Weiter optimistischer Konjunkturberricht vor dem Jahresende
Das Handwerk hat viel zu tun
Kreis Konstanz. Noch mehr Aufträge, eine noch höhere Auslastung und weiter gestiegene Umsätze: Die Handwerkskonjunktur zwischen Bodensee, Hochrhein und Schwarzwald-Baar-Heuberg setzt ihren Höhenflug im dritten Quartal dieses Jahres fort. Das zeigt die aktuelle Umfrage der Handwerkskammer Konstanz unter ihren Mitgliedsbetrieben. Über 80 Prozent der Befragten bewerten die Geschäftslage als gut und blicken optimistisch in die Zukunft.
„Das Handwerk steht in den meisten Branchen gut da", freut sich Handwerkskammerpräsident Gotthard Reiner über die guten Umfrageergebnisse. Müssen die Kunden nun längere Wartezeiten und Preissteigerungen im Handwerk erwarten? „Bei vollen Auftragsbüchern und saisonal geballten Anfragen muss jeder Handwerker schauen, wie er dennoch dringende Angelegenheiten zeitnah abarbeiten kann. Aber es gibt in jedem Unternehmen eine gewisse Flexibilität", beruhigt Reiner. Mögliche Kostensteigerungen seien immer in Zusammenhang mit den steigenden Einkaufspreisen und mit den zum Fachkräfteerhalt notwendigen Lohnerhöhungen zu sehen.
Um Wachstum und Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern, müssten jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt werden - und da sei auch die Politik gefordert: „In den anstehenden Koalitionsverhandlungen sollten die Parteien schnell zur Sache kommen und wirtschaftspolitischen Themen einen hohen Stellenwert geben. An der Stärkung der beruflichen Bildung und der Verbesserung der digitalen Infrastruktur beispielsweise kann kein Weg vorbeiführen. Sonst brechen uns irgendwann die Grundlagen weg", so Reiner.
Noch aber ist das konjunkturelle Umfeld stabil - und davon profitieren derzeit vier Branchen ganz besonders: Am besten ist die Stimmung im Ausbauhandwerk, 95 Prozent der Betriebe sind hier mit der Geschäftslage mehr als zufrieden. Rund 88 Prozent der Betriebe im Bauhauptgewerbe geht es ebenso, dicht gefolgt von den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (85 Prozent), wozu vor allem die Zulieferer für die Industrie gehören. Die Dienstleistungsbranche kommt mit 80 Prozent „Gut"-Bewertungen auf Platz vier, hat aber im Vergleich zum Vorjahr einen großen Sprung nach oben gemacht.
Im Nahrungsmittelhandwerk bewertet immerhin noch eine Mehrheit (58 Prozent) das letzte Quartal als gut, während man in der Kfz-Branche die Geschäftslage nicht mehr überwiegend positiv sieht: „Teils gut - teils schlecht" sagen hier 61 Prozent der Betriebe. „Die Werkstätten und Autohäuser bekommen die Verunsicherung der Verbraucher durch den Dieselskandal zu spüren", sagt Handwerkskammerpräsident Reiner. Eingetrübt hat sich die Stimmung auch im Gesundheitshandwerk: Nur noch rund 35 Pro-ent blicken zufrieden auf die letzte Zeit zurück, vor einem Jahr waren es noch 60 Prozent. In allen drei Gewerken erwartet man im nächsten Quartal aber wieder deutlich bessere Geschäfte.
Aufträge und Auslastung
Insgesamt betrachtet hatte das Handwerk der Region in den letzten Wochen viel zu tun: Im dritten Quartal 2017 verzeichneten rund 26 Prozent der befragten Betriebe vollere Auftragsbücher, nur 15 Prozent registrierten weniger Auftragseingänge. Vor Jahresfrist meldeten dagegen rund 22 Prozent ein Auftragsplus und 19 Prozent ein Auftragsminus. Auch die Auslastung stieg im Jahresvergleich spürbar an: Mehr als die Hälfte der Betriebe ist voll ausgelastet (Vorjahr: 47,7), 18,4 Prozent der befragten Firmen arbeiten sogar über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus (Vorjahr: 16,2 Prozent).
Umsatzlage und -entwicklung
Das macht sich auch beim Umsatz bemerkbar: Wie vor einem Jahr konnte sich in den letzten Wochen jedes dritte Handwerksunternehmen über steigende Umsätze freuen, während nur 11,5 Prozent und damit deutlich weniger Unternehmen als im Vorjahr (26 Prozent) geringere Umsätze verkraften mussten. Wie im Sommer 2016 rechnen rund 40 Prozent der Befragten mit weiteren Umsatzsteigerungen.
Investitionen und Beschäftigung
Während die Investitionsbereitschaft im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken ist, hat das Handwerk in den vergangenen Wochen wieder einen deutlichen Beschäftigungsimpuls für den regionalen Arbeitsmarkt gegeben. Rund 17 Prozent der Befragten haben neue Arbeitsplätze geschaffen, wäh-end sich bei nur 8 Prozent der Handwerksunternehmen die Personaldecke verkleinerte. Im Vorjahr waren dagegen genauso viele Stellen geschaffen wie gestrichen worden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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