sauber« bleiben können, also keinen Ausbruch mehr erleben müssen.
Auch Harald Scülfort vom Singener Pflegeheim St. Anna spricht von einem gewaltigen Aufwand: im letzten Monat fast 2.300 Tests bei Besuchern, Handwerkern wie den Mitarbeitenden. »Wir haben dafür einen Tester eingestellt, denn sonst wäre das nicht zu packen bei der sonstigen Arbeitsbelastung für das Pflegepersonal«, macht er deutlich. Über den Rettungsschirm des Landes werden vom Land pro Heimbewohner 30 Tests vergütet, zumindest damit könne man auch gut hinkommen.
Auch für das evangelische Seniorenzentrum Stockach sind die Tests eine Belastung: rund 1.600 Tests sind es auch hier in der etwas kleineren Einrichtung, die regional sehr verwurzelt ist. »Wir haben es die ganze Krise durch aber geschafft offen zu bleiben und insgesamt nur drei Fälle von Infektionen gehabt, die wir gut eingrenzen konnten«, macht der Leiter des Seniorenzentrums, Rüdiger Mahl, deutlich. Sorgen macht ihm dabei, dass doch einige versuchen, auch ohne den Test in die Einrichtung zu kommen, was man schwer kontrollieren könne. »Wir schaffen das alles gemeinsam«, unterstreicht Mahl im Gespräch mit dem Wochenblatt. »Wir haben auch bis zuletzt kein positives Ergebnis bei den Schnelltests gehabt«, zeigt er sich erleichtert.
Das Thema der ungetesteten Besucher ist für Oliver Stellfeld vom Helianthum in Steißlingen ein größeres Problem. Deshalb ist dort auch eine Security engagiert worden, weil manche entweder mit Tests von jemand anderem oder sogar über Fenster sich Zugang zu ihren Angehörigen verschaffen wollen. Um bei 155 Heimbewohnern doch eine Kapazität von über 3.000 Schnelltests bewältigen zu können, wurden auch Mitarbeitende aus der Küche und der Verwaltung eingelernt. »Ich selbst habe im Februar rund 2.000 Tests an den Besuchern durchgeführt, weil das das Pflegepersonal nicht zusätzlich machen kann«, sagte er und machte auch deutlich, dass diese Anstrengung für ihn Sinn macht.
Denn es habe einige Fälle positiver Tests gegeben, die das Virus wieder in das Heim hätten bringen können. Im Dezember war das Helianthum mit insgesamt 67 infizierten SeniorInnen und Mitarbeitenden ein Corona-Ausbruchsherd gewesen – das soll sich nicht mehr wiederholen.
Das Testen wäre es nicht allein für ihn, sondern eine neue Impfaktion wäre wichtig. »Seit dem ersten Impftermin sind esinzwischen wieder über 50SeniorInnen bei uns, denen der Impfschutz noch fehlt, zum einen weil sie erst ein halbes Jahr nach einer Corona-Infektion geimpft werden dürfen, zum anderen weil sie erst jetzt zu uns gekommen sind«, macht der die »Momentaufnahme« eines durchgeimpften Pflegeheims deutlich. Und so lange will er selbst auch auf den Tests trotz angekündigter Erleichterungen durch die Landesregierung bestehen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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