Vollversammlung der Handwerkskammer kurz vor den Neuwahlen
"Bachelor Professionell" und Ausbildungsinitiative
Konstanz. Eine Ablösesumme für im Handwerk ausgebildete Fachkräfte, die den Betrieb verlassen? Kurz vor der Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz hatte ZDH-Präsident Wollseifer mit dieser Forderung für Schlagzeilen gesorgt. Kammerpräsident Gotthard Reiner nahm sie zum Anlass, in seiner Rede auf die Ausbildungsleistung des Handwerks einzugehen. „Wir können in unserem Kammerbezirk bereits 754 neue Ausbildungsverträge vorweisen, das ist ein Zuwachs von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat,“ freute sich Reiner. Diese jungen Menschen müsse man auch dringend im Handwerk halten.
Gute Arbeit habe das Team Nachwuchswerbung der Handwerkskammer geleistet, das durch Maßnahmen wie Infotouren, Elternabende, pädagogische Tage, Messen und Berufsorientierungstage für das Handwerk werbe. Auch das Ausbildungszertifikat VORAUS für Betriebe mit vorbildlicher Ausbildung sowie der neue Grundlagenunterricht für Geflüchtete in Ausbildung seien wichtige Bausteine.
Um die Attraktivität der handwerklichen Ausbildung weiter zu steigern, beschloss die Vollversammlung einstimmig eine Mittagsessenspauschale für Auszubildende. Künftig erhalten danach ÜBA-Lehrlinge einen Wertgutschein über 4,80 Euro pro ÜBA-Tag, so der Beschluss.
Kammerpräsident Gotthard Reiner wie auch Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner blickten insgesamt auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück. „Die Handwerkskammer hat solide gewirtschaftet und zahlreiche Projekte, unter anderem im Rahmen der gemeinsamen Landesinitiative Handwerk 2025, auf den Weg gebracht,“ so Hiltner. Trotz notwendiger Investitionen in die Bildungshäuser und Tariferhöhungen segle die Kammer selbst auch mittelfristig noch in ruhigem Fahrwasser. Höhere Einnahmen aufgrund der konjunkturellen Lage sowie Einsparungen bei sonstigen Kammeraufwendungen hätten dazu beigetragen.
Aus der Arbeit des Berufsbildungsausschusses berichtete Raimund Kegel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Man habe unter anderem sehr kontrovers über das neue Berufsbildungsgesetz inklusive der darin enthaltenen Mindestausbildungsvergütung diskutiert. „Wie es da weitergeht, ist nicht klar, da die Initiatorin bekanntlich vom Amt zurückgetreten ist,“ so Kegel. Themen waren außerdem die regionale Schulentwicklung und die Diskussion um den Titel Bachelor Professionell in Ergänzung zum „Meister“.
Wann die vom Handwerk lange geforderte Meisterprämie vom Land kommen wird, konnte auch der anwesende Ministerialdirigent Dr. Hans-Joachim Hauser vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau nicht abschließend sagen. „Das wird Gegenstand der Haushaltsverhandlungen sein“, so Hauser. Zur geplanten Wiedereinführung der Meisterpflicht sagte er: „Die Landesregierung begrüßt die Wiedereinführung dort, wo sie sinnvoll und rechtlich möglich ist.“ Dazu finden gerade auch Anhörungstermine in Berlin statt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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