Am Montag gingen wieder Hunderte BürgerInnen im Landkreis auf die Straße
Der verdeckte Protest der »Spaziergänger«

Spaziergänger | Foto: In Radolfzell trafen sich rund 250 »SpaziergängerInnen« auf dem Münsterplatz. Die nicht angemeldete Versammlung verlief friedlich, die Zahl der TeilnehmerInnen an den verdeckten Protesten nehme zu, erklärte die Polizei.
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  • Foto: In Radolfzell trafen sich rund 250 »SpaziergängerInnen« auf dem Münsterplatz. Die nicht angemeldete Versammlung verlief friedlich, die Zahl der TeilnehmerInnen an den verdeckten Protesten nehme zu, erklärte die Polizei.
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Landkreis Konstanz. Trotz strömendem Regen waren am Montagabend wieder Hunderte »Spaziergänger« in Städten und Gemeinden im Landkreis Konstanz unterwegs. Insgesamt waren es nach Angaben der Polizeidirektion Konstanz rund 850 BürgerInnen, die in Singen, Radolfzell, Stockach, Steißlingen, Engen, Allensbach und Konstanz auf die Straße gingen, um ihrem verdeckten Protest
gegen die Corona-Maßnahmen Ausdruck zu geben.
Der Münsterplatz in Radolfzell wurde noch von Weihnachtsketten beleuchtet, als sich gegen 19 Uhr die Altstadt nach und nach mit Menschen füllte. Es war eine bunte Truppe mit Senioren, Pärchen, Familien mit Kindern und kleinen Gruppen, die über den Platz spazierten, durch die Altstadt zogen und sich am Österreichischen Schlösschen wieder trafen.
Die Polizei war vor Ort und beobachtete das Geschehen. Ebenso Bürgermeisterin Monika Laule, die im Falle einer Eskalation oder anderer Verstöße die Versammlung hätte auflösen lassen. »Die Versammlung ist zwar nicht angemeldet, verläuft aber störungsfrei«, erklärt sie und ergänzt: »Das Grundgesetz schützt die Versammlungsfreiheit und wir werden dem gerecht.«
Die Beweggründe der »SpaziergängerInnen« sind vielseitig: Einige beharrten mit einem Augenzwinkern, dass sie »hier einfach spazieren gehen«. Andere wiederum sprachen offen über ihre Ängste und Bedenken, vor allem vor dem Impfen. »Wir gehen für unsere Freiheit und für unsere Grundrechte spazieren. Wir wollen selbst über unseren Körper bestimmen«, erklärte ein Teilnehmer, der auf der Höri lebt. Er distanzierte sich mit Nachdruck von Coronaleugnern und Verschwörungstheoretikern, sondern sieht sich und viele andere »SpaziergängerInnen« als »kritische, besorgte Bürger aus der Mitte der Gesellschaft«. Auch sei er nicht grundsätzlich gegen eine Impfung, allerdings müsste es zum Beispiel ein Totimpfstoff sein. Und er betonte: »Mit uns kann man reden, wir wollen den Diskurs.«
Viele der »SpaziergängerInnen« seien aus dem Gesundheitswesen, erklärte ein weiterer Teilnehmer. Er zeigte sich überzeugt, dass viele von ihnen kündigen werden, wenn die Impfpflicht komme. Denn, so sein Argument: »Es muss doch noch andere Wege als die Impfspritze geben, zum Beispiel Medikamente.« Eine junge Frau aus Engen möchte durch ihre Teilnahme an den Spaziergängen ein Zeichen setzen, dass sie mit der Corona-Politik nicht einverstanden ist. »Jeder soll doch selbst entscheiden, was für ihn gut ist. Ich möchte mich nicht immer wieder impfen lassen, ohne über die Folgen Bescheid zu wissen«, erklärte sie.
Zahlreiche Teilnehmer in Radolfzell kamen von außerhalb, manche reisten eigens zur Unterstützung Hunderte Kilometer an, wie ein kleine Gruppe aus Bamberg. Man sei gut vernetzt und spreche sich ab, so der Tenor unter den Beteiligten. Anders als in Ravensburg oder Friedrichshafen, wo es zu gewaltsamen Übergriffen auf Polizeibeamte kam, gab es hier im Landkreis laut Polizeidirektion Konstanz keine Ausschreitungen – die »Spaziergänge« verliefen friedlich. Allerdings war keine der Versammlungen angemeldet und es gab auch keine Verantwortlichen. Man habe die Veranstaltungen mit eigenen und zusätzlich angeforderten Kräften überwacht, sei aber aus Gründen der Einsatztaktik und der Verhältnismäßigkeit nicht eingeschritten, so die Polizei. Die Anzahl dieser »Spaziergänge« habe zugenommen, die Teilnehmerzahlen auch, obwohl dies eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Straf- und Gewalttaten wurden nicht begangen, stellte die Polizei Konstanz fest und erklärte abschließend: »Wir respektieren das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit und sorgen auch dafür, dass dieses Recht wahrgenommen werden kann. Allerdings haben wir jedoch wenig Verständnis, wenn dieses Grundrecht von Einzelnen für ihre Zwecke unterlaufen wird. Wir werden derartige Aktionen daher weiterhin im Auge behalten.«

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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