Viel Beifall für Gretchen bei Faustpremiere
Berührende Verletzlichkeit

Foto: Gretchen weiß noch nicht, dass sie der umgarnende Faust ins Verderben stürzt. Bei den Proben noch mit dunklem Haar (siehe Foto) wirkt Gretchen mit platinblonder Perrücke noch verletzlicher. swb-Bild: Theater Konstanz. Ilja Mees
  • Foto: Gretchen weiß noch nicht, dass sie der umgarnende Faust ins Verderben stürzt. Bei den Proben noch mit dunklem Haar (siehe Foto) wirkt Gretchen mit platinblonder Perrücke noch verletzlicher. swb-Bild: Theater Konstanz. Ilja Mees
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Konstanz (stm). Kein Zuschauer am Premierenabend von »Faust 1« im nahezu ausverkauften Stadttheater Konstanz wollte oder konnte Gretchen helfen. Von ihrem Faust verlassen, tritt sie direkt nach der Pause von der Bühne in den Zuschauerraum und bittet verzweifelt um Hilfe. Es ist dieser Kunstgriff mit dem das Drama bis zum Finale immer weiter ansteigt. Gretchens Verletzlichkeit berührt durch Johannna Links Schauspiel. Wenn sie Faust bittet, sie nicht zu weit abseits von Mutter und Bruder mit dem Kind auf der Brust zu beerdigen, würde sie wahrscheinlich mehr Hilfe aus dem Zuschauerraum erwarten dürfen. Doch ist Gretchen überhaupt zu helfen oder bleiben die Menschen nicht immer, wer sie sind und können nicht aus ihrer Haut heraus. Gerade ihre grenzenlose Verlassenheit und nicht die uneheliche Schwangerschaft machen ihr Schicksal damit auch heutzutage begreifbar.

Währenddessen »völlert« Biedermann Faust (Ingo Biermann), der anfangs seine eigenen Zitate vergisst, und immer mehr zum unersättlichen Lebemann mutiert. Wie alle, will er immer mehr. Durch die ebenso karge wie ausgeklügelte Bühnenausstattung gelingt es Regisseurin Johanna Wehner diese oberflächliche immer schneller werdende Lebensgier quasi parallel zur immer peinigenden Einsamkeit Gretchens aufzuzeigen. Denn die zwei steilen Rampen bieten durch Schlupfwinkel beispielsweise immer wieder die Möglichkeit abzutauchen. Ebenfalls ein gelungener Inszenierungskniff Mephisto mit drei Schauspielern zu besetzen und ihm damit eine Vielschichtigkeit zu verleihen. Auch die Mehrstimmigkeit, die Gretchen in die Verzweiflung stürzt, ist in dieser modernen Inszenierung mit eindrücklicher Musik hervorzuheben. Weniger gelungen die teilweise Überzeichnung, die vereinzelte Lacher hervorrief.

Wegen eines akuten Krankheitsfalles entfiel die Vorstellung am 28. November. Nächste Vorstellungen von »Faust 1« sind für Freitag, 4. Dezember, 19.30 Uhr und Samstag, 5. Dezember, 20 Uhr geplant.

Weitere Termine unter www.theaterkonstanz.de

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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