Andreas Jung und Christophe Arend im Schulterschluss für gemeinsame Zukunft des Staatenbundes
Das Virus darf die Europäische Idee nicht befallen und zerstören
Berlin/Paris. Wer die letzten Wochen erlebt hat, spürte vor allem eines: angesichts der Herausforderungen der Corona-Pandemie wurden nicht nur die Grenzen geschlossen, sondern auch viele Werte des gemeinsamen in der Europäischen Union über Bord geworfen, indem jedes Land seinen eigenen Weg suchte oder auch suchen musste. Dagegen haben heute der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung und sein Französischer Kollege Christophe Arend von der Assemblée Nationale, für die Deutsch-Französische Parlamentariergruppe mit einem Positionspapier ein Zeichen gesetzt, der Mahnung wie der Erinnerung, das solche Krisen auch nur gemeinsam bewältigt werden können.
Krise als Bewährungsprobe für Europa
»Die Krise ist eine Bewährungsprobe für Europa. Wenn die EU eine Wertegemeinschaft sein will und kein Schönwetter-Club, dann muss sich die oft beschworene Partnerschaft gerade in der Not bewähren. Das gilt ganz besonders für Deutsche und Franzosen«, halten die beiden in ihrer zweisprachigen Erklärung fest. Und weiter: »Das Virus macht vor Grenzen nicht Halt. Und auch seine Bekämpfung kann nur international abgestimmt gelingen. Trotzdem besteht Anlass zur Sorge: Die erste Reaktion war vielerorts erst einmal die Besinnung auf sich selbst. Während in Italien Menschen sterben, weil es an Intensivversorgung mangelt, stehen anderswo in Europa Betten leer. Das ist unerträglich.« Jung wie Arend sehen Europa vor seiner bisher größten Bewährungsprobe: »Wenn die EU in der Krise versagt, wird das Virus die europäische Idee befallen und zerstören. Genauso gilt umgekehrt: Wenn wir in Europa Herz zeigen und Hilfe leisten, dann wird es die Gemeinschaft auf Dauer stärken«, zeigen sie die Aufnahme französischer Patienten aus dem Elsass seit zwei Wochen auch in den Kliniken des Landkreises als ein positives Beispiel auf. Solche Hilfen werde man nicht vergessen.
Miteinander gut leben oder zusammen scheitern
Doch die Erklärung setzt weitere Spitzen: »Wir werden miteinander gut leben oder zusammen scheitern. Für uns ist deshalb klar, als überzeugte Europäer und aus eigenem Interesse: Wir müssen jetzt in europäischem Geist beherzt handeln. Gemeinsam müssen wir Leben und Gesundheit schützen. Zusammen müssen wir die Ausbreitung des Virus eindämmen. Wir müssen schon jetzt die Weichen stellen, um nach der Krise gemeinsam den Pfad zu nachhaltigem Wirtschaften zu beschreiten. Nach unkoordiniertem Vorgehen der Mitgliedstaaten zu Beginn der Krise müssen wir das Handeln jetzt und die folgenden Schritte aus der Krise heraus umso besser abstimmen. Wir müssen wichtige Lehren aus dieser Krise und unserem Umgang damit ziehen. Der deutsch-französischen Partnerschaft kommt bei alldem eine wichtige Rolle zu - für unser Miteinander und für den Zusammenhalt in Europa. Es darf keine Schlagbäume in den Köpfen geben, Solidarität ist das Gebot der Stunde - gemeinsam für Europa!«
Europäischer Marshallplan
Dafür brauche man kein Europäisches Gesundheitssystem und keine "Europäische Krankenversicherung", aber gemeinsame Notfallpläne über die Grenzen hinweg, um nur ein Beispiel zu nennen. Beide Politiker fordern auch einen »Europäischen Marshallplan« über die in den letzten Wochen auf den Weg gebrachten Hilfsprogramme der EU hinaus, um insbesondere die Wirtschaft in Italien, Spanien und Frankreich als bislang am schwersten von der Pandemie getroffene Länder wieder auf die Beine zu bringen und überhaupt den Europäischen Markt nachhaltig wieder fit zu machen. »Das ist die Pionierleistung unserer Generation für unsere Kinder und Enkel. Wir müssen dafür bereit sein, mehr als bislang für den europäischen Haushalt zu bezahlen«, so beiden in ihrer ausführlichen Erklärung.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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