Unsichere Situation hälte die Menschen von der Umsetzung ihrer Neujahrsvorsätze ab
Den Fitness-Studios fehlen die Neujahrskunden

Injoy Rielasingen | Foto: In den letzten zwei Jahren gab es 10 Monate Lockdown für die Fitness-Studios. Angesichts der ausbleibenden Neukunden zum neuen Jahr angesichts der scharften 2G-Regeln liegt eine Erholung der wirtchaftlichen Situation noch in weiter Ferne. Das Bild zeigt d
  • Injoy Rielasingen
  • Foto: In den letzten zwei Jahren gab es 10 Monate Lockdown für die Fitness-Studios. Angesichts der ausbleibenden Neukunden zum neuen Jahr angesichts der scharften 2G-Regeln liegt eine Erholung der wirtchaftlichen Situation noch in weiter Ferne. Das Bild zeigt d
  • hochgeladen von Redaktion

Kreis Konstanz. Lockdown, Einlass unter 3G bis zur 2G-Plus-Regelung und jetzt ein ausbleibender »Boom« bei den Neuanmeldungen zum Jahresbeginn: Die Fitnessstudios der Region haben kaum Gelegenheit sich von den Umsatzeinbrüchen der letzten beiden Jahre zu erholen. Nichteinmal zur Zeit der Neujahrsvorsätze rund um gesündere Ernährung und eine (neue) Sportroutine gibt es den sonst gewohnten Anstieg an Mitgliedschaften.

Vier Studios in Radolfzell, Stockach, Singen und Rielasingen-Worblingen geben hier einen Einblick, wie es ihnen mit dem Auflagen-Wirrwarr geht.

Im INJOY in Stockach erlebt Geschäftsführer Maximilian Schyra die bereits angemeldeten Mitglieder als sehr trainingsaktiv, doch es fehlen die besonders zum Januar gewohnten Neuanmeldungen. Für gewöhnlich führen sowohl Neujahrsvorsätze, als auch Dunkelheit und kaltes Wetter im Winter dazu, dass sich die Menschen eher im Fitnessstudio anmelden, um drinnen Sport zu treiben – ein Phänomen, dass sich auch in anderen europäischen Ländern beobachten lässt.Zwar war es seit dem letzten Lockdown noch nicht notwendig, wieder Kurzarbeit für Angestellte zu beantragen, doch die 2G-Plus-Regelungen werden jedoch durchaus kritisch gesehen. Denn da die entstehenden Einkommenseinbußen im Gegensatz zu denen eines Lockdown nicht vom Staat aufgefangen werden, sind hier die Unternehmen selbst die Leidtragenden.Unter den aktiven Mitgliedern seien mehrheitlich Geimpfte, sodass der Betrieb weitgehend uneingeschränkt weiterlaufen kann, der Geschäftsführer sieht jedoch in der unsteten politischen Entscheidungslage über die geltenden Regelungen einen zentralen Punkt, der Neuinteressenten verunsichert und verwirrt. Denn während länger aktive Mitglieder mittlerweile einen guten Überblick der Auflagen und Umstände in den Studios hätten, würde das öffentliche Bild dahingehend in die Irre führen. Die Fitnessstudios sind inzwischen gut vorbereitet, sodass getroffene Maßnahmen wie größere Abstände, kleinere Gruppen, Lüften und Ähnliches das Risiko einer Ansteckung minimieren. Doch durch die andauernden Änderungen an den geltenden Verordnungen kommt dies bei den Interessenten einer Mitgliedschaft nicht an. Maximilian Schyra würde sich hier eine „konsequente und gleichbleibende Handlungsvorgabe“ von der Politik wünschen, um Neukunden die Angst zu nehmen.Hoffnung steckt man in das diesjährige Jubiläum: 20 Jahre gibt es das INJOY in der Region bereits. Zu diesem Anlass sind ab Februar Aktionen geplant, die hoffentlich den Einen oder Anderen motivieren, nicht weiter mit einer Anmeldung dort zu warten. Denn für Maximilian Schyra steht fest: Wer sich körperlich fit hält, bleibt gesund und entlastet dadurch auch langfristig unser Gesundheitssystem.

Laut Markus Mink, Mitarbeiter im Happy Fit in Singen, ist dort seit Beginn der Corona-Pandemie spürbar weniger los. Auch eine Kündigungswelle hat es zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown gegeben, ein ausgleichender Mitgliederansturm blieb auch jetzt im Januar aus. Eine Anmeldung von Kurzarbeit war seither nicht nötig, doch aus den Jahren vor der Pandemie ist man deutlich mehr Neujahrszuwachs gewohnt. Was zudem Sorgen macht: 2G-Plus ohne die Testung von Geboosterten birgt ein gewisses Risiko, deutlich sicherer wäre eine allgemeine Testpflicht.Allerdings zeigt man sich vorsichtig optimistisch. „Das Gesundheitsbewusstsein bei den Menschen ist immer noch da.“, meint Markus Mink. Er rechnet also wieder mit einem Aufschwung, von tatsächlichen Prognosen wann das der Fall sein könnte, sei man jedoch abgekommen.

Auch in einem Studio in Radolfzell, nicht namentlich genannt werden will, kam es durch die entstandene Ungewissheit nach den ersten beiden Lockdowns zu vielen Kündigungen der Mitglieder und durch den eingeschränkten Betrieb unter 2G-Vorschriften sind Ungeimpfte vom Training im Studio ausgeschlossen. Zwar ist auch hier keine Kurzarbeit nötig, doch das Personal und die Öffnungszeiten wurden reduziert und der gewohnte Anstieg an Neuanmeldungen in der Wintersaison bleibt aus. Als tragenden Grund hierfür sieht man die in der Gesellschaft vorherrschende Unsicherheit über die Entwicklung der Pandemie und die Angst vor der Gefahr einer Ansteckung. Die Menschen zögern, sich durch einen Vertrag zu verpflichten ohne zu wissen, wie sich die Lage weiterentwickeln wird oder es fehlt schlicht das Geld für eine Mitgliedschaft. Die 2G-Kontrolle bereitet durch den gedrosselten Betrieb im Moment keine Schwierigkeiten, man würde sich jedoch einen Einlass für alle Getesteten wünschen, egal ob mit oder ohne Impfung.

Das Bild der treuen Mitglieder bestätigt auch Geschäftsführer des INJOY Rielasingen Tom Söder, man könne sich dahingehend »nicht beklagen«. Zwar ist der Anteil derer die trainieren wollen, aber ungeimpft oder noch zu verunsichert sind, um sich in die Fitnessstudios zu wagen spürbar, doch viele Mitglieder kommen sehr regelmäßig. Der Trainingsbetrieb werde gut angenommen, da das Studio mit Frischluftzuführung, sowie einigen Filtern und »Virenkillern« besser ausgestattet ist, als viele andere Bereiche des öffentlichen Lebens. Gerade diese gute Ausstattung, sowie die regelmäßige Desinfektion der Geräte und die große Trainingsfläche führe dazu, dass sich die Mitglieder im Studio sehr sicher fühlen. Auch die geltenden Auflagen, wie die Maskenpflicht, die einzuhaltenden Abstände und die zertifizierte Teststation vor Ort werden von den Kunden gut angenommen und umgesetzt.Der Geschäftsführer ist überzeugt: »Angst braucht man bei uns nicht haben!« Den Beweis dafür sieht er auch darin, dass im INJOY Rielasingen noch keine Kontaktnachverfolgung nötig war - diese wäre durch das Ein- und Auscheck-System, das registriert, wer wann dort trainiert hat, problemlos möglich gewesen.Doch die 10 Monate während der Lockdowns, in denen das Studio komplett geschlossen bleiben musste, werden noch lange spürbar sein. Um die Verluste der in diesem Zeitraum ausgesetzten Mitgliederbeiträge wieder aufzuholen, brauche man dem Geschäftsführer zufolge noch Jahre. Aber auch dass die Hauptsaison für Neuanmeldungen von Januar bis März nun schon das zweite Mal in Folge für Interessenten mit Zweifeln verbunden ist, bringt wesentliche Einbußen für das Fitnessstudio.Dabei ist das regelmäßige Trainieren nachweislich sehr gut für das Immunsystem, das Risiko zu erkranken soll Tom Söder zufolge bis zu 60% geringer sein. Das sei für viele regelmäßige Kunden auch ein großer Motivator, sich fit zu halten.Von der Politik wünscht er sich, dass die geltenden Maßnahmen in einem vernünftigen Rahmen gelockert werden. So könnte er sich beispielsweise vorstellen Maskenpflicht, Abstand und Desinfektionsmöglichkeiten aufrechtzuerhalten, andere Einschränkungen jedoch aufzulösen, gerade für den Gesundheitsbereich. Generell wünscht sich der Geschäftsführer »klare Vorgaben.« Denn die politische Unsicherheit und das Verantwortlichmachen der Dienstleister mache die Menschen vorsichtig, sodass diese lieber abwarten, wie sich die Lage und die Auflagen weiter entwickeln.

- Anja Kurz

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.