DGB startet Aktion zur Bundestagswahl
Die Rente muss sicherer werden
Singen. Das Thema Rente hat sich der Deutsche Gewerkschaftsbund angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl ganz groß auf die Fahnen geschrieben, denn gerade jetzt werden die größten Chancen gesehen, die Politik im Kampf um Wählerstimmen hier zu aktivieren um die Rente insgesamt so zu stärken dass die Rentner auch wirklich alle davon leben können. Dass Deutschland davon derzeit ziemlich weit entfernt ist unterstrich letzten Mittwoch Hans-Jürgen Urban vom Vorstand der IG-Metall, der als Rentenexperte zur Zeit bei den Gewerkschaftern auf Tournee ist. Auf einem Informationsabend vor regionalen Gewerkschaftern in der Singener Gems formulierte er die Standpunkte der Gewerkschaften, auf die man auch über den Wahltag hinaus pochen wolle.
Die große Umfrage der IG-Metall-Mitglieder in diesem Frühjahr habe unter anderem eine deutliche Mehrheit dafür aufgezeigt, dass ein Mehr an Rente dringend nötig sei - und dass die Menschen bereit seien, dafür auch mehr zu bezahlen. Modelle wie die Riester-Rente würden gerade bei Geringverdienern wenig Wirkung haben, macht Urban deutlich. Schließlich werde diese Zusatzversicherung von privaten Unternehmen angeboten, die Gewinn machen wollten. Das sei Geld, das in der Rente letztlich fehle.
Die Gewerkschaft sieht vier Punkte als dringlich an. So müsse bei der Rentenversicherung die Möglichkeit geschaffen weden, eine »Demographiereserve« anzulegen. Derzeit dürfe das System aber keine Überschüsse erwirtschaften. Höhere Anwartschaften bei der Mütterrente sowie ein besserer Ost-West-Ausgleich sollen das Abrutschen gerade von Frauen in die Armut verhindern helfen - aber das Geld dafür sollte nicht aus den Rententöpfen kommen, ist die Forderung. Die Gewerkschaft bringt auch nochmals die Forderung aufs Tablet, dass alle Berufsgruppen, also auch Freiberufler und Beamte einbezogen werden sollten, es also eine Rentenversicherung »für alle« geben müsse.
Die Gewerkschaft fordert zudem eine mäßige Anpassung des Beitragssatzes, um das Rentenniveau anheben zu können, zum Beispiel auch an die Lohnentwicklung zu koppeln. Experten würden schon lange einen Notstand ankündigen, deshalb wolle man jetzt informieren um mitzubestimmen, was in einen Koalitionsvertrag nach der Wahl geschrieben werde. Schließlich befindet sich die Rente schon länger im Sinkflug: von zuletzt 53 Prozent ist das Rentenniveau inzwischen auf 48 Prozent des letzten Verdienstes gesunken, für 2030 gibt es Prognosen von 44 Prozent, für 2045 gar von 41,5 Prozent. Wenn das Ruder nicht jetzt herumgerissen wird.
Private Vorsorge sei von der Politik zum Lückenbüßer für die Versäumnisse der Politik geworden, kritisiert Raoul Ulbrich von der IG Metall in Singen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare