Tengen war Gastgeber des Gesamtkonvents der Narrenvereinigung Bodensee
Die Fastnacht beschäftigt viele
Tengen. Am vergangenen Sonntag war der Narrenverein „Kamelia Tengen 1893 e.V.“ Ausrichter des Gesamtkonvents der Narrenvereinigung Hegau Bodensee und somit Gastgeber von 121 Zünften, die in der Randenhalle Platz fanden. Die Narrenvereinigung beherbergt 35.000 Mitglieder, rund 20.000 davon sind Hästräger. Der seit der Gründung 1959 regelmäßig stattfindende Gesamtkonvent entspricht somit einer Jahreshauptversammlung.
Das Grußwort hielt Präsident Rainer Hespeler und begrüßte Tengens Bürgermeister Marian Schreier als Don Quichotte des Hegaus, der nicht gegen, sondern für seine Windräder kämpft. Bürgermeister Marian Schreier nutzte die Bühne, um das ehrenamtliche Engagement der Tengener herauszustellen. „Von den beachtlichen 1.300 geleisteten ehrenamtlichen Stunden pro Woche haben die Narrenzünfte einen ganz wesentlichen Anteil und leisten einen großen Beitrag zum kulturellen und sozialen Leben“, unterstrich Schreier. Auch auf die Windkraftanlagen ging er ein, diese seien für Tengen weg- und zukunftsweisend.
Die Fasnet sieht er als wesentliches Element des Brauchtums und so sei es wichtig, dass dieses Engagement erhalten und auch vorangetrieben werde. Die Stadt Tengen habe deswegen ein Leitbild entwickelt, mit der Fragestellung, „wo steht Tengen in den nächsten 10 bis 15 Jahren?“ In diesem Leitbild sei klar definiert, dass das Brauchtum weiter unterstützt werde. Die Stadt Tengen freue sich daher schon darauf nächstes Jahr, den in Tengen stattfindenden Narrentag unterstützen zu dürfen. Er betonte die Erfahrung, die die Stadt Tengen bereits habe, nächste Woche auf dem stattfindenden Schätzelemarkt seien 400 ehrenamtliche Helfer dabei.
Für die Anwesenden durften die Ausführungen des Präsidenten Michael Grambau der Narrenzunft Tengen besonders interessant gewesen sein, denn er nutzte die Veranstaltung, die Kamelia Tengen 1893 e.V. vorzustellen; von der Namensgebung bis hin zu den einzelnen Figuren, die die Tengener und Hegauer Straßen zur Fasnetzeit so bunt machen.
Schließlich berichtete Schreiberin Renate Hermann aus dem Protokoll des letztjährigen Gesamtkonvents und erinnerte somit daran, dass die Frage noch beantwortet werden muss, ob nun die Zünfte das Logo der UNESCO tragen dürfen oder nicht, was auch schließlich Präsident Hespeler in seiner Rede beantwortete.
Alle Augen richteten sich schließlich auf Rainer Hespeler, als dieser seine Rede als Präsident hielt. Dieser erinnerte zunächst an das Jahr 2016/2017 und berichtete stolz, dass es so selten so wenig Gewaltübergriffe und Alkoholprobleme gegeben habe. Er berichtete von der Zunftmeistertagung und dem tollen Engagement der Neu-Böhringer mit ihren 111+1 Geburtstag. Die Liste der Aktivitäten, die Hespeler aufzählte, war erwartungsgemäß lang. Kein Wunder bei so vielen engagierten Zünften und Mitgliedern, die nur eines wollen: eine klasse Fastnacht feiern.
Kritik gab von Hespeler an der Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis. Dieses forderte für kleinste Brauchtumsveranstaltungen die kostenpflichtige, individuelle Beantragung einer verkehrsrechtlichen Anordnung. Gespräche mit der Behörde halfen nicht viel. Das Ergebnis sei unzureichend. Hespeler sieht darin eine Demotivation für alle, die sich ehrenamtlich für die Fastnacht einsetzen. „Außerdem widerspricht es in höchstem Maße den Forderungen der deutschen UNESCO, unsere schwäbisch-alemannische Fastnacht als immaterielles Kulturerbe zu pflegen und zu fördern“, unterstrich er. Und zu dem Thema UNESCO klärte er auf: „Der Normen-Codex kann von unseren Zünften problemlos eingehalten werden, sodass Ihr ab sofort berechtigt seid, dieses Logo zu führen.“
Cordula Fischer machte als Kassenprüferin durch ihre Ausführungen den Weg frei, dass die anwesenden Mitglieder den Vorstand entlasten konnten.
Säckelmeister Frank Rehm gab sich in seinem Kassenbericht durchaus zufrieden, denn er konnte eine ordentliche Haben-Seite verzeichnen. Doch das überschüssige Geld werde für das Museum gebraucht, berichtete er. Was er damit meinte, klärte schließlich Michael Fuchs, Präsident des Fastnachtsmuseums Schloss Langenstein auf. Dieser ging auf zwei ganz wesentliche Punkte ein. Das Museum dürfe sich zwar über eine große Besucherzahl freuen, doch es sei bekannt, dass diese Art des Museums heutzutage nicht mehr attraktiv sei. Sowohl das Museum, als auch die Bundesregierung habe das erkannt, weswegen die Bundesregierung ein Förderprogramm „Museum 4.0“ initiierte. Fuchs freute sich, als er verkündete, dass das Museum Schloss Langenstein in dieses Programm mit aufgenommen und auch mit Fördergeldern von bis zu 1,2 Mio. € bedacht wurde. „Wir als kleine Fische sind mit dabei, und das ist fast ein Wunder“.
Außerdem werde über einen Neubau nachgedacht, der die baulichen Nachteile wie die vorhandene Wendeltreppe, Feuchtigkeit, Kälte und keine Bewirtungsmöglichkeit beseitigen soll. Fuchs forderte die Anwesenden dazu auf, darüber nachzudenken, ob diese Idee weiter verfolgt werden soll.
Für kurzweilige Unterhaltung sorgte indes die Stadtkapelle Tengen mit Gottfried Hummel als Dirigent.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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