Corona-Lock Down zeigt deutliche Auswirkungen in einigen Branchen
Aufwärtstrend bei den Ausbildungszahlen gebremst
Kreis Konstanz. Im Juni verzeichnete die Handwerkskammer zwölf Prozent weniger Ausbildungsverhältnisse als im Vorjahresmonat. Bisher wurden 865 Verträge geschlossen, im Juni 2019 waren es noch 988 gewesen. Dass der Rückgang auch eine Folge der Coronakrise sein könnte, zeigt sich an der unterschiedlichen Betroffenheit der Berufsgruppen: Während sich einige Bauberufe sogar über Zuwächse freuen konnten, gingen die Ausbildungszahlen im Nahrungsmittelhandwerk und bei den Friseuren deutlich zurück. Gerade in diesen Branchen waren die Einbußen durch wochenlange Schließungen und Absagen von Veranstaltungen besonders groß.
„Momentan herrscht auf allen Seiten Unsicherheit. Viele Betriebe warten ab, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickelt oder inwiefern sie von der nun beschlossenen Ausbildungsprämie profitieren können,“ glaubt Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. Zudem seien viele Berufsorientierungstage, Messen und Praktika durch die Corona-Krise weggefallen, so dass der Prozess des Kennenlernens und Bewerbens erschwert war.
Um die Zahlen besser interpretieren zu können, führt die Handwerkskammer nun eine Kurzumfrage zum Thema Ausbildung unter den Betrieben durch. „Wir hoffen, dadurch die konkreten Beweggründe für das Ausbildungsverhalten zu erfahren und unsere Betriebe dann passgenauer unterstützen zu können,“ so Rottler.
Völlig beunruhigt ist der Kammerpräsident aufgrund der rückgängigen Zahlen noch nicht, denn gewisse Schwankungen von Jahr zu Jahr seien normal: „Letztes Jahr war ein ausgesprochen erfolgreiches Ausbildungsjahr und wir sind davon ausgegangen, dass sich dieser Aufwärtstrend fortsetzt. Nun sind wir wieder auf dem Niveau von 2018 und 2016. Wir hoffen auf eine Aufholjagd im Juli und August“, so Rottler.
Noch viele freie Ausbildungsstellen
Der Kammerpräsident rät jungen Menschen, die noch auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildung sind, sich eingehend über die Berufe und Karrierechancen im Handwerk zu informieren. „Bei rund 130 unterschiedlichen Ausbildungsberufen ist garantiert für jeden etwas dabei - von kreativ bis technisch,“ so Rottler. Auf der Website der Handwerkskammer unter www.hwk-konstanz.de/ausbildung seien detaillierte Informationen zu allen Handwerksberufen und zahlreiche freie Ausbildungsplätze von regionalen Handwerksunternehmen in der Online-Lehrstellenbörse aufgeführt. „Aktuell findet man dort über 400 freie Stellen, vornehmlich in den Berufen Anlagenmechanik für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, KFZ-Mechatronik, Elektroniker und Zimmerer - Berufe, in denen seit vielen Jahren ein hoher Fachkräftebedarf herrscht und in denen händeringend nach Auszubildenden gesucht wird,“ so Rottler. „Ob Coronakrise oder nicht, gut ausgebildete Fachkräfte sind für die Unternehmen der Region zukunftsentscheidend, denn ohne sie sind wirtschaftliches Wachstum und innovative Entwicklungen kaum möglich.“
Die Ausbildungszahlen in den Branchen und Landkreisen
Je nach Landkreisen haben sich die Ausbildungszahlen unterschiedlich entwickelt: Besonders starke Einbrüche im Vergleich zum Vorjahr gab es im Monat Juni im Landkreis Tuttlingen (2019: 161, 2020: 128), in dem die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Rückgänge gab es auch in den Landkreisen Rottweil (2019: 148, 2020: 126), Konstanz (2019: 262, 2020: 219) und dem Schwarzwald-Baar-Kreis (2019:195, 2020:175). Weitgehend stabil zeigt sich der Landkreis Waldshut mit aktuell 217 (2019: 222) neuen Ausbildungsverhältnissen.
Auch die Branchen sind unterschiedlich stark betroffen: Rund ein Drittel weniger Ausbildungsverträge wurden bisher im Nahrungsmittelhandwerk abgeschlossen. Vor allem bei den Bäckern ging die Zahl der neuen Ausbildungsvertragsabschlüsse von 16 (2019) auf 6 (2020) zurück.
Der Bau- und Ausbaubereich weist mit 209 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen hingegen stabile Zahlen auf. In einigen Gewerken gab es sogar mehr Einstellungen als im Juni des Vorjahres, wie beispielsweise bei den Zimmerern (2019: 95, 2020: 104) und Stuckateuren (2019: 9, 2020: 24).
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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