Landrat Zeno Danner über das Corona-Jahr für die Landkreisverwaltung
Die Krise hat den Zusammenhalt gestärkt
Kreis Konstanz. Vieles musste umgeworfen werden in diesem Corona-Jahr, auch für den Landkreis, der seit März im Krisenmodus arbeitet, aber auch für sein lokales Management viel Lob bekam. Zum Rückblick sprach das Wochenblatt mit Landrat Zeno Danner im Rahmen der Einrichtung des Kreisimpfzentrums an der Singener Stadthalle.
Wochenblatt: Das Jahr hat ja schon turbulent angefangen mit den Problemen um den neuen Regionalbus, der einfach noch nicht startbereit gewesen ist. Da war der erste Lockdown sogar eine Chance, um nachschärfen zu können. Wie gut steht das System nun da?
Zeno Danner: »Wenn es nicht so traurig wäre, haben wir eine weltweite Pandemie dazu genutzt, um unsere lokale Buskrise zu lösen. Der Lockdown hat dem hauptsächlich betroffenen Unternehmen geholfen, die Strecken besser kennen zu lernen und auch neue Busfahrer zu finden. Jetzt stehen wir gut da, wenn auch wie überall die Einbrüche an Fahrgästen übers Jahr erheblich sind.«
Wochenblatt: Dann wurde es wegen der Corona-Maßnahmen doch zu eng, vor allem in den Schulbussen. Es gab zusätzliche Busse dafür. Hat das gegriffen für mehr Abstand im Schulbus?
Zeno Danner: »Es musste erst mal mit den Gemeinden geklärt werden wo es zu eng wurde, auch subjektiv gesehen. Aber es hat gegriffen. Dort wo es nötig war, auch durch ständige Abstimmungen.«
Wochenblatt: Durch die Corona-Krise musste auch das Landratsamt in einen neuen Modus umschalten, den vorher niemand kannte. Was ist deswegen liegen geblieben?
Zeno Danner: »Ich bin wirklich stolz auf mein Landratsamt, die Leute haben Großartiges geleistet denn wir mussten tatsächlich voll auf Corona umstellen. Aus allen Bereichen wurden Mitarbeitende für die Nachverfolgung abgestellt – das ganze Jahr über und auch den Sommer über – um uns vorzubereiten. Die Arbeitszeiten mussten erheblich ausgeweitet und versetzt werden, um Abstand zu behalten und auch bei Homeschooling einsatzbereit zu bleiben. Deswegen haben natürlich Mitarbeitende gefehlt. Leider gab es dadurch auch an durchaus publikumswirksamen Stellen Rückstände. Durch die Krise gab es auf einmal einen großen Bedarf und einen Stau bei den Schifferpatenten, wenn die in den Ferien hier gemacht wurden, um nur ein Beispiel zu nennen. Wir haben aber keine Projekte verschoben und es in diesem Krisenjahr sogar geschafft zwei Haushalte zu verabschieden.«
Wochenblatt: Die finanzielle Schleifspur der Krise zeichnet sich trotzdem ab. Sie müssen das Klinikum erheblich unterstützen, es wird auf ein Gutachten gewartet, das Einsparpotenziale noch aufzeigen soll bis zur Sommerpause.
Zeno Danner: »Da wird noch viel auf uns zukommen. Wenn es einen Lockdown gibt, gibt es auch keine oder weniger Gewerbesteuer, damit gibt es für uns weniger Kreisumlage, wenn auch mit Zeitverzögerung aber doch relativ direkt. Mit der Situation müssen wir umgehen, wir haben im Kreis den Konsens, dass wir die Lasten auf möglichst viele Schultern verteilen. Wir müssen nun natürlich schauen, ob wir die großen Projekte in der Geschwindigkeit wie geplant umsetzen können. Es ist nicht die Frage ob wir das machen, sondern eher wann.«
Wochenblatt: Da hat sich auch der Kreistag schon positioniert.
Zeno Danner: »Es wird eine Haushalts-Strukturkommission geben. Das finde ich gut, weil wie nun im gegenseitigen Benehmen festlegen, wie mit einzelnen Projekten umgegangen werden soll, zum Beispiel mit dem neuen Berufsschulzentrum. Die Krise hat allen aber auch gezeigt, wie groß der Zusammenhalt ist zwischen den Gemeinden und das stimmt mich positiv. Der jetzige Haushalt wurde nun ja wirklich so geplant, dass wir uns das Geld erst holen, wenn wir es auch tatsächlich brauchen.«
Wochenblatt: Glauben Sie, dass wir nach den Verschärfungen der Grenzregelungen durch Baden-Württemberg doch noch mal gegen eine komplette Grenzschließung kämpfen müssen?
Zeno Danner: »Ich hoffe es nicht. Die 24-Stunden-Regelung ist zwar eingeschränkt aber in Sachen Skitourismus nachvollziehbar. Diese ganzen harten familiären Einschnitte sind erstmal nicht da und da hat es glaube ich schon was geholfen, dass wir uns damals zusammen für die Öffnung der Grenzen eingesetzt haben.«
Wochenblatt: Wie lange wird der Lockdown aus ihrem Gefühl heraus noch gehen:
Zeno Danner: »Das ist natürlich ein Blick in die Glaskugel. Es ist zu befürchten, dass es nach Weihnachten eine Verschärfung geben kann, aber dann haben wir ja noch zwei Wochen Zeit bis zum Ferienende. Also alles noch offen. Jetzt steht erst mal die Inbetriebnahme des Impfzentrums im Vordergrund.«
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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